Am Dienstag und Mittwoch griffen die Sicherheitsbehörden in Bosnien-Herzegowina endlich zu: Der Rotlicht-König aus Villingen-Schwenningen, Armin „Boki“ C., ist bei einer groß angelegten Polizeiaktion festgenommen worden. Das berichteten die Bundespolizeidirektion des Landes (FUP) sowie mehrere Medien wie Radio Sarajevo. In Deutschland berichtete zuerst der Schwarzwälder Bote.

Die bosnische Polizei erklärte, dass der Operation „Geko“ jahrelange Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft vorausgingen. Sie verhafteten mehrere Mitglieder „einer kriminellen Gruppe, die wegen Menschenhandel, Prostitution und Geldwäsche international gesucht werden“. Anführer soll „A.C.“ gewesen sein.

Beschlagnahmt: Dieses Bild eines Hummers veröffentlichte die bosnische Polizei zu ihrer Mitteilung über die Polizeiaktion.
Beschlagnahmt: Dieses Bild eines Hummers veröffentlichte die bosnische Polizei zu ihrer Mitteilung über die Polizeiaktion. | Bild: FEDERALNA UPRAVA POLICIJE

Darunter soll der Gründer der United Tribuns aus dem Schwarzwald sein. Boki wurde in der Gegend von Ljubuški im Kanton West-Herzegowina bei einer Verkehrskontrolle gefasst. Von hier aus sind es nur wenige Kilometer bis zur kroatischen Grenze. Sieben Personen wurden festgenommen, darunter soll auch Bokis Sohn sein.

Auch Minderjährige illegal prostituiert

Die Polizei durchsuchte Objekte in Norden, Westen und Süden des Landes. Dabei sicherten die Beamten Schusswaffen, Geld, teure Autos, Motorräder und wertvolle Uhren. Die bosnische Polizei arbeitete dazu nach eigener Aussage mit den Ermittlungsbehörden Deutschlands, der Schweiz und Kroatiens zusammen.

Die Behörden werfen der Gruppe vor, illegale Prostitution organisiert zu haben, bei der Frauen und Mädchen in Bosnien-Herzegowina und Westeuropa sexuelle Dienstleistungen anboten.

Wer ist Boki?

Armin C. stammt aus Prijedor und floh während des Bosnien-Krieges nach Deutschland. Der frühere Boxer gründete 2004 die United Tribuns in Villingen-Schwenningen. Er betrieb hier verschiedene Bordelle, darunter das „Laufhaus“ in Villingen und das „La Notte“ in Schwenningen.

Bereits 2009 zerschlug die Kriminalpolizei die VS-Rotlichtbande. Bei einer Razzia im Sommer wurden einige seiner Geschäftspartner festgenommen und Luxusautos, Schmuck und Bargeld sichergestellt. Boki entkam und setzte sich nach Bosnien ab, ebenso sein Bruder Nermin C..

United Tribuns seit 2022 verboten

Ein Bild aus dem Polizeipräsidium Stuttgart im Jahr 2015: Dieses Arsenal hatte man zuvor beschlagnahmt.
Ein Bild aus dem Polizeipräsidium Stuttgart im Jahr 2015: Dieses Arsenal hatte man zuvor beschlagnahmt. | Bild: Christoph Schmidt

Seit der Gründung der United Tribuns 2004 wuchs die Gruppe auf etwa 1700 Mitglieder an und breitete sich Deutschland, Österreich, die Schweiz und dem Balkan aus. Ihr gehörten Deutsche und Ausländer an, die überwiegend aus den Staaten des ehemaligen Jugoslawien stammen.

Immer wieder kam es zu tödlichen Auseinandersetzungen mit anderen Rocker-Gruppen. Im September 2022 verbot Innenministerin Nancy Faeser die Gruppe. Zeitgleich durchsuchten 1500 Beamte in neun Bundesländern 108 Objekte und beschlagnahmten Geld, Waffen und Wertgegenstände.

Protzen im Exil

Nach wenigen Jahren zeigte sich Boki und sein Bruder Nermin C. in sozialen Medien, umgeben von Luxus, schnellen Autos – auch mit deutschen und Schweizer Kennzeichen. Ihr Reichtum und Einfluss in der Region wuchsen, während die bosnischen Behörden zögerten, gegen sie vorzugehen. Für einen Doppelmord, den Boki in Auftrag gegeben haben soll, saß er nur einen Tag hinter Gitter. Die Polizei ließ ihn „aus rechtlichen Gründen“ wieder frei. Mehrere Versuche der Konstanzer Strafverfolgungsbehörden, den Rocker-König durch Bosnien-Herzegowina ausliefern zu lassen, sollen gescheitert sein.

Villa, Yacht und Luxusschlitten: So posieren die aus Villingen-Schwenningen geflohenen Gebrüder C. in sozialen Netzwerken und protzen ...
Villa, Yacht und Luxusschlitten: So posieren die aus Villingen-Schwenningen geflohenen Gebrüder C. in sozialen Netzwerken und protzen mit ihrem Reichtum. | Bild: SK-Collage/Rla/Instagram

Stattdessen erhielten Boki und sein Bruder neue Pässe und Identitäten, mit denen sie weltweit agierten, wie Recherchen des bosnischen Investigativ-Journalisten Avdo Avdić und des SÜDKURIER 2022 zeigen. So standen die Brüder C. wohl in Kontakt mit einem mächtigen Drogenkartell in Südamerika und einer Rockergang in Russland.

Nermin C. wurde bereits im August 2022 verhaftet, als er versuchte von Bosnien nach Kroatien und damit in die EU einzureisen. Er soll inzwischen an die Schweiz ausgeliefert worden sein, berichtet der Schwarzwälder Bote.

Wird Boki auch ausgeliefert?

Armin „Boki“ C. machte Karriere als Schwerkrimineller und wurde nun festgenommen.
Armin „Boki“ C. machte Karriere als Schwerkrimineller und wurde nun festgenommen. | Bild: Instagram

Auch Boki wird seit seiner Flucht aus dem Schwarzwald mit internationalem Haftbefehl gesucht. Wird er nun ausgeliefert? Hat man in Südbaden von der Aktion gewusst?

Die Festnahme von C. „erfolgte im Rahmen eines strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens der bosnisch-herzegowinischen Justiz“, schreibt dazu eine Sprecherin der Konstanzer Staatsanwaltschaft auf Anfrage. „Angaben über die etwaige Einbindung deutscher Behörden, insbesondere der Staatsanwaltschaft Konstanz, könnten aus ermittlungstaktischen Gründen nicht gemacht werden.“ Ob Auslieferungsersuchen gestellt werden, hänge vom Fortgang der in Bosnien-Herzegowina geführten Verfahren ab.