Geboren ist er im südbadischen Lörrach, aufgewachsen in der kleinen Hotzenwald-Gemeinde Görwihl (Kreis Waldshut). Doch seit mehr als 20 Jahren gilt sein Faible Rumänien, seit 2019 ist er dauerhaft dort wohnhaft, und seit 2020 – als erster Nicht-Rumäne – Oberbürgermeister einer Großstadt seiner Wahlheimat. Jetzt macht der in Temeswar, der fünftgrößten Stadt Rumäniens, 2024 wiedergewählte Badener, den nächsten Karrieresprung: Er wird Parteivorsitzender.
„Rumäniens populärster Immigrant“, so lauteten jüngste Medienschlagzeilen. Seit 2003, als es Fritz für ein freiwilliges soziales Jahr erstmals in die westrumänische Vielvölkerstadt Temeswar (das in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts bis zu einem Drittel von Deutschen besiedelt war) verschlug, ist seine Liebe für den Landstrich entflammt.
Er schlug den Amtsinhaber
Nicht selbstverständlich war die Wahl des Sohns eines Lehrer-Ehepaars, der in St. Blasien sein Abitur ablegte, zum Rathauschef in der rund 250.000 Einwohner zählenden Stadt Temeswar. Er hatte den Amtsinhaber, einen seit 2012 regierenden ehemaligen Professor geschlagen. Im Juni 2024 gab es eine Zweitauflage des Duells: Auch da hatte der damals knapp 70-jährige Nicolae Robu das Nachsehen.
Jetzt macht der 41-jährige Dominic Fritz seinen nächsten Karrieresprung: Schon in einem Mitgliedervotum hatten sich die Mitglieder der liberalen Reformpartei „USR“ („Uniunea Salvati România“; zu Deutsch: „Union rettet Rumänien“), die derzeit viertgrößte Partei Rumäniens, mit 67 Prozent der Stimmen für Fritz ausgesprochen. Auf dem Parteitag am Samstag wurde er, der fließend rumänisch spricht, von den USR-Delegierten bestätigt.
Schon bei seiner Wiederwahl 2024 als Rathauschef in Temeswar zeigte sich Fritz der Zukunft zugewandt. Noch am Wahlabend erklärte der wiedergewählte Bürgermeister, dass sich die Temeswarer „gegen den Nationalismus und gegen einen Schritt zurück in die Vergangenheit entschieden. Sie hätten gezeigt, dass die Stadt ihren fortschrittlichen, europäischen Weg gehe.“ Ein erklärtes Ziel seiner Partei ist Kampf gegen Korruption.
„Die Ehre seines Lebens“
Einen Umzug nach Bukarest, der rund 600 Kilometer entfernten Hauptstadt Rumäniens im Osten des Landes, plant Fritz augenscheinlich nicht. Es sei „die Ehre seines Lebens, Bürgermeister von Temeswar zu sein“, ließ er jetzt lokale rumänische Medien wissen. Temeswar – 2023 war es „Europäische Kulturhauptstadt“ – gilt als ein Symbol für Aufbruch und Veränderung: Es war nach dem Zusammenbruch des Eisernen Vorhangs Ausgangspunkt für die rumänische Revolution.
Seine Machtbasis in Temeswar ist Dominic Fritz, der vor seinem Umzug nach Rumänien (2016-2019) Büroleiter des früheren Bundespräsidenten Horst Köhler war, vergleichsweise sicher. Dort hat seine Partei zehn von 27 Sitzen im Rathaus. Und was vielleicht noch gewichtiger ist: der am 18. Mai in einer Stichwahl neu gewählte rumänische Präsident Nicușor Daniel Dan war von der USR unterstützt worden – und bis 2025 amtierender Rathauschef in Bukarest.