Im Frühjahr 2025 endete eine Gastronomie-Epoche im Konstanzer Vorort Litzelstetten: Alfred Spicker übergab den Staffelstab als Wirt des Restaurants Volapük im Dorfeingang an seinen Nachfolger Christian Schädler.
Im November sah der neue Wirt auf einem Immobilien-Portal das Haus zur Pacht ausgeschrieben. „Ich lag mit hohem Fieber krank daheim auf der Couch, habe zu meiner Partnerin gesagt ‚Das ist es‘ und habe mich von meinem Handy aus gleich beworben“, erinnert sich der 34-Jährige.
Wie sich Christian Schädler den Zuschlag für das Restaurant Volapük sicherte
Freddy Spicker wiederum, nicht nur Wirt, sondern auch Besitzer der Immobilien, erhielt einige Bewerbungen, „die meisten aber wollten Pizza, Pasta und Döner machen“, sagt er. „Dann kam Christians Mail. War zwar nur ein Dreizeiler, doch ich habe sofort gesagt: Das gefällt mir, das ist frisch und mit Elan.“

Mit seinen 69 Jahren spürte er, dass Zeit war, loszulassen. „Das ist immer schwer“, gibt er zu. „Doch es musste sein. Die deutsche Gastronomie stirbt so langsam. Und da braucht es junge Leute, die das Ruder übernehmen.“ 1983 fing er hier an, baute an die elterliche Scheune den vorderen Teil des Restaurants sowie das Hotel. Danach kam der Hotel-Neubau mit Wellness-Bereich dazu.
Schnell trafen Alfred Spicker und Christian Schädler sich vor Ort und machten Nägel mit Köpfen. „Es war immer mein Ziel, mich selbstständig zu machen“, erzählt Christian Schädler, der bereits im Bodano in Bodman oder im Schellenberger Hof in Emmingen-Lipptingen als Restaurantleiter tätig war.
Zuletzt arbeitete der gelernte Industriekaufmann in diesem Bereich, „da ich mich auf eine Selbstständigkeit in der Gastronomie vorbereiten wollte und das war so zeitlich gesehen einfacher.“
So sollen die Menschen im Konstanzer Vorort das Litzel‘s kennenlernen
Lebensgefährtin Inna Nungesser, Mutter eines Sohnes, pendelt derzeit noch zwischen dem gemeinsamen Wohnort Emmingen-Lipptingen, Litzelstetten sowie ihrem eigentlichen Arbeitsort Schwenningen. Christian Schädler hat eine Wohnung oberhalb des Restaurants am Bodensee bezogen.
Bald schon möchte die Patchwork-Familie wieder jeden Tag zusammen sein. „Derzeit bin ich sieben Tage die Woche im Litzel‘s eingespannt“, so der neue Wirt. „Wir bereiten spezielle Events vor, damit die Menschen uns langsam kennenlernen.“

Am 1. Mai zum Beispiel hat er hausgemachte Haxn angeboten, am 29. Mai, dem Vatertag, gibt es Spareribs satt. Christian Schädler wird höchstpersönlich am Grill auf der Terrasse stehen und grillen, dazu gibt es gebackene Kartoffeln und Krautsalat. Außerdem stellt der Gastronom mehrere Fässer Bier an einen Tisch und für eine Flatrate von 15 Euro darf man(n) sich jederzeit zapfen.
Im Sommer möchte er zur offiziellen Eröffnung einen Frühschoppen veranstalten, bei dem der Musikverein Dettingen spielen wird. „Mit solchen Aktionen macht man sich bekannt und bleibt im Gespräch.“
Aus dem Volapük wird Litzel‘s in Litzelstetten – doch vieles bleibt wie früher
Die Küche des Litzel‘s soll gut-bürgerlich bleiben: Zwiebelrostbraten, Schnitzel mit Beilagen, Rinderrouladen oder Sonntagsbraten nennt er, einen Koch hat er übernommen, einen zweiten hat er mitgebracht. „Wir möchten auch gerne deutsche Gerichte, die nicht mehr so bekannt sind, wieder aufleben lassen. So wie die Forelle Müllerin Art“, berichtet Christian Schädler.
Im Advent möchte er den legendären Sonntagsbrunch der frühen 90er Jahre wieder aufleben lassen – das Volapük war damals eines der ersten Restaurants, das diesen Brauch in der Region eingeführt hat. Wer damals einen Tisch haben wollte, musste zeitig reservieren.
Alfred Spickers Frau Claudi, seit Jahrzehnten so etwas wie die Kuchen- und Tortenfee im Volapük, wird auch weiterhin halbe Nächte am Backofen und in der Küche verbringen, um ihre beliebten Werke für das Restaurant zuzubereiten. Und auch Freddy Spicker wird nicht ganz von der Bildfläche verschwinden, wie sein Nachfolger verrät: „Ich wäre ja verrückt, wenn ich seine Erfahrung nicht in Anspruch nehmen würde.“