Bermatingen – Die Nachfrage an Ganztagsbetreuung an der Grundschule steigt stetig, die räumlichen Kapazitäten sind ausgeschöpft und ab Schuljahr 2026/27 soll es einen bundesweiten Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung geben. Deshalb hatten die Bermatinger Gemeindeverwaltung, Schule und Betreuung schon vor längerer Zeit beschlossen, die pädagogische Einrichtung zu erweitern. Im April wurden die Architektenleistungen an die MMB Diplomingenieure Architekten GmbH in Oberuhldingen vergeben. Über den aktuellen Stand, Veränderungen und Konkretisierungen der dritten Erweiterung berichtete Architekt Tobias Müller den Gemeinderäten und ungewöhnlich vielen Zuhörern.

Fachplanungen sind beauftragt

Inzwischen konnten alle Fachplanungen beauftragt werden. Im Erdgeschoss des neuen Anbaus sind im nördlichen, der Schulstraße zugewendeten Bereich ein Spiel- und Bewegungsraum, die Bibliothek und ein Zimmer für die Sozialarbeit vorgesehen, im südlichen Areal zwei Klassenzimmer und ein Differenzierungsraum, in dem man mit kleineren Gruppen arbeiten kann. Im Obergeschoss wird es einen Rückzugs- und einen Stilleraum, zwei weitere Klassenzimmer und einen Differenzierungsraum geben, zudem einen Lernmittel- und Abstellraum. Der Flur bietet weitere Aufenthaltsmöglichkeiten. Küche und Spülküche sowie Mensa (dann ehemalige Bibliothek) werden vergrößert, eine Lehrküche kommt hinzu. Der zweite Mensaraum kann zum Spielraum oder für die Frühgruppe umfunktioniert werden. Kleine Raumänderungen sind im Anbau vorgesehen, sodass bei Bedarf dort mit wenigen Schülern gearbeitet werden kann.

Ein Klassenzimmer im Ursprungsgebäude soll in einen Besprechungs-, Vorbereitungs-, Medien- und Kopierraum unterteilt werden. Zwischen erster und aktueller Erweiterung schiebt sich ein zentraler Zugang in den Garten/Schulhof hinaus. Auch ein weiterer Rettungsweg ist vorgesehen. Die tragende Bodenplatte wird in Stahlbeton, der Rest aus Nachhaltigkeits- und ökologischen Gründen komplett aus Holz errichtet. Die Fassade soll mit Holzleisten versehen, die Dachflächen begrünt und mit PV-Anlagen bestückt werden.

Zum Zeitplan: Baurechtliches solle noch im November geklärt werden, bis Ende 2024 die Kostenrechnung fertig sein und im Februar der Bauantrag eingereicht werden. Baubeginn sei im August 2025 möglich, das Gebäude könnte dann ab Juli 2026 genutzt werden.

„Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass dort 120 Kinder betreut werden“, sagte Gemeinderat Alexander Gohm, CDU, und erkundigte sich nach den aktuellen Zahlen, die Hauptamtsleiterin Maria Wagner parat hatte: Zu den stärksten Zeiten seien es 70 Kinder. Bei steigendem Bedarf verwies der Architekt auf die mögliche Mehrfachnutzung diverser Räume, Maria Wagner auf Bewegungs- und Stilleraum, die auch für die Betreuung genutzt werden können. Gute sechs Monate benötigt der Umbau im Altbau, so Müller zur Frage von Angelika Bernhardt-Welte, CDU. Auch Räume für eine Dreizügigkeit könne man gewährleisten, sagte er zur Überlegung von Karl Homburger, CDU.

Für die Fraktion LBU/SPD hatte Anja Kutter, SPD, Fragen vorbereitet. Rückbau und Entsorgung des Hauses Schulstraße sowie Stützmauer seien bereits finanziell eingeplant, so Rupp zur Finanzierungsfrage. Müller setzt aber auf möglichst viel natürliche Geländegestaltung. Überrascht waren LBU und SPD von der sich vom Bestand abhebenden Optik. „Das wirkt sehr unruhig auf mich. Kann man das farblich, bei den Fenstern und am Dach etwas angleichen?“, erkundigte sich Karsten Küpfer, LBU. Müller erklärte die Gestaltung mit veränderten klimapolitischen, pädagogischen und baulichen Zielen, denen man Rechnung tragen müsse, wie höhere Anforderungen mit Dachbegrünung, Wärmeschutz und PV-Anlage. Bei der Gestaltung der Klassenzimmer habe man Wert auf die Geborgenheit der Kinder gelegt; Räume sollen als geschlossen erlebt werden.

