Wohnmobile sind in den vergangenen Jahrzehnten immer schwerer geworden. Eine Entwicklung, die Martin Zöllner schon lange beobachtet. Der Camping-Experte des ADAC nennt als Gründe die steigende Sicherheitstechnik und den immer größer werdenden Komfort in den Fahrzeugen. Das klingt erst einmal sehr positiv, doch gibt es einen Haken an der Sache: Denn für Kunden kann das Gewicht des Caravans oder Reisemobils schnell zu einem Problem werden. Zöllner stellt klar: „Man kommt natürlich immer mehr an die 3,5-Tonnen-Grenze.“
Achtung: Der normale Führerschein reicht nicht immer
Zur Erklärung: Wer seinen Auto-Führerschein vor 1999 gemacht hat, muss sich keine Sorgen machen – damit darf man Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht von bis zu 7,5 Tonnen fahren. Für alle anderen ist das Gewicht aber auf 3,5 Tonnen inklusive Zuladung begrenzt. Und das hat man, wie Martin Zöllner weiß, in Summe schnell zusammen. Für Wohnwagen gibt es zudem eine Sonderregelung: Der nach 1999 ausgestellte Führerschein muss durch eine BE-Zusatzqualifikation, die man recht kurzfristig in der Fahrschule erwerben kann, ergänzt werden.
„Die Führerscheinrichtlinie der EU bewegt natürlich alle Kunden und Hersteller“, sagt Frank Heinrichsen, Marketingleiter des Wohnmobil-Herstellers Hymer. Beim oberschwäbischen Unternehmen beschäftige man sich schon sehr lange mit dem Thema Leichtbau. Hymer sei da ein Vorreiter, auch wenn es klare Grenzen gibt. Das möchte Frank Heinrichsen nicht leugnen.
Der Marketingleiter erläutert: „Wenn ich mir ein Wohnmobil kaufe, will ich natürlich vielleicht auch sicherstellen, dass auch die Kinder oder Enkel es fahren können, bei denen möglicherweise die Gewichtsgrenze für ihren Führerschein eine Einschränkung darstellt.“
Verschiedene Überlegungen können helfen
Als Kunde sollte man sich also genau überlegen, wie, wo und wer das Fahrzeug nutzt. Heinrichsen erklärt: „Unsere Fahrzeuge sind größtenteils in der Lage, so konfiguriert zu werden, dass man das Fahrzeug unter oder über 3,5 Tonnen bewegen kann.“ Das hänge maßgeblich von der Ausstattung abhängig. Brauche ich also eine Markise oder Satellitenantenne? Oder kommt für mich vielleicht sogar in Frage, die zugelassenen Sitzplätze zu reduzieren?
„Man kann sich natürlich kein Neun-Meter-Wohnmobil mit bis unter das Dach Ausstattung vollpacken, in der Annahme, dass man unter 3,5 Tonnen landet“, stellt Heinrichsen klar. Ähnlich sieht es auch Martin Zöllner. Für ihn ist die zentrale Frage: „Was habe ich genau mit dem Wohnmobil vor?“ Es mache ja zum Beispiel schon einen großen Unterschied, ob ich als Surfer oder mit dem Kajak unterwegs sein möchte.
Zuladung von 475 Kilo wird empfohlen
Vor dem Kauf sollte einem bewusst sein, welches Leergewicht das Fahrzeug maximal haben sollte: „Wir empfehlen immer eine Zuladung von mindestens 475 Kilo“, sagt Zöllner. Für den Kunde würde das in diesem Fall bedeuten, dass das Wohnmobil beim Kauf nur knapp über 3 Tonnen wiegen sollte. Die 475 Kilo werden laut dem Camping-Experten gebraucht, wenn eine typische Familie unterwegs sei: Papa und Mama mit zwei Kindern im jugendlichen Alter, die Sportgeräte, Schlauchboot und eben alles, was man für den Urlaub braucht, mitnehmen wollen. Individuell könne das Zuladungsgewicht aber natürlich stark variieren.
Zöllner warnt: „475 Kilo Zuladung sind schnell mal überschritten“. Denn es gibt zwei Gründe, durch welche die Gewichtsproblematik noch komplizierter wird. Zum einen sind von Seiten der Hersteller Gewichtstoleranzen bis zu fünf Prozent erlaubt. Der Camping-Experte rät daher, dass man sich für sein Fahrzeug unbedingt eine Wiegekarte besorgen sollte.
Wenn es viel regnet, wird das Wohnmobil noch schwerer
Hinzu kommt, dass die Materialen der Fahrzeuge teils Feuchtigkeit aufnehmen. „Je nach Witterung und Länge einer Regenperiode kann so ein Fahrzeug auch mal 30 Kilo mehr oder weniger wiegen“, erklärt Zöllner. Sowohl die Werkstoleranzen der Hersteller als auch die Regen-Problematik müsse man zwingend berücksichtigen.
Doch trotz vieler Schwierigkeiten in Sachen 3,5-Tonnen-Grenze möchte Zöllner auch einen positiven Ausblick geben: „Es gibt neue Leichtbaukonzepte, mit denen eine Gewichtseinsparung bis zu 150 Kilo möglich ist – ohne dabei die Sicherheit zu belasten.“ Vielleicht kann das Schlauchboot also bald doch wieder sorgenfrei eingepackt werden.