Bermatingen Es ist der Mix aus Tradition und Moderne, dem Bemühen um stete Optimierung, die abwechslungsreiche Küche, der Most und der idyllische Platz und die trotz der vielen Besucher heimelige Atmosphäre, die das Mostfest in Ahausen jährlich zum Anziehungspunkt für Jung und Alt macht. Die Bandbreite der Besucher von vier Generationen fordert die Akteure jedoch heraus. Weiß man um den Sonntag mit Blasmusikkapellen, die bereits den Geschmack von vielen bedienen, so sehen sich die DJs und Alleinunterhalter am Samstagabend mit der Aufgabe konfrontiert, Besucher von 13 bis 85 Jahren einzunehmen. Es gelang.

Zuvor hatte die agile Trachtenkapelle Oberuhldingen die nach und nach eintröpfelnden Besucher unterhalten und in Udo Huber einen gut aufgelegten, witzigen Dirigenten, der sie immer wieder einbezog und zum Mitsingen und -klatschen animierte. Zu den frühen Besuchern gehörte eine Gruppe der Knabenmusik, der seit 2019 auch Musikerinnen angehören. „Wir treffen uns ein paar Mal im Jahr außerhalb von Proben und Auftritten“, sagt Katharina Schmäh. „Das Mostfest haben wir uns wegen der guten Musik ausgesucht“, ergänzt Lisa Schlichte. „Wir sitzen gerne zusammen und genießen hier die Stimmung“, sagt Robin Moser und fügt augenzwinkernd einen weiteren Grund des Kommens hinzu: „Erdbeer-Most“.

Lob und Dank an Familie Jauch
Der ruht auch im Mostfass, das Bürgermeister Martin Rupp ansticht, erstmals assistiert von Ortsvorsteher Karl Hafen, der den Hahn halten darf. Schon lange bindet sich Rupp keine Schürze mehr um – ein Routinier eben. Wer rechtzeitig kommt, bekommt ein Glas kostenlos ausgeschenkt. Auf lange Reden wird verzichtet, nur ein Dankeschön will Karl Hafen noch loswerden: An Familie Jauch, die wie jedes Jahr ihren Hofplatz zur Verfügung stellt und die – wie auch weitere Anwohner – späte Ruhezeiten in Kauf nimmt.
In der Sieber-Scheune werden währenddessen schon auf Hochtouren die Riesenbleche mit den berühmten Dinnele aus den Öfen gezogen. Jüngste Helferin ist die neunjährige Johanna Richter aus Altheim, Tochter der ebenfalls arbeitenden Daniela Richter, deren Patin wiederum Marlies Moser ist, die um Hilfe angefragt hatte. Bereits 2024 war Johanna dabei und hatte ihren Spaß beim maschinellen Ausdrücken der Äpfel und beim Rühren der Soße, deren geheime Zusammensetzung sie kennt. Nur Zwiebeln mag sie nicht enthäuten: „Das tut meinen Augen weh.“ Macht nichts, dafür sind andere da, die wie alle die nette Gemeinschaft schätzen. Als Ehre hat es Uschi Jegler empfunden, als man sie um Hilfe gebeten hatte; erst bei der Essensausgabe, nun beim Schälen von Zwiebeln und Äpfeln.

Bei Anbruch der Dunkelheit gibt es einen musikalischen Wechsel. Chris Metzger, Entertainer, Sänger und Multiinstrumentalist, verblüffte die Besucher mit seinen Talenten. „Der macht mich sprachlos. Ich höre ihn zum ersten Mal. Unglaublich, wie viele Instrumente er spielt, den Computer bedient, singt und dann noch so gut Stimmen imitieren kann“, sagt Barbara Horn (65) aus Bermatingen, während Chris Metzger seine Haare zur Elvis-Tolle formt und einen Presley-Song singt. Horn ist mit ein paar Mädels über das soziale Freizeitnetzwerk „Meet5“ hier, wusste gar nicht, was sie beim Mostfest erwartet und ist ganz angetan. Bis früh in den Morgen wird gefeiert und getanzt.
Festlich war der Auftakt am Sonntag mit dem Sternmarsch vierer Kapellen, angeführt von Oldtimer-Traktoren, launig moderiert vom MV-Vorsitzenden Maurice Parent und einem Mini-Gemeinschaftsplatzkonzert, souverän dirigiert von Christoph Gleichauf vom Musikverein Wasserburg. Apropos Wasser: Der Himmel hielt sich zurück. Dem Nieselregen am Sonntag trotzten die Besucher. Vorsichtshalber hatte man der Jugendkapelle am Montag abgesagt; die Ahauser Musiker spielten dafür früher, die Stammgäste hielten Wort und kamen.