In den 50er-Jahren entdeckte der Deutsche seine tiefe Liebe zu Italien – vor allem die Menschen aus Baden Württemberg verspüren seither eine tiefe Sehnsucht nach Dolce Vita jenseits der Alpen. Und das hat ganz gewiss auch etwas mit der wunderbaren italienischen Küche zu tun.
Pizza, Pasta und Parmiggiano waren in den 50er-Jahren zwar noch weniger bekannt in der deutschen Küche. Das hat sich grundlegend geändert. Heute gibt es kaum einen Ort ohne Pizzeria, kaum eine Stadt ohne italienisches Gourmet-Restaurant. Und das ist vor allem eines: nämlich gut so! Aber wo schmeckt die Pizza am besten? Mit dieser Frage ist der Hincooker zum großen Test in Konstanz aufgebrochen.
- Modus und Bewertung: Seit Jahrzehnten besuche ich mit Familie und Freunden italienische Restaurants oder Pizzerias in Konstanz und Umgebung. Für diesen Test habe ich erneut die Angebote in Konstanz getestet – und anschließend auf Grundlage von Gesamteindruck, Authentizität, Geschmack, Freundlichkeit der Mitarbeiter und Angebot die besten 5 Pizzerias gekürt. Die Einschätzung ist rein subjektiv und es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit.
La Grotta in der unteren Laube 33
Ein Stück Italien in der Konstanzer Altstadt. So heißt es auf der Homepage von La Grotta – und so ist es auch. Das liegt nicht nur an den Speisen und dem süffigen Wein vom Apennin – auch an der Herzlichkeit der Gastgeber.
Antonio Fiore, der als Zwölfjähriger mit seinen Eltern aus Sizilien nach Konstanz kam und seither die Stadt am Bodensee als seine Heimat bezeichnet, ist der Inbegriff der italienischen Eleganz – gepaart mit einer ordentlichen Prise Humor.
Sein Koch aus Apulien, vom Absatz des Stiefels, versteht sein Handwerk und zaubert tolle Gerichte auf die Teller. Auch toll: Gäste mit Glutenunverträglichkeit haben die Möglichkeit, glutenfreie Pasta zu bestellen. Ich habe neben den Antipasti und der obligatorischen Pizza glutenfreie Spaghetti alle Vongole bestellt – und war begeistert. Die frischen kleinen Venusmuscheln aus Italien wurden mit Weißwein, Olivenöl, Knoblauch, Petersilie und Tomaten gekocht. Zum Verlieben.

- Hincooker-Fazit: Seit 1989 ist das La Grotta eine Konstanzer Institution. Familie Fiore hat sich mit der Pizzeria einen guten Namen über die Stadtgrenzen hinaus gemacht – und innerhalb der Stadtmauern genießt das Restaurant einen exzellenten Ruf auch und vor allem bei Vereinen. Das Essen ist sehr gut, die Pizza knusprig, die Pasta al dente. Chef Antonio ist die Herzlichkeit in Person. Das La Grotta geht immer. Den kleinen Abzug gibt es für das in die Jahre gekommene Interieur.
- Bewertung: 4,5 von 5 Pizzastücken.
Mamma Mia in der Mainaustraße 5
Napoli. Wer ins Mamma Mia geht, fühlt sich schnell versetzt in die lebhafte süditalienische Stadt am Vesuv. Das liegt zum einen an dem SSC-Neapel-Maradona-Schrein in der Gaststube zu Ehren der verstorbenen argentinischen Legende des Vereins und des soeben errungenen ersten Meistertitels seit 1989. Zum anderen an der Herkunft des Familie der Besitzer – und natürlich zu Oberst an der genialen und superknusprigen Pizza.
„Wir benutzen wie die Neapolitaner für den Teig lediglich Salz, Wasser, Mehl, Hefe und Olivenöl“, erklärt Arsenio Campanile. Außerdem wird im Mamma Mia frischer Mozzarella für die Pizza genommen. „Wir schneiden jeden Tag frisch von der Kugel ab“, verrät der Chef. Die typischen italienischen Zutaten kommen auch tatsächlich aus Italien, aus der Bodenseeregion sind Salat, Gemüse – natürlich auch Tomaten.

