Kurskorrektur des Innenministeriums, was den Einsatz der sogenannten Taser angeht. Die Distanzwaffe Taser soll nun in mehreren Polizeirevieren in Baden-Württemberg und beim Präsidium Einsatz in Göppingen getestet werden. Bisher war die Haltung der Landesregierung, dass Taser, also Distanz-Elektroimpulsgeräte, ausschließlich durch Spezialeinheiten eingesetzt werden und dass man keine flächendeckende Einführung plane.
Gegenüber unserer Redaktion bestätigte Innenminister Thomas Strobl (CDU) den Kurswechsel und begründete dies mit der fortgeschrittenen Technik und den neuen Anforderungen: „Die Polizei Baden-Württemberg wird künftig Taser auch im Streifendienst und bei Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten testen. Unsere Polizistinnen und Polizisten sollen eine optimale Ausrüstung und Ausstattung haben – das ist weiterhin mein klares Ziel als Innenminister.“
Man überprüfe ständig die auf dem Markt verfügbaren Einsatzmittel und habe dabei auch die Entwicklung der Taser im Blick gehabt. Bei den Spezialeinheiten der Polizei im Land wie dem SEK sind Taser bereits seit 2007 im Einsatz.
„Sehen neue Generation“
Neben diesen Erfahrungen fließen demnach auch Erkenntnisse der Polizei aus anderen Ländern und des Bundes und der aktuelle technische Entwicklungsstand in die Bewertung mit ein. „Dabei sehen wir eine neuere Generation von Tasern auf dem Markt, die für die Polizei Vorteile haben könnte. Daher gehen wir nun einen Schritt weiter und werden den Einsatz von Tasern außerhalb der Spezialeinheiten erproben“, so Strobl. Im Innenministerium verweist man auf die technische Fortentwicklung. Der aktuell bundesweit am häufigsten verwendete Taser (zwei Auslösungen möglich) sei weiterentwickelt worden, nämlich nun mit zehn möglichen Einzelauslösungen.
In einem ersten Schritt beginnt nun 2026 ein zweijähriger Test im Wesentlichen bei vier Polizeirevieren im Bereich des Polizeipräsidiums Freiburg. Der genaue Zeitplan soll in den kommenden Wochen entstehen, heißt es im Innenministerium. Innenminister Strobl legt dabei Wert auf ein umfassendes Bild.
Tests in Freiburg, Titisee-Neustadt und Weil am Rhein
Die Taser sollen deshalb im städtischen Raum bei den Polizeirevieren Freiburg Nord und Süd, auf dem Land beim Polizeirevier Titisee-Neustadt und mit Weil am Rhein bei einem Polizeirevier in Grenznähe getestet werden. Außerdem werde eine Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit beim Polizeipräsidium Einsatz (Göppingen) mit Tasern testweise ausgestattet, so Strobl. Der Innenminister betonte aber: „Eines ändert sich nicht: Wer Polizistinnen oder Polizisten mit einem Messer angreift, riskiert das eigene Leben! Als ultima ratio machen unsere Polizistinnen und Polizisten weiterhin von ihrer Schusswaffe Gebrauch.“
Seit Monaten wird bundesweit verstärkt über den Einsatz von Tasern diskutiert. Sie sollen eine Alternative zum Griff zur Schusswaffe bieten, um einen Angreifer zu stoppen. Mit dem Taser wird ein Gegner mehrere Sekunden lang handlungsunfähig gemacht, sprich das Nervensystem wird kurzfristig gelähmt. Aus einer Distanz von zwei bis fünf Metern schießt der Polizist mit Draht verbundene Pfeile ab. Ganz ohne Risiko ist dies aber nicht, vor allem für gesundheitlich vorbelastete Personen.
Bisher war die Haltung im Stuttgarter Innenministerium gegenüber Tasern im Streifendienst skeptisch, vor allem mit dem Blick auf die Schwierigkeiten für die Beamten bei „dynamische Einsatzlagen“, auch sah man einen erheblichen Trainingsaufwand.
Gewerkschaft schon länger dafür
Die Bundespolizei soll laut Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) mit Tasern ausgerüstet werden. „Ich bin davon überzeugt, dass der Einsatz von Tasern bei unserer Polizei zwingend notwendig ist“, sagte Dobrindt jüngst. Fünf Bundesländer setzen den Taser im Streifendienst bereits ein.
Unter anderem die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) in Baden-Württemberg fordert seit längerem, Polizeibeamte im Streifendienst mit Tasern auszustatten, auch wegen zunehmender Messerattacken. Auch psychisch Kranke und Menschen unter Drogeneinfluss sowie in Ausnahmesituationen würden immer mehr zum polizeilichen Problemfall, da bleibe bisher als einziges Mittel oft die Schusswaffe.