Wie bekannt und beliebt sind die Mitglieder der Landesregierung? Auch mit dieser Frage beschäftigt sich der aktuelle BaWü-Check der baden-württembergischen Zeitungsverlage, bei dem das Institut für Demoskopie (IfD) in Allensbach im August landesweit eine repräsentative Umfrage unter 1018 Bürgern ab 18 Jahren durchgeführt hatte.
Nun ist es keine Überraschung, dass 86 Prozent der Befragten angeben, Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) zu kennen. In Landesregierungen sind die Regierungschefs schon immer diejenigen, die im Land am stärksten wahrgenommen werden.
Dass Kretschmann, der erste grüne Ministerpräsident in der Geschichte Deutschlands, schon seit 2011 im Amt ist, verstärkt seine Bekanntheit noch. „Mich wundert eher, dass sein Wert unter 90 Prozent liegt“, sagt Frank Brettschneider, Kommunikationswissenschaftler an der Universität Stuttgart-Hohenheim auf Nachfrage des SÜDKURIER.
Das ist die Rangliste der Politiker

Bei der Frage nach der Zufriedenheit mit den Mitgliedern des Kabinetts landet Kretschmann mit der Note 3,4 nur im Mittelfeld auf Platz sechs. Laut Brettschneider hängt der bescheidene Wert des Grünen-Politikers wohl damit zusammen, dass ihn viele kennen, also auch diejenigen, die kein gutes Bild von ihm habe. Dies müsse bei der Befragung berücksichtigt werden.
Den gegenteiligen Effekt kann man wohl bei Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne), Justizministerin Marion Gentges (CDU) und Wohnungsbauministerin Nicole Razavi (CDU) beobachten. Bei der Bewertung schneiden sie mit 3,1 (Bayaz) und 3,2 (Gentges und Razavi) am besten ab.
Bekannt ist Bayaz aber nur knapp jedem fünften Befragten, Gentges und Razavi gar nur etwa jeder zehnten Person. „Wer sie bewertet, hat sich vermutlich intensiver mit ihnen beschäftigt. Darunter dürften auch viele Personen sein, die mit den jeweiligen Parteien sympathisieren“, so Brettschneider.
Bayaz sei jedoch ein Sonderfall. Er trete frisch auf und zeichne in den sozialen Medien ein sehr nahbares Bild von sich, so Brettschneider. Auch in seinem Feld der Finanzpolitik wirke er seriös. Zudem gelte er als einer der potenziellen Kretschmann-Nachfolgekandidaten. Dies alles erkläre seine etwas höheren Sympathiewerte. Wobei insgesamt die Zufriedenheitswerte der einzelnen Minister im Kabinett sehr eng zusammenliegen.
Auf dem letzten Platz der Zufriedenheitsskala befindet sich laut Allensbach-Studie Sozialminister Manfred Lucha (Grüne). Bei ihm dürften die Probleme beim Corona-Management eine Rolle gespielt haben. Innenminister Thomas Strobl (CDU) ist Vorletzter. „Strobl polarisiert“, sagt Brettschneider. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Strobl dürften auch seine Unterstützung bei CDU-Anhängern reduziert haben.