Arsenios Vater hat einst im Sole Mio in der Innenstadt gekocht, ebenfalls im Pastis. „Als wir hier 2015 das Mamma Mia aufgemacht haben, waren nicht wenige überzeugt, dass wir scheitern werden“, sagt Arsenio Campanile und fügt nicht ohne Stolz hinzu: „Heute erhalten wir beste Kritiken und haben viele, viele Stammgäste.“
- Hincooker-Fazit: Wer Italien liebt, der wird das Mamma Mia lieben. Die Herzlichkeit der Gastgeber, die Qualität des Essens, die Bilder von Bella Italia, Napoli und Maradona im Gastraum – das hat etwas von einem entspannenden Kurzurlaub unter dem Vesuv. Im Mamma Mia bekommt man in meinen Augen die beste in Konstanz – gleich gut ist sie nur in einer anderen Pizzeria. Dermaßen knusprig und doch so saftig – diese hohe Kunst versteht nicht jeder. Da schmeckt man bei jedem Biss, dass Stefano Gutadauro sein Handwerk perfekt versteht.
- Bewertung: 5 von 5 Pizzastücken.
Sido in der Martin-Schleyer-Straße 37 in KN-Litzelstetten
2012 hat Sido Khalil die liebevolle kleine Pizzeria am Ortsausgang von Litzelstetten Richtung Dingelsdorf eröffnet. Einige haben ihm ein schnelles Ende vorausgesagt – doch elf Jahre später boomt die Gaststätte mit einer Handvoll Sitzplätzen und eigenem Lieferservice wie nie.
Das liegt einerseits an der ansteckenden Freundlichkeit von Sido, seiner Frau und den drei gemeinsamen Kindern, die so oft wie möglich mithelfen – andererseits und vor allem an der herausragenden Qualität der Gerichte.
Vor dem Engagement am Bodensee hat die Familie bereits in Mönchengladbach eine Pizzeria geführt – und davor in ihrem Heimatland Syrien, wo der Familienvater das Handwerk von der Pike auf erlernte. Und das schmeckt man: Der hausgemachte Teig wird im Steinofen knusprig gebacken, das Pizzabrot sucht in der Region seinesgleichen. Und auch die Pasta mit den frischen Zutaten hat durchaus italienisches Niveau. Die Zutaten sind frisch und regional, so macht Sido beispielsweise die Tomatensoße komplett selbst.
- Hincooker-Fazit: Wer da glauben sollte, dass nur Italiener richtig gute Pizza und Pasta zubereiten können, der wird bei Sido eines besseren belehrt. Der Mann aus Syrien hat sich längst rechts und links an so manchem Pizzaiolo vorbeigebacken – und ist zu einem herausragendem Koch italienischer Pizza und Pasta geworden. Bravissimo! Den kleinen Abzug gibt es lediglich für die doch recht spartanische Ausstattung in seiner Pizzeria, die allerdings primär auf Abholung und Lieferung ausgerichtet ist.
- Bewertung: 4,5 von 5 Pizzastücken.
Roter Gugelhan in der Salmannsweilergasse
Der Gugelhan ist einer dieser Orte, an dem man sich sofort wohlig, heimelig und gut aufgehoben fühlt. Die urige Einrichtung sorgt für eine warme Atmosphäre. Der große Steinofen, mit Holz befeuert, verstärkt dieses schöne Gefühl. Man kann den Bäcker beim Zubereiten der Pizzas und der Flammkuchen beobachten – das schafft Vertrauen.

Und das Essen? Das ist richtig lecker – seit Jahren schon. Die sehr knusprige Pizza hat diesen typisch-rauchigen Holzsteinofen-Geschmack, der jedoch den Belag keinesfalls überfrachtet, sondern dezent im Hintergrund bleibt. So wie es sein muss. Die Zutaten sind frisch und regional. Da kommt nichts aus der Dose. Ali Zulfic, gelernter Bäcker, versteht sein Handwerk und ihm bei der Arbeit zuzusehen ist ein Vergnügen.
Chef Izet Begic, der auch Georg‘s Fischerhütte auf der Reichenau betreibt, ist ein Vollblut-Gastronom. Er weiß, wie man mit Gästen umgeht – die treuesten werden stets mit Namen und Handschlag begrüßt, neue erhalten gleich eine launige Einführung in die Geschichte des Hauses. Hier wird nämlich seit 1325 Brot gebacken. Damals verpachtete das Kloster Salem das Haus an Bäckermeister Frik Töbeli. 1873 baute laut Stadtarchiv der Restaurateur Rumpelhardt das Untergeschoss zu einem Wirtshaus um.

- Hincooker-Fazit: Super saftig im inneren, super knusprig am Rand – Pizza und Flammkuchen im Gugelhan sind von höchster Qualität. Izet Begic gibt seinen Pizzas, deren Teig nach original neapolitanischem Rezept hergestellt werden, durch seine besonderen Kreationen (Pizza Fleischverweigerer mit Gemüse, Pizza Winzerliebe mit Bauernspeck und frischen Kräutern oder Pizza Schafskäse) einen weiteren kulinarischen Kick. Schon beim Zutritt ins Restaurant bekommt man Hunger und Appetit, wenn man von den leckeren Aromen empfangen wird, die aus dem Steinofen kommen. Auch die übrigen Gerichte sind sehr zu empfehlen.
- Bewertung: 5 von 5 Pizzastücken.
Pastis in der Hohenhausgasse 14

Das Pastis hat sich längst zu einer der Top-Pizzerias in Konstanz entwickelt. Der attraktive Mittagstisch mit Pizza oder Pasta mit Salat für 10,90 wird sehr gut angenommen. In dem herrlichen Innenhof sitzt man wie in einer historischen italienischen Altstadt irgendwo in der Toskana.
Die Pizza ist richtig lecker, der Boden hauchdünn, der Belag nicht überfrachtet, der Rand knusprig. Koch Giuseppe Calabrese versteht sein Handwerk. Wirtin Agnes Köllö bedient ihre Gäste gerne persönlich, ihre Mitarbeiterin Joanna Zmuda macht es mindestens genau so herzlich.
- Hincooker-Fazit: Wer ins Pastis geht, weiß, was er oder sie bekommt: gute, bodenständige italienische Küche – ohne Schnörkel, ohne Schleifchen, aber sehr lecker. Der Innenraum ist zwar etwas düster, aber stilvoll eingerichtet. Die für die Altstadt typischen dicken Holzbalken und dicken Mauern verstärken das Gefühl, in Italien zu sein. Von außen, von der Hohenhausgasse kommend, wirkt das Pastis auf den ersten Blick etwas in die Jahre gekommen – daher auch der geringe Punktabzug. Was jedoch nichts mit der Qualität der Speisen zu tun hat.
- Bewertung: 4 von 5 Pizzastücken.