Mit Rücksicht auf die Anlieger und um demonstrativ auf den Neubau zu verweisen, habe sich der „alte“ Gemeinderat fürs Flachdach entschieden. Franz Kutter, FW, erwähnte eine gewisse Verantwortung der Gemeinde bezüglich nachhaltigen Bauens. Mit der sich absetzenden Gestaltung durchbreche man auch den Eindruck eines sehr lang gestreckten Gebäudes. Anja Kutter hatte den Rechtsanspruch für alle vier Jahrgangsklassen für die Nachmittagsbetreuung bis 2029 im Blick und sorgte sich um ausreichende Kapazitäten. Laut Fachmann und Regierungspräsidium reiche der prognostizierte Bedarf jedoch aus, so Maria Wagner. Eine vorübergehende Dreizügigkeit könnte man mit anders zu nutzenden Räumen oder Containern lösen, so Rupp. Erst, wenn sich eine konstante Dreizügigkeit herauskristallisiere, müsse man sich über eine weitere Erweiterung Gedanken machen. Mit den als Aufenthalts- und Lernräumen genutzten Fluren sowie den zusätzlichen Räumen werde man der Ganztagsschule gerecht. Grundlegende Überlegungen diesbezüglich seien in der Projektgruppe mit dem alten Gemeinderat und Fachkräften besprochen worden, informierten Rupp sowie Lehrerin Katrin Osterried.

Keine konstante Dreizügigkeit

Für Alexander Gohm, CDU, ist es unbegreiflich, nicht zu wissen, wie sich der Bedarf in den nächsten Jahre entwickle. Für drei/vier Jahre könne man das prognostizieren, nicht aber für fünf/sechs. Eine dritte Klasse werde wohl 25/26 kommen, danach würden sich die Schülerzahlen wieder verringern. Von konstanter Dreizügigkeit sei man entfernt, da es keine riesigen Baugebiete mehr geben werde, so Rupp. Bei einer Gegenstimme von Anja Kutter billigte der Rat die überarbeitete Planung als Grundlage für die Weiterplanungen.

Eine dritte Klasse wird es an der Grundschule nur temporär geben

  • Fragen von Boitumelo Ruf, Elternvertreter der Grundschule, waren der Planungsvorstellung vorausgegangen. Er erkundigte sich nach der Flexibilität der Innenraumgestaltung, um auf eine größere Zahl von Schülern reagieren zu können, und ob die Erweiterung dem künftigen Betreuungsbedarf inklusive Mittagessen gerecht werde. Einige Antworten lieferte der Architekt.
  • Bürgermeister Martin Rupp nahm ebenfalls Stellung: Laut aktuellen Zahlen und Berechnungen werde es in Bermatingen eine dritte Klasse nur temporär geben, voraussichtlich im nächsten Jahr. Von einer Dreizügigkeit spreche man nur, wenn es auf lange Sicht dritte Klassen gebe. Die vom Land prognostizierten Zahlen einer Schülerzunahme bundesweit könne man nicht unbedingt auf jede Gemeinde anwenden. Bei der Planung habe man sich aber für die aktuelle Erweiterungsvariante entschieden, die eine nochmalige Erweiterung zulasse, ohne alles zuzubauen. Denn die Außenanlagen mit Freiflächen wolle man mit Rücksicht auf die Aufenthaltsqualität erhalten. Die Planung zur Betreuung gehe von etwa 120 Kindern bei 160/165 Schülern insgesamt aus, so Rupp. Auf dem Weg zur Ganztagsschule könne man die Betreuung entsprechend darstellen.
  • Susanne SuchysAnregung, im Dachboden ein zusätzliches Klassenzimmer einzurichten, scheitert laut Bürgermeister Martin Rupp an brandschutztechnischen Gründen; dafür fehle ein Rettungsweg.