Ein Polizist aus Münster brachte es vor ein paar Tagen im Gespräch mit einem sogenannten Spaziergänger auf den Punkt: „Sie wollen nicht spazieren gehen. Sie wollen uns verarschen.“ Diese kurze Sequenz lief bei der „Tagesschau“ und wurde anschließend zum viel beklatschten Internet-Hit. Warum? Weil der Polizist der Mehrheit der Bevölkerung aus der Seele sprach.
Überall im Land sammeln sich Corona-Leugner, Impfskeptiker, ernsthaft Besorgte aber auch Krawallmacher und gehen auf die Straße. Sie melden ihre Demonstrationen häufig nicht an, sie organisieren die Treffen in anonymen Chaträumen, niemand will verantwortlich sein. Das Etikett des Spaziergangs ist selbstverständlich eine bewusste Irreführung.
Scharfmacher, denen es nur um Hass und Hetze geht
Im Bodenseekreis ist derzeit zu beobachten, dass die zunächst friedlichen Proteste von Scharfmachern gekapert werden, die pöbeln, aggressiv sind und häufig um der Konfrontation willen extra anreisen. Das Anliegen der Kundgebungen ist ihnen egal, ihnen geht es um Hass und Hetze – gegen den Staat, gegen die Polizei, aber auch gegen Journalisten.

Eine Kollegin und ein Kollege aus dem SÜDKURIER-Team wurden jetzt Opfer eines solchen Angriffs – das gab es bisher noch nie. Ein 39-jähriger Mann wollte nicht gefilmt werden, zog sich eine Plastikmaske auf den Kopf und versuchte, meiner Kollegin die Kamera aus der Hand zu schlagen. Mal abgesehen davon, dass dieses Verhalten kriminell und selbstverständlich zur Anzeige gebracht worden ist, müssen sich alle Demonstrierenden auf solchen Kundgebungen filmen und fotografieren lassen.
Die Polizei hat auch die Aufgabe, Journalisten vor Gewalt zu schützen. In Friedrichshafen waren Beamte schnell zur Stelle, drängten den Täter ab – die Identität stellten sie aber nicht fest, sondern ließen ihn laufen. Mit dieser Nachsicht muss Schluss sein. Wer sich an die Regeln eines ordentlichen Miteinanders nicht hält, muss von der Polizei festgesetzt werden. Sofort. Warum der Täter letztlich doch noch ausfindig gemacht werden konnte? Weil er später am Abend Polizisten angegangen war.