George Floyd ist zum Inbegriff weißer Polizeigewalt gegen schwarze US-Bürger geworden. Der Polizist, der dem Mann minutenlang sein Knie auf den Hals drückte, und seine beteiligten Kollegen sind mittlerweile wegen Mordes und Totschlag beziehungsweise wegen Mittäterschaft angeklagt. In den USA ist eine Welle des Zorns ausgebrochen, die sich kaum mehr beruhigen lässt. Wäre so etwas in Deutschland, ja hier in der Region denkbar? Wir haben mit Schwarzen aus der Region gesprochen.

Elizabeth Kanitz aus Bad Säckingen

Elizabeth Kanitz aus Bad Säckingen in Uganda, umgeben von Kindern, denen sie mit ihrem Verein STEP Uganda hilft.
Elizabeth Kanitz aus Bad Säckingen in Uganda, umgeben von Kindern, denen sie mit ihrem Verein STEP Uganda hilft. | Bild: Elizabeth Kanitz

Elizabeth Kanitz (48) lebt in Bad Säckingen. Sie sagt: „Die Probleme in den USA sind nicht nur heute so, das war schon immer so. Die Nachrichten will ich gar nicht mehr sehen, das macht mich traurig.“ Sie betont, was eigentlich offensichtlich sein sollte: „Die Afroamerikaner in den USA haben keine andere Heimat als die USA. Trotzdem werden sie dort wie Fremde behandelt. Junge Männer werden umgebracht wie Tiere“, klagt sie. „Jetzt muss etwas passieren“, fordert die Frau, die gebürtig aus Uganda stammt.

Sie selbst erlebe in Bad Säckingen aber „viel Freundlichkeit von den Menschen“. Sie gründete den Verein STEP Uganda, holte ihre vier Kinder zu sich – keines von ihnen habe Anfeindungen erlebt oder Gewalt erfahren. „Darüber bin ich sehr froh, ich hoffe, das bleibt so“, sagt sie mit Blick auf die Flüchtlinge, die seit 2015 nach Deutschland gekommen sind. „Ich versuche, ihnen zu helfen“, erklärt sie.

„Bad Säckingen ist mein Zuhause geworden“, betont Kanitz. Sie kam in den 90er Jahren nach Deutschland, begann in einer Fabrik zu arbeiten und hat mit ihrem Verdienst ihren „Leuten in Afrika„ geholfen, wie sie sagt. „Ich habe ein kleinen Bungalow dort gekauft und dort Kinder ohne Eltern untergebracht und dafür gesorgt, dass sie zur Schule gehen können.“ Seit 2014 ist sie Kirchengemeinderätin und hat gemeinsam mit der Gemeinde den Verein ins Leben gerufen. Inzwischen zähle der Verein etwa 150 Mitglieder. „Seither kennen mich die Menschen in Bad Säckingen„, sagt sie.

Miguel Quilamba aus Hüfingen

Der Hüfinger Stadtrat Miguel Quilamba.
Der Hüfinger Stadtrat Miguel Quilamba. | Bild: Miguel Quilamba

Miguel Quilamba ist seit 2014 im Gemeinderat von Hüfingen. Der Mann aus Angola flüchtete wegen politischer Verfolgung und lebt seit 1990 in Deutschland, engagierte sich von Anfang an in verschiedenen Vereinen. Dem SÜDKURIER sagt der Mittfünfziger: „Rassismus ist ein schwieriges Thema, das selten debattiert wird. Für mich bedeutet Rassismus Menschenverachtung aufgrund der Hautfarbe oder Herkunft. Leider werden immer noch viele Menschen von solchen Denkmustern beeinflusst“, beklagt Quilamba.

Ihm selbst sei als Schwarzafrikaner viel Rassismus begegnet, als er 1990 nach Deutschland kam, erzählt er. Über seine Flucht hat er ein Buch geschrieben (“Mein Schrei nach Freiheit“). Die Integration habe ihn aber „in eine Welt hineinwachsen lassen“, die Menschen lernten ihn kennen und akzeptieren. Heute fühle er sich wertgeschätzt und erfahre Vertrauen von vielen Menschen, sagt er.

