Bermatingen-Ahausen – Eine neue sportliche Gruppe bereichert das Leben in Bermatingen: Nach Schnupperkursen im Sommer haben sich seit Anfang Oktober zwei Gruppen mit jeweils rund zehn Kindern und Erwachsenen im Alter von sechs bis 50 Jahren gefunden, die von Anja Traub und Angelika Bernhardt-Welte auf dem Gelände des Hofs Welte geleitet und unterrichtet werden. Beide sind im Reitsport sehr erfahren und stammen aus dem Voltigier-Leistungssport. Anja Traub ist eine ehemalige Welt- und Europameisterin im Gruppenvoltigieren, Agelika Bernhardt-Welte hatte an deutschen Meisterschaften teilgenommen.
Turnen mit Pferden
Beide wundern sich, dass dieser Sport nur bei wenigen bekannt ist. Über den „Dorffunk“ hatten sich die beiden kennengelernt, ein paar Mal getroffen und dann beschlossen, das Voltigieren anzubieten. Anja Traub schwärmt: „Das ist ein toller Sport, weil es Turnen mit dem Pferd verbindet, ein Teamsport ist und von Jung und Alt betrieben werden kann.“ Und Angelika Bernhardt-Welte ergänzt: „Und man hat den Partner Pferd und die Gruppe, Jungen wie Mädchen, man wird ein Team. Jeder muss sich auf den anderen verlassen und vertrauen können. Vertrauen und Selbstbewusstsein werden gestärkt, man lernt Rücksichtnahme und nimmt den eigenen Körper bewusst wahr.“
Helfer Fabian Welte, schon als Kind mit Pferden vertraut, merkt, wann sie mitmachen und gut laufen und wie es ihnen an dem Tag geht. „Es macht Spaß, mit Tieren zu arbeiten“, sagt der Helfer und hievt ein Mädchen in die Höhe, so dass es sanft auf dem Rücken des Tieres landen kann.
Mistral heißt der 15-jährige Wallach. Doch im Gegensatz zu seinem Namen läuft er super ruhig an der Longe in der Runde. Angelika Bernhardt-Welte hat ihn selbst zum Reitpferd ausgebildet und ihn ans Voltigieren, an das Auf und Ab und an fremde Personen gewöhnt.
Schon der Schnupperkurs machte den Teilnehmern riesigen Spaß. Vor dem Turnen auf dem Pferd gehört das Misten, Striegeln und Hufe auskratzen. Das dient auch dazu, sich mit dem Pferd vertraut zu machen. Beim „Trockenturnen“ auf dem Boden und dem Holz-Pferd bekommt man ein Gefühl für die Übungen und die Höhe.
Unter den Teilnehmern ist Milena aus Markdorf. „Voltigieren habe ich mir schon immer gewünscht, weil man da Kunststückchen auf dem Pferd machen kann“, sagt die Sechsjährige und strahlt. „Nur“ auf dem Pferd sitzen ist ihr doch zu langweilig. Aber es ist gar nicht so leicht, die Balance und sich auf dem Pferd zu halten, sei es auf den Knien, stehend oder sogar mit ausgestrecktem Bein – je nach Können in den Gangarten Schritt, Trab oder Galopp.
Es gibt bereits eine Warteliste
Schon jetzt sieht man, dass einige Teilnehmer Talent haben und damit Potential, sollte sich die Gruppe dafür entscheiden, einmal auf Turniere zu gehen und an Wettbewerben teilzunehmen. „Alles kann, nichts muss“, so lautet die Devise. „Diejenigen, die Lust darauf haben, würden wir unterstützen, aber es ist völlig in Ordnung, wenn sie beim Voltigieren einfach nur ihren Spaß haben wollen“, sagt Anja Traub. Anfragen für die Voltigierkurse haben sie genügend, eine Warteliste existiert. Jetzt sind die zwei Leiterinnen und die Voltigierenden nur noch auf der Suche nach einem Reitverein, dem sie sich anschließen können.
Während eine Mutter sich nach dem Potential ihres Kindes erkundigt, geht es Schlag auf Schlag. Zwei Stunden wechseln sich die Teilnehmer ab. Es gibt nur ein großes Problem: Die beiden engagierten Frauen bekommen die Kinder nicht mehr vom Rücken der Pferde, auf dem das Glück der Erde liegt.