Auf der Halbinsel Höri sollen die ersten Windräder am Bodensee entstehen. Unter zehn Bewerbern hat die ABO Wind AG aus Wiesbaden vom Land den Zuschlag erhalten, das Projekt als Investor auf dem Höhenzug der Halbinsel, dem Schienerberg, zu realisieren.

Doch was passiert nun konkret mit den 32 Hektar Staatswald, die das Land auf der Höri als Windräder-Standort ausgewiesen hat? Wie viele Windkraftanlagen sollen dort gebaut werden, wie hoch werden sie – und wann starten die Bauarbeiten?

Wann werden die ersten Windräder stehen?

„Wir stehen noch ganz am Anfang des Projekts“, betont ABO-Wind-Pressesprecher Daniel Duben im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Frühestens 2027 könnten die Windräder auf der Höri in Betrieb gehen – sofern alles glatt läuft, wie Duben betont.

Wie viele Windräder sind geplant?

Duben geht davon aus, dass auf der 32 Hektar großen Fläche auf dem Schienerberg Platz für drei bis vier Windräder wäre. Dass es nicht viel mehr werden würden, war schon früh klar, denn Windräder blockieren sich gegenseitig, wenn sie zu eng beieinander stehen.

Daniel Duben, Senior Projektleiter Kommunikation bei der ABO Wind AG.
Daniel Duben, Senior Projektleiter Kommunikation bei der ABO Wind AG. | Bild: Patrick Liste | ABO Wind AG

„Um eine Anlage aufzustellen, müssen wir eine Fläche von rund 10.000 Quadratmetern roden, also rund ein Hektar“, schätzt Duben. Nach Fertigstellung werde dann ein Teil der Fläche renaturiert, da für die fertige Anlage nur rund 0,8 Hektar Fläche gebraucht würden.

Sie diene „vor allem als Platz für den Kran, um gegebenenfalls Reparaturen vorzunehmen sowie für den Rückbau der Anlagen nach 20 Jahren Betriebszeit“. Laut Umweltbundesamt erreichen Windenergieanlagen nach 20 bis 30 Jahren das Ende ihrer Lebensdauer und müssen zurückgebaut werden.

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Das Fundament der einzelnen Anlagen habe einen Durchmesser von 25 Metern, erklärt Duben. Durch die geringen Flächen, die gerodet werden müssten, bleibe auch ein Großteil des Waldes auf dem Schienerberg erhalten, betont der Pressesprecher. „Wer mitten im Wald selbst steht, wird die Anlagen gar nicht sehen.“

Wie hoch werden die Windräder?

Zumindest von Weitem oder aus der Luft dürften die Windräder aber sehr wohl zu sehen sein. Denn Duben geht Stand heute davon aus, dass die Windräder, die auf der Höri entstehen könnten, wahrscheinlich rund 250 Meter hoch sein werden.

Die 250 Meter hohen Anlagen könnten dann jeweils eine Leistung von sieben Megawatt erreichen, so Duben weiter. Zum Vergleich: Durch Windräder mit einer Nennleistung von sechs Megawatt können hochgerechnet aufs Jahr theoretisch etwa 3500 Haushalte mit Strom versorgt werden.

Wie geht es mit dem Windpark-Projekt jetzt weiter?

Ab dem zweiten Quartal 2023, also zwischen April und Juni, sollen die naturschutzfachlichen Untersuchungen durch unabhängige Experten starten, um herauszufinden, ob etwa Tiere durch die Windräder gestört werden könnten. „Die Vorabuntersuchungen dauern circa eineinhalb Jahre, dazu gehört auch die Windmessung vor Ort, um herauszufinden, wie der Ertrag sein wird“, erklärt Duben.

Mitte kommenden Jahres soll dann die detaillierte Standortplanung starten, so Duben. Ende 2024, Anfang 2025 wolle die ABO Wind AG dann den Genehmigungsantrag einreichen. „Wir hoffen, dass wir dann ein Jahr später starten können.“

Wenn alles glatt läuft, folge 2025 eine Bürgerbeteiligung, Anfang 2026 dann die Ausschreibung und schließlich die konkreten Baumaßnahmen, erklärt Pressesprecher Duben. Die Rodungsarbeiten sowie das Anlegen von Wegen dauere etwa ein Jahr. „Das Aufstellen der Windanlagen selbst nimmt nur ein paar Wochen in Anspruch, das geht ruckzuck.“ Und diese könnten dann eben frühestens 2027 auf der Höri stehen.

Ist der Zeitplan realistisch?

Duben zeigt sich derzeit zuversichtlich, dass der Zeitplan aufgehen könnte. In Baden-Württemberg hätten sie aber auch schon andere Erfahrungen gemacht. So seien etwa bei einem Windparkprojekt in Hainstadt-Buchen aus dem geplanten einen Jahr bis zur Fertigstellung nach Einreichung des Genehmigungsantrags fünfeinhalb Jahre geworden, weil der Antrag abgelehnt wurde und Gerichtsverfahren folgten.

„Dort könnten wir den Windpark jetzt genau so bauen wie fünfeinhalb Jahre zuvor geplant, nur kriegen wir die damals geplanten Anlagen gar nicht mehr auf dem Markt, da sie schon wieder veraltet sind. Gegebenenfalls müssen wir jetzt einen Änderungsantrag einreichen“, sagt Duben.

In Baden-Württemberg soll so etwas wie in Hainstadt-Buchen nicht mehr möglich sein: Ministerpräsident Winfried Kretschmann erklärte erst Anfang November, man habe das Ziel fast erreicht, die Planungs- und Genehmigungsdauer für Windräder auf drei oder vier Jahre zu halbieren.