Viele Jahre waren klassische Cafés in Konstanz rar gesät. Sicher, es gab die Flaggschiffe wie das Jacobs, das Bohe, das Theater-Café, Café Marktstätte, Café Weiss oder auch das Zeitlos – doch die sind mittlerweile verschwunden und haben der neuen Generation Platz gemacht.
Und die kam gleich mit einer Vielzahl kleiner, gemütlicher Stuben mit vielfältigen tollen Angeboten, die der Stadt ein großstädtisches Flair verleihen. Hier ist Erholung und Entspannung garantiert.
- Modus und Bewertung: Seit Jahrzehnten besuche ich mit Familie und Freunden Cafés in Konstanz und Umgebung. Für diesen Test habe ich erneut die Angebote in Konstanz getestet – und anschließend auf Grundlage von Gesamteindruck, Authentizität, Geschmack, Freundlichkeit der Mitarbeiter und Angebot die besten 5 Cafés gekürt. Die Einschätzung ist rein subjektiv und es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Rosgarten Café in der Rosgartenstraße 9
Das Rosgarten Café ist in seinem Stil einzigartig in Konstanz: Es erinnert mit seinem Charme und seinem tollen Angebot an die Tradition der Berliner und Wiener Kaffeehäuser. Sieben Konditoren sind für das große Sortiment verantwortlich, dazu gibt es Backwaren und auch Mittagessen wird angeboten.
„Unsere Produkte wie Beeren oder Obst kommen von Höfen der Region, von der Reichenau oder vom Konstanzer Metzger“, erklärt Inhaberin Gisela Grutschnig, die das Rosgarten 1991 übernahm. „Wir verzichten auf Fertigprodukte und künstliche Aromen.“
Egal, ob cremige Torte, saftiger Kuchen oder knackige Praline – im Rosgarten liegt man nie falsch. Hier treffen sich Alt-Konstanzerinnen zum Plausch, Geschäftsleute zum Aushandeln eines Vertrages, Rentner, die beim Kännchen Kaffee Hag den SÜDKURIER lesen oder Studenten beim späten Frühstück.

Das Haus mit dem Stuck an der Decke hat eine lange Historie. Während des Konzils von 1414 bis 1418 lebten hier drei Kardinäle mitsamt Gefolge. Danach hatte „Das Haus zum Engel“ zahlreiche Besitzer und wurde immer wieder in Teilen umgebaut und renoviert.
1805 erstand ein Gastwirt das Haus und eröffnete das Gasthaus „Zum Schwanen“. Fortan waren hier Gasthäuser, Metzgereien, Kaufläden sowie Cafés beheimatet – bis 1991 das Rosgarten eröffnete.
- Hincooker-Fazit: Das Rosgarten ist das Rosgarten ist das Rosgarten. Wer sich gerne hin und wieder in längst vergangene Berliner oder Wiener Kaffeehaus-Stimmung bringen möchte, ist hier perfekt aufgehoben. Mögen es manche als altmodisch oder gestrig bezeichnen – ich liebe dieses Flair mit den gepolsterten Armsesseln, Kronleuchtern, Holzverkleidungen, kleinen Spitzendecken und Stuck an der Decke. Die zahlreichen Torten, Kuchen oder Pralinen genügen höchstem Standard und sind eine kulinarische Verführung.
- Bewertung: 5 von 5 Kaffeebohnen.
Das Voglhaus in der Wessenbergstraße 8
Das Voglhaus ist ebenfalls ein ganz besonderer Ort mit einem ganz besonderen Flair – und auf einer beachtlichen sozial-ökologischen Mission. Wenn man als Café zahlreiche Auszeichnungen wie den „Mittelstandspreis“, den von Caritas und Landesregierung gespendeten Preis „Sozial engagiert“ oder den Gastropreis des Konstanzer Wirtekreises erhalten hat und zeitgleich Demeter- und Bio-Zertifikate erhält, dann spricht das alleine eigentlich schon für sich.
