Einfach aufsteigen und lospaddeln, dabei den ganzen Körper trainieren und das Wasser ein bisschen für sich alleine haben: Stand-Up-Paddling (SUP) ist in Deutschland innerhalb kürzester Zeit zum Massensport geworden. Allein im vergangenen Jahr wurden schätzungsweise 200.000 neue Bretter verkauft. Auch dieses Jahr sorgen erschwingliche Angebote beim Discounter und in Baumärkten dafür, dass bald noch mehr Paddel-Verkehr auf Seen und Flüssen herrschen wird. Ein paar Tipps und Regeln, damit gefährliche Unfälle ausbleiben.

Worauf sollte man achten, wenn man als Anfänger ein SUP kauft?

Nur weil inzwischen gefühlt jeder Zweite am Seeufer ein SUP auspackt, muss das kein Sport sein, der jedem liegt. „Bevor man ein eigenes Brett kauft, kann man ruhig ein paar Mal eines ausleihen, um das herauszufinden“, sagt Edwin Jakob vom Institut für Outdoor Sport und Umweltforschung an der deutschen Sporthochschule Köln. Auch wer nur ein paar Mal im Jahr mit dem SUP unterwegs sein kann oder will, ist beim Ausleihen besser aufgehoben – auch finanziell. „Das kostet etwa 15 Euro in der Stunde und ich muss mich auch nicht um die Pflege kümmern“, sagt SUP-Trainer Steffen Jahns.

Denn was gern vergessen wird, wenn der Discounter mit dem neuesten SUP-Angebot lockt: „Für die Umwelt sind aufblasbare SUPs, die nach ein, zwei Jahren wieder ausrangiert werden und dann auf dem Müll landen eine Katastrophe“, sagt Edwin Jakob von der Deutschen Sporthochschule. Die Bretter bestehen aus verschiedenen miteinander verwobenen und verschmolzenen Kunststoffen, weshalb an Recycling kaum zu denken ist.

Mir macht der SUP-Sport Spaß, wie finde ich ein geeignetes Brett?

Wie viel will man ausgeben? Was hat man mit dem Brett vor: ab und an ein bisschen auf dem See herumpaddeln oder regelmäßig längere Touren fahren? Wie viel wiegen die Personen, die darauf fahren sollen? SUP-Trainer Steffen Jahns empfiehlt, solche Fragen zu beantworten – und sich dann ans Auswählen zu machen. Hierbei ist die Frage nach der Länge wichtig: Als Alleskönner gelten Bretter zwischen 275 und 365 Zentimetern Länge. Kinder tun sich mit kürzeren Brettern leichter.

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Wer schnell unterwegs sein will, wählt ein längeres Brett. Die Breite sollte bei Anfängern um die 80 Zentimeter betragen, „Damit hat man eine gute Kippstabilität“, sagt Steffen Jahns, der mit sup.center auch eine Webseite rund um den SUP-Sport betreibt. „Das wichtigste bei den Daten ist aber die Dicke“, sagt Steffen Jahns. Er empfiehlt bei günstigen SUPs 15 Zentimetern. „Denn nur dann ist bei diesen Brettern eine ausreichende Steifigkeit gegeben, ohne dass sie sich durchbiegen und man mit den Füßen im Wasser steht.“

Taugen die günstigen SUPs vom Discounter oder aus dem Baumarkt was?

„Richtig hohe Qualität darf man dort nicht erwarten. Für Anfänger oder als Spaß- und Familienboard sollten die Bretter in der Regel reichen. Wer den Sport ernsthaft betreiben will, nimmt lieber ein bisschen mehr Geld in die Hand“, sagt SUP-Trainer Steffen Jahns. Um minderwertige Bretter zu erkennen, rät er, auf folgende Punkte zu achten: Die oben angegeben Maße zu Länge, Breite und Dicke sollten gegeben sein. Beim Baumarkt sind die SUPs Jahns zufolge häufig aufgepumpt. „Da kann ich mir die Qualität anschauen: Sind die PVC-Schichten sauber verklebt? Wie sieht das Ventil aus? Sind Klebereste an den PVC-Kanten vorhanden?“ nennt Jahns einige Punkte, auf die man achten kann.

