Eine Corona-Infektion kann man sich fast überall einfangen, bei privaten Treffen, bei Veranstaltungen, auf Reisen – aber auch am Arbeitsplatz. Genaue Daten darüber, in welchen Branchen Arbeitnehmer wegen Corona ausfallen, haben die Krankenkassen. Die AOK hat nun ausgewertet, welche Berufsgruppen besonders von Corona betroffen sind – mit durchaus überraschenden Erkenntnissen.

Wenig verwunderlich ist dabei noch, welche Gruppen über den gesamten Therapieverlauf am meisten von einer Corona-Infektion betroffen waren. Unter den 2,4 Millionen bei der AOK versicherten Arbeitnehmern in Baden-Württemberg waren vor allem Beschäftigte der Altenpflege und in Erziehungsberufen betroffen – rund neun (Altenpflege) beziehungsweise acht Prozent (Erziehung) der AOK-Versicherten im Südwesten fielen seit Beginn der in den jeweiligen Branchen wegen Corona aus. Ähnlich hohe Quoten gibt es bei Arztpraxis-Angestellten, im Rettungsdienst und bei nicht-ärztlichen Heilberufen, also etwa Physiotherapeuten.

Doch dieses Bild hat sich nach der neuesten Auswertung für November 2021 deutlich geändert. Corona-Infektionen trafen in Baden-Württemberg nun vor allem industriell geprägte Branchen, hier waren besonders viele Arbeitnehmer wegen Corona krank gemeldet. Das heißt, wohl gemerkt, nicht, dass die Ansteckungen auch alle am Arbeitsplatz stattfanden. Ein Zusammenhang ist jedoch naheliegend. Die meisten Corona-Fälle gab es nach der AOK-Auswertung in Betrieben der Kunststoff- und Kautschuk-Herstellung und -Verarbeitung.

Industrielle Branchen stark betroffen

Neben den weiterhin stark betroffenen Erziehungsberufen und Arzthelfern sind zudem die Metallbearbeitung und der Maschinenbau stark betroffen. Zwischen 1,6 und 1,8 Prozent der Arbeitnehmer in den jeweiligen Branchen fielen im November coronabedingt aus. Auch im Bereich Fahrzeug-, Schiff- und Luftfahrtbau fielen im November 1,4 Prozent der Arbeitnehmer wegen Corona aus.

Für einen einzelnen Monat ein hoher Anteil – wie überhaupt jede fünfte der Corona-Krankmeldungen seit Pandemiebeginn allein auf den November 2021 fällt. Bei der AOK rechnet man damit, dass sich dieser Trend fortsetzt: „Wir sehen durch die aktuelle Omikron-Welle einen flächendeckenden Anstieg der Fehlzeiten“, sagt Johannes Bauernfeind, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg.

Gastronomie weniger betroffen

Bemerkenswert ist derweil, welche Berufsgruppen am wenigsten von Corona betroffen sind. Hier fallen klassische Draußen-Berufe wie der Hochbau und der Gartenbau auf, hier infizierten sich nicht einmal halb so viele Arbeitnehmer wie etwa in den Erziehungsberufen. Mit Abstand am wenigsten Fälle verzeichnet derweil die Landwirtschaft. Auch in den Home-Office-tauglichen Bereichen wie Finanzdienstleistungen, dem Rechnungswesen und ähnlichen Berufen sind die Infektionszahlen niedrig.

Pikant ist aber vor allem ein Fakt: Auch bei Arbeitnehmern in der von den Corona-Maßnahmen häufig getroffenen Gastronomie werden weit unterdurchschnittlich viele Corona-Infektionen verzeichnet. Im gesamten Pandemieverlauf lässt sich das durch lange Lockdowns begründen – jedoch liegt diese Zahl auch im November 2021 deutlich niedriger als in anderen Branchen in Baden-Württemberg, 0,9 Prozent der Arbeitnehmer erkrankten. Nur fünf der 48 untersuchten Berufsgruppen wiesen im November 2021 niedrigere Infektionszahlen auf. Auch die Hotellerie ist im November, wie auch im ganzen Pandemieverlauf, unterdurchschnittlich betroffen.