Doch im Voglhaus, gegründet 2004 von Martina Vogl, wird Nachhaltigkeit, Tier- und Umweltschutz groß geschrieben – außerdem ist Freundlichkeit und Kundenorientierung gelebte Maxime. Die Qualität der Getränke und Speisen rundet das Café-Erlebnis ab. Die Bio- oder Demeter-Kuchen sind ebenso hausgemacht wie fast alle anderen Angebote. Und ein saftiges und fruchtiges Vergnügen.
Die Kaffeevariationen wie den Espresso Lupinello aus gerösteten Süßlupinen von einem Bio-Hof der Region, den Mocccacino on the Rocks mit Haferdrink oder die durchweg Bio-Teesorten sind ein geschmacklicher Hochgenuss.
Das Frühstück ist ebenfalls sehr zu empfehlen – und auch die größeren Speisen wie Wraps, Quiches oder überbackene Brote schmecken richtig lecker.
- Hincooker-Fazit: Die Qualität im Voglhaus sucht ihresgleichen – und trotzdem werden keine Mondpreise aufgerufen. Zum Beispiel 3,50 Euro für einen doppelten Espresso sind angesichts der exklusiven Lage genau so preiswert wie das große, reichhaltige Frühstück für 11,90 Euro. Im selben Gebäude wie das Café befindet sich das Kaufhaus, in dem man ebenfalls seinen Kaffee zum Kuchen genießen oder stilvolle Dekorationen erstehen kann. Kurzum: Das Voglhaus ist ein echtes Café-Erlebnis.
- Bewertung: 5 von 5 Kaffeebohnen.
Das Schuler‘s am St. Stephans Platz 12
Nein, es besteht keine Verwandtschaft zwischen Hincooker Andreas Schuler und dem Café von Monika Schuler – die Namensgleichheit ist rein zufällig. So oder so ist das Schuler‘s eine kleine Oase der Ruhe und des guten Geschmacks. Bei schönem Wetter sitzt man am Stephansplatz direkt neben der Stephanskirche, aber auch der Gastraum ist gemütlich und einladend.
Monika Schuler kocht und backt ihre kulinarischen Angebote durchweg selbst. Der Apfel-Mandel-Kuchen ist eine knusprig-herzhaft-süße Delikatesse, der Schoko-Kuchen zergeht auf der Zunge. Dazu ein Cappuccino, der an italienisches Niveau heranreicht, oder ein Americano – und schon ist die Welt rosarot.
Auch Menschen mit einer Glutenunverträglichkeit kommen auf ihre Kosten – so finden sich glutenfreie Wraps auf der Karte. Ein reichhaltiges Frühstück, leckere Bagels, ein täglich wechselndes Mittagsgericht sowie Cupcakes und Kuchen runden das Angebot ab. Stilvolle Keramiken, Postkarten mit unterhaltsamen Sprüchen und lustige Spiele werden zum Verkauf angeboten.
- Hincooker-Fazit: Monika Schuler hat Geschmack und Sinn für Details. Außerdem ist sie eine ausgezeichnete Bäckerin und bereitet leckere kleine Speisen für den großen Hunger zwischendurch zu. Die Bio-Smoothies sind ebenfalls ein Genuss. Der Abzug gegenüber dem Rosgartencafé und dem Voglhaus hat nichts mit minderer Qualität zu tun, sondern lediglich mit dem kleineren Angebot – was angesichts der Größe des Hauses und der geringeren Anzahl von Mitarbeitern nicht verwundert. Ein Besuch ist das Schuler‘s auf jeden Fall wert – oder noch besser: gleich mehrere.
- Bewertung: 4 von 5 Kaffeebohnen.
