Vor der kalten Jahreszeit spitzt sich die Lage in den Flüchtlingsunterkünften der Region zu. In vielen Gemeinden wurden Notunterkünfte in Betrieb genommen, die bereits jetzt ausgelastet sind.

Schwarzwald-Baar-Kreis

Das gilt etwa für den Schwarzwald-Baar-Kreis. Im gesamten Kreis gibt es 54 Plätze in Gemeinschaftsunterkünften und zusätzlich 116 Notbetten. Für Oktober sei eine Aufnahmequote von 127 Personen angekündigt worden. „Wenn sich die November-Zuweisung in derselben Höhe bewegt, kann der Bedarf mit den Plätzen nicht mehr abgedeckt werden“, so eine Sprecherin des Landratsamtes. Der Landkreis sei mit Hochdruck damit beschäftigt, weitere Gebäude zu finden. Dafür würden derzeit allerdings keine Sporthallen genutzt.

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Bodenseekreis

Im Bodenseekreis hingegen dient die Sporthalle des Berufsschulzentrums Friedrichshafen als Notunterkunft. Insgesamt fünf Notunterkünfte und 27 Gemeinschaftsunterkünfte betreibt der Landkreis. Derzeit befinden sich 1200 Personen in seiner Obhut. Größtenteils würden die Unterkünfte von der Bevölkerung akzeptiert.

Doch die Plätze werden nicht mehr lange ausreichen, sagte ein Sprecher des Landratsamtes: „Der Landkreis wird aller Voraussicht nach im kommenden Frühjahr keine geregelte Unterbringung mehr leisten können.“ Dabei sei bereits berücksichtigt, dass mehrere Notunterkünfte betrieben werden und weitere im Aufbau sind. Neue Unterkünfte sollen in einem ehemaligen Supermarkt in Salem und einem ehemaligen Möbelhaus in Tettnang/Bürgermoos entstehen.

Landkreis Waldshut

Im Landkreis Waldshut lebten Anfang September in den 14 Gemeinschaftsunterkünften 752 Menschen. Die Unterbringungslage sei sehr angespannt, heißt es aus dem Landratsamt. Insgesamt gibt es 944 Plätze für die vorläufige Unterbringung. Diese sind jedoch nahezu ausgelastet. Das gilt auch für die neue Container-Siedlung in Tiengen, die erst kürzlich eingerichtet wurde.

Für Oktober würden dem Landkreis 102 Geflüchtete zugewiesen. „Wir suchen überall und ständig nach weiteren Unterbringungsmöglichkeiten und sind hier im engen Austausch mit den Gemeinden“, so ein Sprecher des Landratsamtes. Man gehe allerdings davon aus, dass die Flüchtlingsbewegung in der nächsten Zeit weiterhin hoch bleibe.

Landkreis Konstanz

Auch im Landkreis Konstanz sind die regulären Unterkunftsplätze stark ausgelastet. Ende September lebten in den Gemeinschaftsunterkünften des Landkreises 1688 Geflüchtete. Das sind etwa so viele Menschen wie im September des Vorjahres. Derzeit befinden sich im Landkreis Konstanz keine Unterkünfte in Sporthallen: Die Mettnauhalle in Radolfzell, die im vergangenen Sommer zur Flüchtlingsunterkunft umgebaut wurde, ist inzwischen wieder für den Vereinssport freigegeben.

Auch die drei bestehenden Leichtbauhallen sollen sobald wie möglich abgebaut werden. Stattdessen sucht der Landkreis feste Objekte für die Unterbringung der Geflüchteten. Das Landratsamt geht davon aus, dass die Platzkapazitäten bis auf Weiteres ausreichen werden.

Landkreis Sigmaringen

Der Landkreis Sigmaringen verzeichnet von Januar bis September 2023 einen Zuwachs von 248 Prozent im Vergleich zu den ersten neun Monaten des Vorjahres. Aktuell werden keine Sporthallen für die Unterbringung von Geflüchteten genutzt. Das wolle man laut Landratsamt auch künftig möglichst verhindern. In Pfullendorf wurde im ehemaligen Krankenhaus ein Stockwerk angemietet, um Platz für weitere Unterbringungen zu schaffen.

„Sorgenvoll erwarten wir, dass das hohe Niveau der Zuweisungen vom September 2023 bis zum Jahresende anhält oder weiter ansteigt“, sagt Simone Kurz, Leiterin des Fachbereichs Migration und Integration.

Landkreis Ravensburg

Im Landkreis Ravensburg ist die Zahl der Zuweisungen im September und Oktober im Vergleich zu den Vormonaten und zu September 2022 stark angestiegen. 1090 Asylbewerber und 319 Geflüchtete aus der Ukraine leben in den Unterkünften des Landkreises. „Die Belastungsgrenze bei uns, den Städten und Gemeinden sowie in der Bevölkerung ist zunehmend erreicht“, so eine Sprecherin des Landkreises.

124 Menschen wurden im September zugewiesen, zusätzliche 46 Geflüchtete wurden nachgemeldet. Mit sinkenden Zahlen rechne man derzeit nicht. Die Vorhersagen seien nicht verlässlich, weshalb das Landratsamt versuche, eigene interne Prognosen zu erstellen. Mitte Oktober wird eine neue Leichtbauhalle in Ravensburg in Betrieb genommen.

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Landkreis Lörrach

Im Landkreis Lörrach sind insbesondere die Zahlen der unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten drastisch gestiegen. Daher wurden Zelte auf dem Parkplatz des Freibads in Steinen aufgebaut Diese sind beheizt und bieten Platz für 100 Menschen. Die Zelte sollen nur übergangsweise genutzt werden: Bis Ende des Jahres will der Landkreis andere Unterbringungsmöglichkeiten finden.

In Rheinfelden wird derzeit die Sporthalle der kreiseigenen Gewerbeschule als Unterkunft genutzt. Dadurch kam es zu Kürzungen im Schulsport.

Landrätin Marion Dammann hatte sich gemeinsam mit anderen Landräten und Oberbürgermeistern Ende September in einem Brandbrief an Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) gewandt. Die Kreise und Städte benötigen aufgrund der Vielzahl an unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen dringend Unterstützung vom Land, heißt es in dem Schreiben.