Musa Cebe hat sich mit Frau und Tochter besprochen und entschieden, seinen veganen und vegetarischen Döner-Imbiss in der Konstanzer Wessenbergstraße zu verkaufen. „Wenn ich keinen kompletten Schlussstrich ziehe, stehe ich doch immer wieder hier“, sagt er. „Es ist einfach unmöglich, geeignete Mitarbeiter zu finden. Ramadan Ahmed Ramadan arbeitet seit ein paar Jahren bei mir, er ist ideal. Aber einer alleine reicht nicht, er darf ja nur eine gewisse Stundenanzahl arbeiten.“
Der Noch-Inhaber des Imbiss Kervan wirkt ausgelaugt: „Ich kann nicht mehr, ich bin am Ende.“. Der 67-Jährige ist groß und kräftig, hat stets ein freundliches Lächeln und einen lustigen Spruch auf Lager. Was hat ihn an den Rand der Belastbarkeit getrieben? „Seit Jahren stehe ich sieben Tage die Woche im Imbiss. Legt man einen Acht-Stunden-Arbeitstag zugrunde, dann habe ich eine Zwölf-Tage-Woche.“
Die Energie ist weg: Musa Cebe will den Döner-Imbiss Kervan verkaufen
Umgerechnet ist er also rund 14 Stunden am Tag für seinen Dönerstand im Einsatz – von Montag bis Sonntag. „Ich habe keine Zeit für meine Familie, für meine Tochter und meine Frau. Alle Energie stecke ich hier herein. Das ist nicht richtig.“

Diese Energie ist nun aufgebraucht. „Ich habe immer wieder ein Stechen in der Herzgegend und Kopfschmerzen. Der Druck im Kopf wird immer stärker. Stress ist das Schlimmste, was es gibt. Der macht einen fertig.“ Vor allem angesichts seines Alters sei es an der Zeit, in ruhigere Gewässer abzutauchen. Und das so bald wie möglich.
Musa Cebe versichert, dass seine Pläne nichts mit der partiellen Rückkehr zum konventionellen Fleischdöner vor rund einem halben Jahr zu tun haben – damals entschied er sich, aufgrund fallender Umsätze bei seinem ausschließlich veganem und vegetarischen Angebot auch wieder Rindfleisch im Fladenbrot zu verkaufen. „Nein, das ist es nicht. Die Umsätze sind wieder gut, wir haben viele Stammkunden. Es ist einzig die Belastung, die ich nicht mehr aushalte.“
Interessenten stehen bereit: Wer zieht ein in der Konstanzer Wessenbergstraße?
Richtigen Urlaub hat er nach eigenen Angaben seit über zehn Jahren nicht mehr gehabt. „Und selbst, wenn ich an einem Tag meine Leidenschaft Boule ausübe, dann passiert irgendetwas im Imbiss: entweder kommt ein Mitarbeiter nicht oder das Brot wird nicht geliefert oder die Kasse ist kaputt. Irgendetwas ist immer und dann muss ich sofort einspringen und meine wenige Freizeit ist wieder weg.“
Aktuell zahlt Musa Cebe rund 2000 Euro Miete für den gesamten Imbiss. Dazu kommen noch rund 300 Euro für die darüber liegende kleine Wohnung, die voll eingerichtet ist mit Bad, WC und Küchenzeile. „Die kann man als Mitarbeiter-Wohnung oder als Lager nutzen“, erzählt er. „Meine Mitarbeiter haben außerdem einen Aufenthaltsraum sowie eine Toilette und eine Duschmöglichkeit. Es ist also alles vorhanden.“

Welchen Betrag er für das Inventar des Imbisses er aufruft, möchte er nicht verraten. Nur so viel: „Der neue Besitzer könnte sofort loslegen. Es wäre mir ein Anliegen, wenn das Konzept, das ja hauptsächlich auf vegane und vegetarische Produkte setzt, beibehalten werden würde.“ Erste Interessenten haben sich bereits auf seine bundesweit geschaltete Anzeige gemeldet, kommende Woche finden erste Gespräche statt.