Beim Löwen wecken bin ich auf Datteln gestoßen. Doch, wirklich. Dattelsirup, genauer gesagt, zusammen mit Sojasoße und Paprikapulver als Marinade. Ayelet Gundar-Goshen ist schuld. Die israelische Autorin hat genau diesen Roman geschrieben: "Löwen wecken". Ich stieß auf die Datteln auf Seite 102. Als ich bei der – übrigens sehr spannenden Lektüre – auf diese Dattelmarinade stieß, da ließen mich die Datteln nicht mehr los.
Dattelsirup selbst gemacht
Also zunächst Dattelsirup. Den gibt's in gut sortierten Lebensmittelmärkten. Man kann ihn aber auch ganz einfach selbst herstellen: Man zerkleinert eine bestimmte Menge Datteln und fügt die gleiche Menge Wasser hinzu. Je nach gewünschtem Flüssigkeitsgrad gießt man noch etwas Wasser nach. Ein anderes Dattelsirup-Rezept ersetzt das Wasser durch Orangensaft.
So habe ich es ausprobiert mit guten Medjoul-Datteln. Es schmeckt ganz hervorragend. Dattelsirup sei, so heißt es auf den Internet-Seiten des "Zentrums der Gesundheit" in Luzern, "ein ganz besonderes Süßungsmittel", das sogar antibakteriell wirke.
Lobeshymnen auf die Dattel
Zur Dattel habe ich aber noch viel mehr erfahren. Das Internet ist voll von Lobeshymnen auf die Dattel. Auf einer Seite aus Oldenburg, die den Kauf von Entsaftern empfiehlt, werden "zehn phänomenale Gründe, täglich drei Datteln zu essen" aufgeführt. Und auf der Seite "bewusst-vegan-froh.de" aus Ibbenbüren werden sogar "zwölf großartige Gründe genannt, jeden Tag drei Datteln zu essen". Mit meiner Dattelidee für diese Grillserie schien ich also nicht schlecht zu liegen.
Ökotrophologisch bestätigt
Dennoch wollte ich mir all die im Internet gelesenen Weisheiten zur Dattel aus berufenem Munde bestätigen lassen. Ich sprach mit Stefanie Urbanek, eine Ökotrophologin aus Konstanz. "Datteln wirken stimmungsaufhellend und sind ein gesunder Ersatz für Süßigkeiten", sagte die 37-jährige Fachfrau gleich zu Beginn und hatte auch eine Erklärung für diese Wirkung der Dattel: "Datteln enthalten den Eiweißbaustoff Tryptophan. Das ist eine Aminosäure, die im Gehirn zur Bildung des Glückshormons Serotonin führt." Datteln machen also auch noch glücklich.
Marinade fürs Tofuschnitzel
Aber was mache ich jetzt mit meiner Marinade? Hühnerbrust zu marinieren, wie es meine Löwen weckende Romanfigur getan hat, kommt ja unter Vegetariern nicht in Frage. Ein Seitanschnitzel vielleicht? "Eher nicht", sagt Stefanie Urbanek. "Seitan wird bei der traditionellen Herstellung in Japan schon in einer Marinade aus Algen, Ingwer und Sojasoße gekocht und schmeckt schon würzig", sagt die Fachfrau. Dann also ein Tofuschnitzel. Das könnte ich mit meiner Dattelmischung marinieren und grillen. Zum Beispiel.
Es braucht etwas Zeit
Mit Datteln lässt sich eine vegetarische oder gar vegane Grillparty wunderbar planen. Sie erfordert allerdings etwas Vorbereitung. Wenn es also darum geht, in der Halbzeit einer WM-Partie geschwind etwas auf den Grill zu werfen, dann muss klar sein, dass wenigstens ein Fußballmuffel dabei ist, der sich ums dattelige Essen kümmert.
Statt Speckmantel ein Salbeiblattmantel
Den meisten fallen zu Grillparty und Datteln die Speckdatteln ein. Als Auftakt wunderbar geeignet. Aber Speck? Geht hier natürlich nicht. Es gibt aber eine Alternative: Statt eines Speckmantels ziehen die Datteln einen Salbeiblattmantel an. Sie werden gefüllt mit zuvor angeschwitzten gehackten Walnüssen und Zwiebeln, und dann mit dem Salbeiblatt herum aufgespießt und in der Grillpfanne in Öl gebrutzelt. Fertig ist das vegane Pendant zur Speckdattel.
Zitrus-Karotten mit Datteln
Als Gemüsespeise schlage ich Zitrus-Karotten mit Datteln vor. Da werden Zwiebeln, Knoblauch und Zitronenschale in Butter – Veganer nehmen natürlich Pflanzenöl oder Margarine – gegrillt und in der Grillpfanne mit Orangensaft abgelöscht. Die Datteln kommen danach in die Pfanne zusammen mit Salz, Pfeffer und Kreuzkümmel. Aus eigener Erfahrung verspreche ich Ihnen: Das schmeckt bestens.
Spinatsalat aus Jerusalem
Keine Grillparty ohne Salat. Im Jerusalem-Kochbuch von Yotam Ottolenghi habe ich den idealen gefunden. Es ist ein Salat mit Spinatblättern, die Soße besteht zunächst aus Essig, Zwiebeln, Datteln und Salz. Man lässt sie ziehen. In der Grillpfanne werden in Stücke gerissene Pitabrote und grob gehackte Mandeln gebraten, danach werden Sumach – ein bei uns noch wenig bekanntes säuerliches Gewürz – und Chiliflocken untergemischt. Kurz vorm Servieren werden die Spinatblätter, Pitabrot und Mandeln, die Essig-Dattel-Soße und etwas Zitronensaft und Öl zusammengemischt. Fertig.
Ein Dip für Gemüsespieße
Auch Gemüsespieße, ein Klassiker für vegetarische oder vegane Grillpartys lassen sich bedatteln: Stefanie Urbanek empfiehlt für Gemüsespieße, die auf keiner vegetarischen Grillpary fehlen dürfen, noch ihren Sultans-Dip. Dazu hackt sie Frühlingszwiebeln und Datteln klein, mischt sie mit Frischkäse und Quark, fügt noch Schwarzkümmel, Garam Masala – eine indische Gewürzmischung – Salz und Pfeffer hinzu. Alles toll. Da frage ich mich, vermisst irgendjemand hier Fleisch?