Eine Sicherungsleine verhindert, dass das Brett wegtreibt.
Eine Sicherungsleine verhindert, dass das Brett wegtreibt. | Bild: Lukas Ondreka

Auch das mitgelieferte Zubehör sollte man seiner Meinung nach wenn möglich begutachten: Ist das Paddel überhaupt auf die Körpergröße einstellbar (Körpergröße plus 20 Zentimeter)? Funktionieren die Reißverschlüsse am Rucksack gut? Sind Sicherungsleine (Leash) und Pumpe dabei? Beim Discounter ist meist alles im Karton verpackt und lässt sich vor dem Kauf nicht prüfen.

Welches Zubehör braucht man für das SUP?

Wer auf dem Bodensee mit mehr als 300 Metern Abstand vom Ufer entfernt mit dem SUP unterwegs ist, muss eine Schwimmweste tragen beziehungsweise dabei haben. Hält man sich nicht daran, sind bei einer Kontrolle der Wasserschutz-Polizei laut Bußgeld-Katalog 75 Euro fällig. Noch wichtiger wäre der Wasserrettungsorganisation DLRG zufolge auf Seen eine Leash-Pflicht – nicht auf Fließgewässern, hier kann sie zu Unfällen führen.

Sonnenhut und Rettungsweste: Wer auf den See geht, sollte gut ausgerüstet sein.
Sonnenhut und Rettungsweste: Wer auf den See geht, sollte gut ausgerüstet sein. | Bild: Lukas Ondreka

„Wir hatten letztes Jahr auf dem Bodensee etwa zehn Einsätze, bei denen ein Paddler draußen unterwegs war, es kam Wind auf, der Paddler fällt ins Wasser, das Brett treibt davon“, sagt Karl-Heinz Rimmele, Vorsitzender der DLRG-Ortsgruppe Sipplingen. Befestigt man sein Brett mit einer Sicherungsleine (Leash genannt) am Bein, kann das nicht passieren.

Was zieht man an?

„Gerade jetzt bei den noch kalten Wassertemperaturen sollte man auch bedenken, wie schnell man auskühlt, wenn man nur mit Badehose oder Bikini bekleidet ins Wasser fällt“, sagt Karl-Heinz Rimmele von der DLRG-Ortsgruppe Sipplingen. Als Faustregel empfiehlt die Internationale Wassersportgemeinschaft Bodensee deshalb: Bekleidung nicht den Außen-, sondern den Wassertemperaturen anpassen. Für kühle und windige Tage bedeutet das einen Neoprenanzug, an heißen Tagen ein UV-Shirt.

Zwei Stand-up-Paddler paddeln kurz vor Sonnenaufgang über den Bodensee. Dabei sollte man die wichtigsten Regeln auf dem See kennen.
Zwei Stand-up-Paddler paddeln kurz vor Sonnenaufgang über den Bodensee. Dabei sollte man die wichtigsten Regeln auf dem See kennen. | Bild: Felix Kästle/dpa

Welche Wasserregeln sollte man auf dem Bodensee kennen?

Ausgewiesene Naturschutzzonen und generelle Sperrgebiete (rot-weiß-rote Schilder oder Tonnen) wie Badezonen darf man auch mit dem SUP nicht befahren. Linienschiffe und Fahrzeuge im Noteinsatz haben grundsätzlich Vorfahrt. Darüber hinaus gilt der Internationalen Wassersportgemeinschaft Bodensee zufolge folgende Faustregel: Windkraft vor Muskelkraft vor Motorkraft. Auch die orangefarbenen Lichter des Sturmwarndienstes gelten für Stand-up-Paddler: Bei Starkwindwarnung (etwa 40 Intervalle in der Minute) ist die Ufernähe aufzusuchen, bei Sturmwarnung (etwa 90 Intervalle in der Minute) verlässt man so schnell wie möglich den See.

