Ein Gedenken an die Toten zweier Weltkriege ist seit Längerem Teil der deutsch-französischen Partnerschaft. Das Schlachtfeld von Verdun und die Invasionsstrände in der Normandie sind die bekanntesten Orte dieser Erinnerungskultur. Diese könnte bald um einen weiteren – freilich kleineren – Gedenkort bereichert werden.

Der Vorstand der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung (DFPV) hat nun eine gemeinsame Erklärung verabschiedet, die das Ziel eines würdigen Gedenkens an die bis zu 250 im Mai 1917 im Winterbergtunnel verschütteten vorwiegend badischen Soldaten verfolgt.

Während der Sondierung im April: Bilder von gefallenen deutschen und französischen Soldaten an der Grabungsstelle am Winterbergtunnel.
Während der Sondierung im April: Bilder von gefallenen deutschen und französischen Soldaten an der Grabungsstelle am Winterbergtunnel. | Bild: Uwe Zucchi/Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge

„Der Erste Weltkrieg ist in den Familien der Region auch mehr als 100 Jahre nach seinem Ende noch immer präsent“, sagte der Vizechef der Unionsfraktion im Bundestag, der Konstanzer Abgeordnete Andreas Jung, dieser Zeitung.

Die DFPV, deren Co-Vorstandschef Jung ist, setzt sich daher dafür ein, die Geschehnisse um den Winterbergtunnel „im Rahmen eines deutsch-französischen Projekts mit Unterstützung der beiden Regierungen“ aufzuarbeiten, wie es in der Erklärung heißt.

Andreas Jung, Chef der Unionsfraktion im Bundestag, liegt die Erinnerung an die gefallenen Badener am Herzen. Mit den Partnern der ...
Andreas Jung, Chef der Unionsfraktion im Bundestag, liegt die Erinnerung an die gefallenen Badener am Herzen. Mit den Partnern der Deutsch-Franzöischen Parlamentarischen Versammlung (DFPV) hat er dazu eine Erklärung verfasst – in deutscher und französischer Sprache. | Bild: Oliver Hanser

Dabei solle auch ein Ort für ein gemeinsames Gedenken entstehen. Dieses Ansinnen wird unabhängig von der Frage verfolgt, ob vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge noch mal ein neuer Versuch gestartet wird, die Gefallenen zu bergen. Allerdings sieht es danach nicht aus, nachdem die Arbeiten wegen Hangrutschungen und Munitionsfunde zum Erliegen gekommen sind.

Der Soldat Johann Okle stammte von der Insel Reichenau und starb im Juli 1917 in der Nähe des Winterbergtunnels – ein Tag nach ...
Der Soldat Johann Okle stammte von der Insel Reichenau und starb im Juli 1917 in der Nähe des Winterbergtunnels – ein Tag nach seinem 21. Geburtstag. Okle diente in einem preußischen Infanterieregiment und war in Berlin ausgebildet worden. Das Foto wird noch heute von Nachkommen aufbewahrt. | Bild: Michel, Alexander

Die DFPV, der jeweils 50 Abgeordnete des Bundestags und der französischen Nationalversammlung angehören, wirkt auf die Agenda des gemeinsamen Ministerrats ein, der ein Projekt um den Winterbergtunnel in die Wege leiten könnte und demnächst tagt.

Erinnerung an tödliche Minenräumung

Auf französischer Seite will man auch an deutsche Kriegsgefangene erinnern, die zwischen 1945 und 1947 zur Minenräumung in Frankreich eingesetzt wurden. Geschätzt 1800 Deutsche starben, auch 500 Franzosen wurden bei der gefährlichen Arbeit tödlich verletzt.

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