Doch mit der Flüchtlingskrise und nun der Coronakrise nimmt Quilamba neue politische Spannungen war. Seit 30 Jahren lebt er nun im Schwarzwald-Baar-Kreis. „Trotz meiner deutschen Sprachkenntnisse werde ich immer wieder als Flüchtling angesehen. Auch meine Kinder mit einer weißen Mutter erfahren vermehrt rassistische Bemerkungen und werden oft auf der Straße schikaniert und beleidigt. Für mich bleibt nur die Toleranz übrig als Waffe für das Leben in eine Vielfalt der Kulturen zu einer offenen Gesellschaft“, sagt Quilamba.

Buba Jaitheh aus Blumberg-Hondingen

Buba Jaiteh (rechts) gehört bei den Gillys in Hondingen zur Familie.
Buba Jaiteh (rechts) gehört bei den Gillys in Hondingen zur Familie. | Bild: Lutz, Bernhard

Buba Jaiteh ist 22 Jahre alt. Er kam vor drei Jahren nach Deutschland, flüchtete aus Gambia. Seine Duldung, die immer nur wenige Monate gültig ist, wurde bislang immer wieder verlängert. Doch bis heute wartet er auf die Bewilligung seines Asylantrags, sagt er. Aber Jaiteh ist froh, dass er da ist.

Er spricht am Telefon lieber Englisch als Deutsch. Er kam aus Gambia, seit 2017 lebt er in Deutschland. Anfeindungen oder Rassismus im Alltag hat er hier nicht erlebt, sagt er. Inzwischen arbeitet der junge Mann in einem Metallbetrieb in Tuningen. „Diese Leute sind die besten“, sagt er über seine Kollegen. Sie kümmerten sich um ihn, betont er, seien alle sehr nett zu ihm.

In seinem neuen Zuhause in Hondingen hat er sich gut integriert und Freunde gewonnen: Für den Verbleib des jungen Gambiers setzen sich viele Menschen und Vereine ein, darunter Blumbergs Bürgermeister Markus Keller. Beim lokalen Fußballverein kickt er mit und engagiert sich als Trainer in der Jugendabteilung.

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Mohammed Dibbasey aus Konstanz

Mohammed Dibbasey lebt in Konstanz.
Mohammed Dibbasey lebt in Konstanz. | Bild: Wagner, Claudia

Mohammed Dibbasey kommt aus Gambia, schon seit 2013 lebt er in Deutschland. Als er hierher kam, wurde sein Antrag auf Asyl abgelehnt, Dibbasey wurde aber geduldet. Mittlerweile ist er verheiratet mit einer Deutschen.

Trotzdem erlebt er immer wieder Anfeindungen im Alltag: „Manchmal ist es hier schon auch so, aber nichts mit der Polizei. Die Polizei hier macht so etwas nicht“, sagt er am Telefon. „Die normalen Leute schon“, ergänzt er. Einmal sei er mit dem Fahrrad unterwegs gewesen, als er von einem Auto überholt wurde: Der Fahrer habe die Scheibe heruntergelassen und ihm zugerufen „Afrikaner stinken“.

Dibbasey kann so ein Verhalten nicht nachvollziehen. Auch nicht, wie sein damaliger Chef seiner Schilderung nach begründete, dass sein befristeter Vertrag nicht verlängert werde. „Er hat mir gekündigt, weil er sagte, dass meine Kollegen mich nicht mögen. Das finde ich nicht in Ordnung, das ist kein Kündigungsgrund, finde ich“, erzählt der 32-Jährige.

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Savio Byrczak aus Blumberg

Der Blumberger Musiker und Musicaldarsteller Savio Byrczak lebt inzwischen in Hamburg, kehrt aber immer wieder in seine Heimat zurück.
Der Blumberger Musiker und Musicaldarsteller Savio Byrczak lebt inzwischen in Hamburg, kehrt aber immer wieder in seine Heimat zurück.

Savio Byrczak, Anfang 20, ist in Blumberg aufgewachsen. Inzwischen lebt er in Hamburg. In Blumberg wirkte Byrczak in der Stadtkapelle mit, wo er Oboe spielte und mehrfach Wettbewerbe gewann. Nach dem Abitur in Donaueschingen begann er in Hamburg eine Ausbildung zum Musical-Darsteller. Immer wieder kehrt er in die alte Heimat zurück, etwa zur Fasnet. Dem SÜDKURIER sagt er, dass er „vor allem in den vergangenen Jahren zunehmend eher rassistisch tendenzierende Dinge“ erlebe.