Das Stadtkind in der Brauneggerstraße 31
In dem 2014 eröffnete Café hat man sofort das warme Gefühl, ein gemütliches und gepflegtes Wohnzimmer zu betreten. Ein wenig hat das Innere auch etwas von einem Puppenhaus. Die Mitarbeiter sind sehr freundlich, die Theke mit dem süßen Gebäck auf der einen, dem herzhaften Gebäck auf der anderen Seite ist verführerisch. Außerdem gibt es Salate, Müslis und diverse Frühstücksangebote.

Chefin Verena Peter hat für die kommenden zwei Jahre die Geschäftsführung abgegeben – sie selbst geht in Mutterschutz. „Die Gastronomie war schon immer mein Ding“, sagt sie. Bis 2014 hat sie als Schulsozialarbeiterin in der Schweiz gearbeitet, dann machte sie ihren Traum wahr. „Ich fand die Idee von einem gemütlichen Café im Quartier sehr charmant und habe mir dann diesen Traum erfüllt.“ Morgens und Mittags sind Schüler des gegenüber liegenden Ellenrieder-Gymnasiums sowie Studenten der HTWG ihre größte Kundengruppe.
Bemerkenswert: Im Stadtkind gibt es keinen Alkohol. „Das ist eine bewusste Entscheidung“, sagt Verena Peter. „Das Café läuft auch so sehr gut und niemand vermisst Alkohol.“ Zusammen mit ihrem Team backt die 39-Jährige ihren Kuchen selbst – bis zu sechs am Tag, am Wochenende sogar bis zu zehn. Auch glutenfreie und vegane Backwaren finden sich im Angebot.
- Hincooker-Fazit: Die diversen Streuselkuchen im Stadtkind muss man einfach mal gegessen haben – ein Gedicht. Ebenso die Sandkuchen mit Zuckerguss und geraspelten Pistazien. Wer‘s lieber deftig mag, dem sei ein heißes Panini ans Herz gelegt – ein knuspriges Ciabatta-Brötchen mit Tomaten, Mozzarella und frischem Basilikum. Im Stadtkind ist alles frisch und lecker.
- Bewertung: 4,5 von 5 Kaffeebohnen.
Evelyn‘s Café in Dingelsdorf
Evelyn‘s Café schaffte es bereits in die Top-5-Wertung der Konstanzer Tapas Bars – und hat diesen Sprung auch in dieser Kategorie vollbracht. Das Angebot von selbstgebackenen Kuchen oder Brownies ist für ein Haus dieser Größe und angesichts der wenigen Mitarbeiter sehr beeindruckend – und, das Wichtigste, sehr lecker. Neben den süßen Leckereien bietet die Karte auch die erwähnten hausgemachten Tapas oder allerlei Bowls und Quiches.
Mit viel Liebe zum Detail hat Evelyn Blumenröther das denkmalgeschützte Gebäude eingerichtet – inklusive einer kleinen historischen Museumsküche im Nebenzimmer. Ein echter Hingucker. Der Garten erinnert an die Provence, auch hier beweist die Chefin ihren guten Geschmack.
Das kleine heimelige Café in der Ortsmitte des Konstanzer Vorortes ist ebenfalls das Produkt einer Self-Made-Gastronomin. Evelyn Blumenröther wagte vor ziemlich genau fünf Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit. Obwohl nicht wenige ihr ein baldiges Ende prognostizierten, ist sie nach wie vor erfolgreich am Markt und schafft es sogar, regelmäßig Sterneköche für einen kulinarischen Auftritt in ihrem Haus zu gewinnen.
- Hincooker-Fazit: Evelyn Blumenröther ist eine außerordentlich gute Gastgeberin – sie kann toll kochen und backen, hat ein Gespür für stilvolle Einrichtungen und pflegt einen guten Kontakt in die Konstanzer Gastro-Szene. In ihrem Café geht es gemütlich zu. Man sollte Zeit und Geduld mitbringen. Wenn man das macht, steht einem kulinarischen Vergnügen mit Kurzurlaub-Potenzial nichts im Wege.
- Bewertung: 4,5 von 5 Kaffeebohnen.