Die meisten in Adas Alter werden dieses Jahr in eher schlechter Erinnerung behalten: keine Partys, keine Konzerte, keine Klassenfahrten, monatelang ausgefallene Sporttrainings. Doch für Ada waren Abstandsregeln oder Mundschutz-Tragen noch das kleinste Problem: Sie hatte Knochenkrebs. Bei der Hochdosis-Chemotherapie litt sie unter so schweren Nebenwirkungen, dass ein Durchgang ausgesetzt werden musste. Nach den ersten beiden Chemoblöcken wird Ada operiert: Das Osteosarkom, wie der Knochentumor medizinisch heißt, sitzt im linken Oberschenkel-Knochen, unweit des Knies. Daher müssen das Kniegelenk und ein Teil des Knochens durch entsprechende Prothesen ersetzt, die Patellasehne durchtrennt werden.
Ada ist eine selbstbewusste junge Frau, gerade 17 Jahre alt, sie geht auf ein Kölner Musikgymnasium und spielt Trompete in der Schul-Bigband. Vor ihrer Zwangspause hat sie aktiv Volleyball gespielt. Als sie letzten Herbst beim Training immer wieder Knieschmerzen bemerkte, gingen alle von einer Sportverletzung aus. Erst als die Physiotherapie nach zwei Monaten immer noch keine Verbesserung brachte, wurde ein MRT gemacht. Als der Arzt das Bild hatte, fragte er: „Kann deine Mutter vielleicht herkommen?“ Es sehe alles nach einem Osteosarkom aus, meinte er. Bei der Biopsie bestätigte sich dieser Verdacht.

Von heute auf morgen musste Ada in der Schule pausieren, die zehnte Klasse hat sie quasi ausgelassen. Mit ihrem Schulleiter hat sie vereinbart, dass sie nach der Behandlung trotzdem in die elfte Klasse geht. Im August hat Ada die letzte Chemo, knapp eine Woche später sitzt sie wieder in ihrer alten Klasse. Einige Mitschüler hätten gedacht, jetzt ist wieder alles normal. Doch eine schwere Erkrankung in so jungen Jahren, „das ist eine krasse Lebenserfahrung“, sagt Ada. Vieles nehme sie nicht mehr so selbstverständlich. „Ich bin dankbar dafür, wie gesund ich jetzt schon bin und genieße die kleinen Dinge.“
Ihre Familie gibt Ada Kraft
Besonders ihre Familie habe Ada Kraft gegeben. Ihre Mutter konnte während der Chemotherapien bei ihr in der Klinik bleiben. Sie sagt: „Ich weiß nicht, wie ich es ohne sie geschafft hätte.“ Die zwei jüngeren Geschwister waren dann mit dem Vater zu Hause. Auch ihnen ist Ada dankbar, denn sie weiß, dass es für sie eine traurige Zeit war. Wenn Ada zwischen den Chemoblöcken zu Hause war, haben sie die Zeit als Familie ausgekostet.
In der Reha steht bei Ada viel Sport- und Physiotherapie auf dem Programm. Wieder fit zu werden, ist ihr wichtigstes Ziel, und in Tannheim gehe es deutlich schneller voran als im Alltag. Auch die Entspannungsangebote tun ihr gut und helfen ihr „den Dauerstress loszulassen“. Ob sie in Zukunft wieder Volleyball spielen kann, weiß sie noch nicht. „Erst mal fände ich es toll, wieder rennen, hüpfen und ohne Einschränkung Treppen steigen zu können“, sagt Ada. Das therapeutische Reiten tue ihr sehr gut, denn das trainiere den unteren Rücken und viele Muskeln im Körper, ohne die Gelenke zu belasten. Ada ist froh, in der Jungen Reha unter Gleichaltrigen zu sein, denn „obwohl wir unterschiedliche Krankheiten haben, gibt es sehr viele Gemeinsamkeiten.“ Auch wenn sich Familie und Freunde Mühe geben, sie könnten sich wohl doch nie ganz in einen hineinversetzen. „Hier bin ich unter Leuten, die wissen, was ich durchgemacht habe.“