Bermatingen – Lag es an den neuen Anbietern, an den bewährten Standbetreibern oder an der gemütlichen Atmosphäre? Wahrscheinlich trug alles zum Erfolg des Kunsthandwerkermarkts bei, zu dem der Verein Kulturkessel ins Dorfgemeinschaftshaus eingeladen hatte: Mehr als 700 Besucher schauten und kauften vorweihnachtliche Deko, Praktisches oder Beides und genossen die Gesellschaft ihrer Mitbürger bei Kaffee und Kuchen oder Deftigem. „Die neuen Stände kommen sehr gut an und den Leuten fällt auf, dass es Neues gibt“, sagte Sonja Heger, die den Markt mit Gabi Streif organisiert hatte. Auch die Betreiber selbst hatten sich Neues einfallen lassen. So gab es bei Ulrike Dieing aus Zußdorf Pralinen nach Wahl, statt abgepackt: „Viele Leute mögen nur dunkle oder helle oder ohne Alkohol.“ Und so tütet sie die schokoladigen Leckereien auf Geheiß und nach dem Wunsch der Kundschaft ein.
Notburga Klöpfel aus Friedrichshafen und Barbara Wiessmath aus Markdorf bewundern die Taschen bei Sigrid Zapf. Von ihrem ersten Besuch 2023 waren sie so begeistert, dass sie dieses Jahr wiederkamen. „Ich hatte mir eine Mütze in schönen Farben gekauft und zwei aus meiner Familie wollten sie auch, aber leider hatte ich keine Visitenkarte mitgenommen“, sagt Notburga Klöpfel. Das passiert ihr dieses Mal nicht. Beide schätzen, dass wirklich alles handgemacht, das Angebot sehr vielfältig ist und dass man beraten wird: „Man kommt herzhaft ins Gespräch und bekommt viele Tipps.“ Weihnachtskarten, Schlüsselanhänger und Origami-Sterne sind bereits erworben; jetzt geht es weiter auf die Geschenkle-Suchrunde.
Am neuen Origami-Stand von Gabriele Vogt bleiben viele stehen. Auch ihr Angebot, beim Falten der bunten Papiere mitzumachen, wird gut angenommen. Einige sind so von den scheckkartengroßen Hosentaschenküsschen, den aufwendigen Schlangen aus 200 Teilen, den federleichten Ohrhängern, Handtäschchen und gemusterten Sternen begeistert, dass sie Kurse bei der Radolfzellerin belegen wollen. Die von ihr aufgezählten Vorteile überzeugen wohl: „Es ist faszinierend, dass man nur mit Papier, ohne Kleber und Schere, alles falten kann, vom Dinosaurier übers Fahrrad bis zur Geschenkbox.“
Auch Eurogami, das Falten von Geldscheinen, wird immer beliebter. Bei einem Auftrag musste sie Schmetterlinge aus 5-Euro-Scheinen falten und sie mit Draht auf einem Bäumchen befestigen. Dass Origami auch noch einen gesundheitlichen Nutzen hat, ist ein weiteres Plus: „Ich habe Arthrose in den Daumen. Die Schmerzen merke ich aber nicht, wenn ich falte.“ Dass es Spaß macht, bestätigen die siebenjährige Mila und Inge Rößler aus Mittelstenweiler, die gern etwas Neues probiert.
Heike Wolf aus Neufrach hat ihre obligatorischen zwei Paar handgestrickten Socken als Geschenke gekauft, da es ihr nach vielen Jahren selber stricken zu mühsam geworden ist. Am Stand von Georg Nagel aus Neuhausen ob Eck sind vor allem die Engel aus Holz gefragt, ebenfalls viele bewundern das Upcycling von Andrea Kühn aus Nersingen. Kombiniert mit Natur- und Altholz, entstehen aus ausrangierten Kaffee- und Teekannen und Kaffeemühlen Lampen und mehr. Sie ist das erste Mal in Bermatingen und „total fasziniert“: „Der Zusammenhalt der Aussteller ist unbeschreiblich. Mir fehlten Teelichter, da hat jeder geschaut, ober er mir welche zur Verfügung stellen kann.“
Ihr Gestaltungs-Witz wird auch an einem massiven, vertikalen Holzbalken deutlich, auf dem Toilettenrolle und Bürste verankert sind und den Besuchern ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Froh sind viele, wenn sie Andrea Kühn ihre alten Dinge anvertrauen, damit sie nicht weggeworfen werden müssen, sondern neues Leben bekommen.