Die neu formierte Volksbank Bodensee-Oberschwaben hat im Vorstand nach der Integration der Volksbank Konstanz keine Stimme aus dem Oberzentrum mehr: Sabine Meister, die eines der fünf Vorstandsmitglieder der neuen Groß-Volksbank werden sollte, verlässt kurz nach dem Fusionsbeschluss das genossenschaftliche Institut.
Offenbar passten ihre strategischen Vorstellungen nicht zu denen der vier anderen Vorstände. Zugleich verliert die oberste Führungsebene einer der wichtigsten regionalen Banken auch die einzige Frau in dieser Position. Meister war zu Juli 2020 erstmals auf ihre Position berufen worden. Zuletzt hatte sie eine maßgebliche Rolle bei einer der größten Banken-Fusionen in der Region der jüngeren Zeit.
Durch diese ist die bis dahin selbstständige Volksbank Konstanz in der deutlich größeren Volksbank Bodensee-Oberschwaben aufgegangen, die Beschlüsse dazu sind erst vor wenigen Wochen endgültig gefallen. Die neue Bank hat ihren Hauptsitz in Tettnang und kann künftig die stattliche Bilanzsumme von rund fünf Milliarden Euro ausweisen. Konstanz allein kam zuletzt auf rund 1,7 Milliarden Euro.
„Gespräche über einvernehmliche Beendigung“
Die Volksbank teilte die für viele Beobachter überraschende Personalie am Dienstag, 12. August, in einer kurzen Erklärung mit. Darin heißt es: „In den vielen Gesprächen zeichnen sich zwischen unserem geschätzten Vorstandsmitglied Meister und ihren Kollegen unterschiedliche Auffassungen über die strategische Ausrichtung der fusionierten Bank in einem wettbewerbsintensiven Umfeld ab. Vor diesem Hintergrund führen Frau Meister und der Aufsichtsrat in diesen Tagen Gespräche über eine einvernehmliche Beendigung ihrer Zusammenarbeit.“
Nun besteht der Vorstand noch aus vier Männern
Mit den „Kollegen“ sind Dirk Bogen und Jürgen Nachtnebel (bisher Friedrichshafen und seit einigen Monaten zusätzlich auch in Konstanz zum Vorstand bestellt) sowie Thomas Stauber und Arnold Miller (bisherige Volksbank Bodensee-Oberschwaben). Davon, dass wieder ein fünftes Vorstandsmitglied bestellt werden soll, ist in der Mitteilung der Bank nicht die Rede. Stattdessen wird offenbar um die Modalitäten von Meisters Ausscheiden verhandelt: „Die Parteien gehen davon aus, dass die Gespräche in Kürze erfolgreich beendet werden können“, so die Volksbank.
Für viele, die die Volksbank-Fusion kritisch sahen, bestätigt sich nun die Befürchtung, dass das Engagement im Kreis Konstanz für die neue, tief in Oberschwaben verwurzelte Volksbank nicht nur geografisch eher eine Randerscheinung ist. Die Volksbank Bodensee-Oberschwaben hatte das stets zurückgewiesen und betont, dass sie im Geschäft zwischen Konstanz, Radolfzell und Hilzingen große Chancen sieht und dass Vorstandmitglieder auch hier präsent sein sollen.
Auch Sabine Meister hatte ursprünglich als Befürworterin der Fusion in Richtung Friedrichshafen-Tettnang-Ravensburg gegolten. So heißt es dann auch von der Volksbank: „Frau Meister hat sich um die Neuausrichtung der Volksbank eG Konstanz und den wegweisenden Zusammenschluss der beiden Häuser verdient gemacht.“