Bermatingen – Es gibt nur wenige Zuschauer, denn die meisten machen mit beim ersten Seniorentag, zu dem der Turnverein in und um die Sporthalle eingeladen hat. Die Besucher kommen nicht nur ins Schwitzen bei der Teilnahme, sondern auch, weil sie sich manchmal nicht entscheiden können, welche der Angebote sie wahrnehmen wollen. Zu groß ist offenbar die Auswahl an unterschiedlichen Gruppen, abgestimmt auf Alter, Können und Bedürfnisse.

Vor- und Nachmittag sind trotz der Herausforderungen geprägt von Leichtigkeit und Humor, was sich auch in Titeln wie „Müde Knochen munter machen“ ausdrückt. Für jeden, egal welches Handicap er oder sie hat, gibt es eine Riege mit extra für den Gesundheitssport qualifizierten Leiterinnen. Einige Übungen kann man auch zu Hause weitermachen. Edeltraud Reder zeigt das mit „Die Wand als Trainingspartner“. Auch „Line Dance Gold“, dessen Choreografie Karin Poisel extra für Ältere modifiziert hat und mit Katja Dannecker vortanzt, ist zu Hause in etwa machbar. Schwungvoll gestaltet sich „Zumba Vital“ mit Sandra Schwegel, etwas ruhiger der Stuhltanz im Sitzen. Überhaupt: Wer nicht mehr so lange stehen vermag, kann sich auch auf einem Stuhl austoben. Etwa beim Stuhltanz oder eher meditativ, dennoch herausfordernd, mit Schwingstäben und Tüchern, wie Conny Gagliardi zeigt. Es gibt noch mehr Vielfalt: Junge wie Ältere trainieren beim „kognitiven Balltraining“ gleichzeitig den Kopf, andere entspannen beim „nur zuhören“ oder stellen sich der neuen Sportart Aroha, bei der Angie Lerner anleitet.

Gemeinschaft motiviert

„Anstrengend und schweißtreibend, aber es macht Spaß. Man braucht doch viel Kraft und es beansprucht die Muskeln. Und mit Musik macht es doppelt Spaß, da kommt man mehr in den Rhythmus. Das wäre was für mich, wenn es fest angeboten würde“, sagt Birgit Wörner aus Bermatingen. Auch Beate Woscheé könnte sich das gut vorstellen: „Ich brauche immer ein bisschen Power.“ Bei Edeltraud Reder hat sie „Bauch, Beine, Po“ belegt. Sie und ihre Schwester Birgit können allen Kursen, bei denen sie sich ausprobiert haben, etwas abgewinnen und überlegen sich nun, wo sie am Seniorentag noch mitmachen wollen.

Dass man im Alter „fit im Kopf – fit im Körper“ bleiben kann, wenn man etwas dafür tut, beweisen die ältesten TVB-Mitglieder. Frieda Heimgartner war seit 1968, dem Jahr ihres Zuzugs nach Bermatingen, in diversen Gruppen aktiv. Die Gesellschaft und die Bewegung haben die 86-Jährige stets motiviert, dabeizubleiben: „Ich mache weiter, so lange ich kann“, sagt sie energisch und verweist auf einen Aspekt, der auch für die Zertifizierung „Seniorenfreundlicher Turn- und Sportverein“ maßgeblich war. Die guten Kontakte, die man nach dem Sport beim Miteinander in einer Gaststätte pflegt: „Das gehört dazu und man weiß dann, was im Dorf und sonst wo los ist.“

Dieser Aspekt ist auch für Sofie Schellinger wichtig, mit 93 Jahren Älteste und Gründungsmitglied. Sie und Isolde Moser (86) turnen bei Conny Gagliardi mit. Beide finden „die Kameradschaft einfach wunderbar“ und Sofie Schellinger schmunzelt: „Der Priester sagt auch immer ‚Gehet hin in Frieden‘. Und das tun wir, gehen nach Ahausen, abwechselnd in die Sportgaststätte Arena.“

Karin Orosz, die seit 52 Jahren dabei ist und 16 Jahre die Gruppe Vater-Kind-Turnen und fürs Altenwerk 40 Jahre Seniorengymnastik angeboten hat, sagt: „Unser Fit-Tipp ist kein Geheimnis. Wir erzählen immer stolz, dass wir beim TVB mitmachen.“ Diesmal nur Zuschauer, da sie sich mit Enkeln und im Garten ausgetobt haben, sind Magdalena Hößler (74), Rosmarie Rinkenburger (84), und Gertrud Frank (76) aus Deggenhausertal. Sie sind der Einladung von Riegenleiterin Margit Homburger gefolgt, die in Bermatingen und in Deggenhausertal Kurse gibt. Die drei sind voll des Lobes über Homburger.

Passend zum Fitnessprogramm ist das Mittagessen. Die Eltern der Showtänzer haben leckere Salate gestiftet, dazu gibt es Fleischküchle oder Würstle, am Nachmittag Kaffee und Kuchen auf Spendenbasis. Die Showtanz-Mädels, die für Turnanzüge sparen, haben die Küche voll im Griff. Spaß macht es auch Ida (10), Lina (8), und Joy (12), die umhergehen, Teller abräumen und nachfragen, ob sie den Gästen an den voll besetzten Tischen noch etwas bringen dürfen.

Das Resümee der Vorsitzenden Lerner: „Mir hat es heute total Spaß gemacht, alle haben schön mitgemacht, überall lachende Gesichter. Auch die Kombination mit den jungen Mitgliedern der Showtanzgruppe war toll. Die Resonanz war so gut, dass es einen Wiederholungsbedarf gibt. Ich würde das gerne nächstes Jahr wieder machen.“