Bermatingen – Eigentlich hätte der Gemeinderat am Dienstag die ersten Gewerke für den Neubau des Vereinsheimspavillons am Bermatinger Sportplatz vergeben sollen. Stattdessen mussten die Räte vor der Sommerpause eine bittere Pille schlucken. Im Dezember 2016 war man bei der Planung von Kosten von rund 885 000 Euro ausgegangen, die so entsprechend im Haushalt eingeplant worden waren. Doch weil die Baubranche boomt, steigen die Preise: Die aktuelle Summe für alle ausgeschriebenen Gewerke kommt auf 1,4 Millionen Euro.
Rupp: "Preissteigerung um 157 Prozent"
"Das ist eine Preissteigerung von 157 Prozent", sagte Bürgermeister Martin Rupp. Besonders die Maurer- und Betonarbeiten fallen mit 720 000 Euro ins Gewicht. Lediglich zwei Unternehmen hatten für die öffentlich ausgeschriebenen Arbeiten Angebote eingereicht. Das zeige deutlich, wie die Lage auf dem Markt derzeit sei. Rupp sagte: "Die Auftragsbücher der Firmen sind voll, da haben wir klar das Nachsehen."
Architekt: Einziges Angebot für Zimmererarbeiten nicht verwendbar
Auch der beauftragte Architekt Jakob Krimmel erklärte, die Situation sei "sehr bitter": "Bei den Zimmererarbeiten konnte das einzige abgegebene Angebot nicht gewertet werden, demnach kann dieses Gewerk noch nicht mal vergeben werden." Ebenso trüb sehe die Kostenentwicklung für die geplanten Neuerungen an den Außenanlagen aus. Die vom Planungsbüro Eberhard und Partner geschätzten Kosten lagen im Dezember 2016 bei 715 000 Euro, aktuell liegen sie bei etwa 1 Million Euro. Das sei eine Preissteigerung von 142 Prozent. Krimmel fügte hinzu: "Und hier geht es nur um eine Schätzung, es wurde noch nichts ausgeschrieben."
Gewerke werden zeitnah neu ausgeschrieben
Sowohl eine Umplanung, die sehr kostenintensiv sei, als auch ein Stopp des Projekts kämen für die Gemeinde nicht infrage, wie bei der Ratssitzung deutlich wurde. Es wurden bereits etliche Zuschüsse beantragt. Gemeinsam einigte man sich darauf, dass die Gewerke zeitnah neu ausschrieben werden, die Umsetzung jedoch erst im Mai oder Juni kommenden Jahres erfolgen soll.
Umsetzung erst im Mai oder Juni 2019
"Damit möchten wir den Firmen mehr Planungszeit einräumen", erklärte Rupp. Krimmel hingegen machte deutlich, dass man nicht damit rechnen dürfe, "auf die Zahlen von 2016 zu kommen". Aber wenn man mehr Angebote erhalte, könne man diese besser vergleichen. Rupp bemerkte dazu abschließend: "Es bleibt eine Kröte zu schlucken, aber so jedenfalls ist aufgeschoben nicht aufgehoben."
Vorsitzende der Vereine: "Warten lieber noch ein halbes Jahr"
Klaus Gommeringer, Vorsitzender des Sportvereins, zeigte sich im SÜDKURIER-Gespräch nicht sonderlich überrascht: "Bei dieser Konjunkturlage war das zu erwarten, wir haben lange gewartet, da ist ein halbes Jahr auch egal." Für ihn sei nur wichtig, dass das Vereinsheim wirklich realisiert werde. "Der SV Bermatingen wird sich in Geduld üben." Ebenso sieht es die Vorsitzende des Turnvereins, Angelique Lerner: "Die Umstände sprechen nun mal für sich und das muss man akzeptieren." Es sei eine "kluge Entscheidung", die Gewerke neu auszuschreiben: "Es wäre einfach zu schade, wenn die Planungen von zwei Jahren vergebens gewesen wären. Da warten wir lieber noch ein halbes Jahr und hoffen das Beste."
Sportstättenkonzeption
Das erarbeitete Konzept sieht eine schrittweise Erneuerung oder Sanierung der Bermatinger Sportstätten vor. In den vergangenen acht Jahren wurden bereits große Teile umgesetzt, etwa Anbau der Gymnastikhalle, Neuanlage der Außenanlagen, neue Flutlichtanlage, Umzäunung zweier Plätze und Dachsanierung der Sporthalle mit Erneuerung der Heizungsanlage. Mit dem Neubau eines Vereinsheims für den Sportverein und den Tennis-Club sowie dem Bau einer Tribüne ist das Konzept abgeschlossen.
Das Konzept beinhaltet zwei Bauabschnitte: erst die Erneuerung der Sportaußenanlagen (Tartanbahn, Sprunggruben und Spielfeld), dann den Neubau des Vereinsheims und der Tribüne. Insgesamt werden sich die Kosten auf 2,5 Millionen Euro belaufen, wobei der Eigenanteil der Gemeinde rund 1,5 Millionen Euro betragen wird.