Ich stehe zum ersten Mal auf dem SUP-Brett. Welche Anfängerfehler vermeide ich besser?

„Gerade bei Anfängern schleichen sich viele Fehler ein, die das Paddeln unnötig schwer machen“, sagt SUP-Trainer Steffen Jahns. Los geht es mit der richtigen Körperhaltung: Die Füße stehen ungefähr schulterbreit und parallel nebeneinander, die Knie sind leicht gebeugt und der Blick geht nach vorn in Fahrtrichtung und nicht aufs Brett. Das Paddel wird richtig gehalten, indem eine Hand an den Paddelgriff kommt und eine an den Paddelschaft. „Beim Wechsel der Paddelseite tauschen auch die Hände ihren Platz“, sagt Steffen Jahns.

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Der Knick im Paddel zeigt nach oben, wenn man das Paddel ins Wasser eintaucht. „Anfänger halten das Paddel oft verkehrt herum, dann ist ein vernünftiger, kraftvoller Paddelzug gar nicht möglich“, sagt Steffen Jahns. Eingetaucht wird das komplette Paddel bis zum Schaftansatz – und zwar möglichst weit vorn an der Spitze des Boards – und dann boardnah nach hinten geführt, etwa bis zur Ferse.

Luft ins Board: Kann man das nicht auch einfach schon daheim machen und das aufgeblasene Brett aufs Auto schnallen?
Luft ins Board: Kann man das nicht auch einfach schon daheim machen und das aufgeblasene Brett aufs Auto schnallen? | Bild: Hauke-Christian Dittrich/dpa

Darf man ein SUP auf dem Autodach transportieren?

Wer das SUP zu Hause aufgepumpt lagern kann, spart sich mit dem Transport auf dem Autodach das Auf- und Abpumpen. Aber ist das überhaupt erlaubt? Die Straßenverkehrsordnung (Paragraf 22) beschreibt genau, wie Gepäck auf dem Dach verladen werden darf.

Für ein SUP bedeuten die Angaben grob zusammengefasst: Ja, es darf auf dem Autodach transportiert werden, wenn man es so befestigt, dass es vorn nicht über das Fahrzeug hinausragt – bei Kleinwagen wird das schwierig. Festgemacht wird das Brett am besten auf einer Dachreling mit Relingträgern, die einmal quer über das Auto gehen und gepolstert sind, damit das SUP nicht kaputt geht. Auch die verwendeten Spanngurte sollten deshalb gepolstert sein.

Was ist die richtige Lagerung und Pflege für ein SUP?

„Damit die SUP-Boards möglichst viele Jahre halten, brauchen sie etwas Pflege“, sagt SUP-Trainer Steffen Jahns. Günstig reinigen lassen sich SUPs mit Spülmittel und der glatten Seite eines Schwammes. „Mindestens einmal im Jahr sollte man ein richtiges Reinigungs- und Pflegemittel für SUPs oder Schlauchboote verwenden, weil darin wichtige Weichmacher für das PVC-Material enthalten sind. Nur so bleibt das Brett über Jahre flexibel und die PVC-Schichten werden durch die Witterung und die Sonneneinstrahlung nicht porös“, sagt Steffen Jahns.

Wer sein aufblasbares SUP längere Zeit nicht benutzt – etwa über die Wintermonate – lagert es am besten in aufgepumptem Zustand oder nur locker zusammengerollt. „Wer wirklich keinen Platz für diese beiden Varianten hat, kann das SUP auch im mitgelieferten Rucksack lagern“, sagt Steffen Jahns. Damit dabei keine Schäden entstehen, muss das SUP vorher komplett trocken sein und frei von Steinen oder Stöcken.