Der Aufschrei war groß in den sozialen Medien und er hallt schon lange nach: Der Döner, der Deutschen liebstes Fast Food, vormals günstiger Sattmacher und bester Katerkiller, wird zum Premiumprodukt. Statt drei oder vier Euro kostet die Fleischtasche in manchen Imbissen inzwischen sieben Euro oder mehr.

Wucher oder normale Teuerung?

„Wucher“, schreien die einen. „Inflation“, bemerken die anderen. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen.

Ob Sprit, Shampoo oder eben Döner: Allgemein sind seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine alle Preise stark gestiegen. Aber rechtfertigt die Inflation, dass sich die Dönerpreise beinahe verdoppelt haben? Schauen wir zunächst auf die Fakten.

Bei den Werten handelt es sich um Verbraucherpreise, nicht um Preise im Großhandel, wo die meisten Dönerläden ihre Waren beziehen. Sie zeigen aber eine klare Tendenz: Nur mit den Zutaten lässt sich die heftige Preissteigerung kaum erklären.

„Wir waren früher zu billig“

Celik Diyaddin vom Sahara in Konstanz-Wollmatingen.
Celik Diyaddin vom Sahara in Konstanz-Wollmatingen. | Bild: Schuler, Andreas

Wir fragen nach bei Celik Diyaddin. Er ist Inhaber des Sahara in der Radolfzeller Straße in Konstanz-Wollmatingen. Seit 2009 steht er tagein, tagaus hinter seiner Theke und schneidet das drehende Fleisch, um daraus Döner oder Yufka vorzubereiten. Zu Jahresbeginn hat er die Preise erhöht, sein Döner kostet seither sieben Euro. 2020 waren es noch vier Euro.

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„Wir waren früher zu billig“, sagt Diyaddin. Zumal nicht nur sein Einkauf teurer geworden sei, sondern auch der Betrieb seines Ladens. „In diesem Jahr zahlen wir für Gas und Strom monatlich 2000 Euro, bis 2023 waren es noch 1060 Euro“, verweist er auf die gestiegenen Energiekosten. Nachgefragt Ende Juli: Seit Januar hat er seine Preise nach eigener Aussage nicht erhöht, der Döner kostet nach wie vor sieben Euro „auch wenn wir zu kämpfen haben und wirklich alles teurer wird. Jetzt kommt auch noch die Verpackungssteuer“.

„Wir werden bald erhöhen müssen“

Ein paar Kilometer weiter südöstlich hat der Döner im Frühling noch 6,50 Euro gekostet. Doch bereits damals hieß es: „Wir werden bald auf sieben Euro erhöhen müssen. Vermutlich noch im März oder im April“, sagt Mahmot Aydin, der das Bodensee Kebabhaus in der Markgrafenstraße in Petershausen zusammen mit seinem Schwager betreibt. Und so war es auch: Mittlerweile geht der klassische Döner für sieben Euro über die Tresen.

Mahmot Aydin vom Bodensee Kebabhaus in Konstanz-Petershausen.
Mahmot Aydin vom Bodensee Kebabhaus in Konstanz-Petershausen. | Bild: Schuler, Andreas

Auch er hat seinen Döner vor vier Jahren noch für vier Euro verkauft. Seinem Kollegen aus Wollmatingen stimmt er zu: Der Döner war früher zu günstig – auch und vor allem wegen des Konkurrenzkampfes. Daher und angesichts der gestiegenen Preise vor allem für Strom, sei es nur logisch, die Fleischtasche teurer anzubieten. „Die meisten Kunden zeigen Verständnis dafür und kommen trotzdem regelmäßig.“

Wenig Transparenz für die Kunden

Der SÜDKURIER hat bei mehreren Dönerläden in Konstanz nachgefragt. Diyaddin und Aydin waren die einzigen, die öffentlich über ihre Preisgestaltung reden wollten.

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„Für Verbraucher ist das nicht transparent“, kritisiert Sabine Holzäpfel, Referentin Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Es sei für die Kunden kaum erkennbar, „ob Preissteigerungen in dieser Höhe notwendig und angemessen sind, oder die Inflation genutzt wird, um Gewinne zu steigern“.

Holzäpfel nimmt aber nicht die Dönerverkäufer in die Pflicht. Vielmehr seien die Politik und das Bundeskartellamt gefordert, „die Preisentwicklung im Handel und bei den Herstellern zu untersuchen“. Die Verbraucherschützerin spielt damit vor allem auf die sogenannte Schrumpflation an.

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Das Kofferwort beschreibt die Praxis, Produktgrößen zu verändern, um Preise versteckt zu erhöhen. Anders ausgedrückt: Man zahlt mehr Geld, bekommt aber weniger Produkt. Celik Diyaddin beteuert, dass die Portionen im Sahara nicht kleiner geworden sind – was seine Kunden dem SÜDKURIER bestätigen.

Die Preise dürften bleiben

Zuletzt ging die Inflation zurück, die hohen Preise für den Döner dürften aber bleiben. Weder Celik Diyaddin vom Sahara-Döner noch Mahmot Aydin vom Bodensee Kebabhaus gehen davon aus, dass sie ihre Preise wieder senken werden, sollte die Inflation noch weiter zurückgehen.

„Selbst nach der Erhöhung verdiene ich heute zehn Prozent weniger als 2020“, rechnet Diyaddin vor. Die Gesamtlage sei kritisch, meint Aydin. „Es wird Jahr für Jahr immer schwerer zu überleben. Aber wir müssen ja weitermachen.“ Und die Kunden müssen entscheiden, wie viel ihnen ein Döner wert ist.