Es war ein Vorfall, der nach Bekanntwerden viele Frauen in Konstanz verunsichert hat: In der Nacht vom 3. auf den 4. Juni wurde eine 49-jährige Frau im Stadtgarten vergewaltigt. Knapp vier Wochen später konnten Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilen, dass sie einen Verdächtigen festgenommen haben.
Inzwischen steht fest: Es handelt sich dabei um einen 20 Jahre alten Syrer. Die Staatsanwaltschaft Konstanz hat aber nicht nur wegen des Vorfalls im Juni Anklage erhoben.
Landgericht entscheidet jetzt über Anklage
Der 20-Jährige konnte mittels DNA-Abgleichs identifiziert worden. Die DNA des Beschuldigten sei auch bereits vor dem Vorfall in einer polizeilichen Datenbank gespeichert gewesen, so der Leitende Oberstaatsanwalt Johannes-Georg Roth. Anklage wurde bereits erhoben, allerdings steht das sogenannte Zwischenverfahren, in dem das Landgericht Konstanz über die Zulassung der Anklage entscheidet, noch aus. Roth betont, dass bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung die Unschuldsvermutung gilt.
Laut dem Oberstaatsanwalt wird der junge Mann wegen zweier Taten angeklagt. Zum einen wegen der Vergewaltigung im Stadtgarten und zum anderen wegen versuchten schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern in Tateinheit mit Körperverletzung.
Dieser Vorfall soll sich vor der Stadtgarten-Tat, aber ebenfalls im laufenden Jahr, im Landkreis Konstanz zugetragen haben. Weitere Angaben machte Roth im Hinblick auf die Geschädigten nicht dazu.
Verurteilt wegen Raubes
„Ob dem Angeklagten weitere Taten zur Last liegen, ist Gegenstand laufender Ermittlungen“, sagt Roth. Der Angeklagte, der zuletzt im Landkreis Konstanz wohnte, sei aber wegen Sexualstraftaten bisher nicht vorbestraft, wohl aber wegen gemeinschaftlichen schweren Raubes und gemeinschaftlicher Körperverletzung.
Dafür war er laut Roth auch zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden, die auch vollstreckt wurde. Aus diesem Grund sei seine DNA bereits im System gewesen.
Polizei gründete Ermittlungsgruppe
Am frühen Dienstagmorgen, 4. Juni, gegen 1.45 Uhr war eine 49-jährige Frau auf dem Nachhauseweg, als sie plötzlich von einem Mann bedrängt wurde. Als die Frau sich wehrte, warf der Täter sie zu Boden und verging sich an ihr. Die Frau erstattete noch am selben Tag Anzeige.
Die Kriminalpolizei begann sofort mit den Ermittlungen und verfolgte zunächst eine heiße Spur, die sich jedoch als falsch erwies. Zunächst wurde ein 34-Jähriger festgenommen, der Verdacht erhärtete sich aber nicht. Danach ging die Polizei an die Öffentlichkeit und stockte die Ressourcen auf.
Vergewaltigungen im öffentlichen Raum, wie die im Stadtgarten, erschüttern das Sicherheitsgefühl der Bürger in besonderem Maße. Die meisten Fälle können aufgeklärt werden. In den vergangenen fünf Jahren meldete man im Stadtgebiet Konstanz zehn Fälle. 2019 erfasste die Polizei drei Vergewaltigungen, 2021 vier. In den Jahren 2020, 2022 und 2023 gab es jeweils einen Fall. Die Polizei klärte acht der zehn Fälle auf; ein Übergriff aus 2021 und der einzige aus 2023 bleiben ungeklärt.