Wieder gingen die Fangerträge zurück. Im Vergleich zu 2022 um 13 Prozent, wie Roland Stohr am Freitag in Friedrichshafen bei der Hauptversammlung des Internationalen-Bodensee-Fischereiverbands (IBF) sagte. 133 Tonnen gingen den Fischern ins Netz, 20 Tonnen weniger als im Jahr zuvor. Immer mehr Berufsfischer würden deshalb ihre Patente zurückgeben, der Schweizerische Berufsfischerverband sei bereits aufgelöst. Halte die Tendenz an, würde nicht nur ein hochwertiges Lebensmittel, sondern nicht weniger als ein uraltes Kulturgut verloren gehen, mahnte der Sprecher der Berufsfischer an.

Seit Anfang des Jahres dürfen im Obersee für drei Jahre keine Felchen mehr gefangen werden. Klar sei, dass der Felchen geschützt werden müsse. Große Unzufriedenheit herrsche aber unter den Berufsfischern hinsichtlich der Umsetzung des Verbots durch die Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF). Mehr als die Hälfte des Jahres sei es jetzt nicht mehr möglich zu fischen, obwohl für manche Fischarten gar keine Schonzeit gelte, sagte Stohr.

Am Freitagabend trafen sich Berufs- und Angelfischer im GZH zur Jahreshauptversammlung.
Am Freitagabend trafen sich Berufs- und Angelfischer im GZH zur Jahreshauptversammlung. | Bild: Anette Bengelsdorf

Regulierung des Laichfischfangs sorgt für Fassungslosigkeit

Wurde die Wirksamkeit dieses Beschlusses in Frage gestellt, so sorgte die Regulierung des Laichfischfangs für Fassungslosigkeit. Nur 150 Liter Laich sollen im Dezember den Felchen für die Weiterzucht in den Fischbrutanstalten entnommen werden. Wie der Vorsitzende des IBF, Wolfgang Sigg, betonte, sollten es 300 Liter sein, die erbrütet und für den Besatz weitergezüchtet werden. Nur so hätten mehr Jungfische eine Chance zu überleben, argumentierte er.

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Anstelle von Felchen steigen die Fischer zunehmend auf andere Fische um. Bei den Fangerträgen halte sich der Hecht auf einem stabilen Niveau, sagte Roland Stohr. Auch Aal und Wels seien zufriedenstellend. Doch Fang und Vermarktung seien aufwendiger, vor allem was Rotaugen, Karpfen und Schleien betrifft. „Es müssen sich auch die Essgewohnheiten der Menschen ändern“, forderte deshalb Wolfgang Sigg. Neben Nährstoffmangel wurde der Kormoran für die abnehmenden Fangerträge verantwortlich gemacht. 6000 Vögel, davon 1200 Brutpaare würden dreimal so viel Fisch vertilgen, wie die Fischer fangen. Ein unhaltbarer Zustand vor dessen Hintergrund eine Entscheidung bezüglich eines gemeinsamen Kormoran-Managements viel zu lange daure, wie er beklagt.

Brutmanagement mit Drohnen geplant

Wie schwierig es ist, für eine solche Maßnahme alle Verbände und Interessengruppen an einen Tisch zu bekommen und eine Einigung zu erzielen, zeigte Jasminca Behrmann-Godel vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg auf. Die Fischereireferentin widmet sich seit 2019 diesem Thema und versucht seither, das emotionale Thema durch einen Dialogprozess aller internationalen Interessengruppen, von Fischerei bis Naturschutz, auf eine sachliche Ebene zu bringen und einen Konsens zu formulieren. Denn klar sei, es brauche ein Management, um Fischarten zu schützen. Und Ja, es gebe einen erheblichen fischereiwirtschaftlichen Schaden, sagte die Fischereireferentin.

Fischereireferentin Jasminca Behrmann-Godel berichtet zum Fortschritt des Kormoranmanagements.
Fischereireferentin Jasminca Behrmann-Godel berichtet zum Fortschritt des Kormoranmanagements. | Bild: Anette Bengelsdorf

Jetzt ist das Maßnahmenpaket geschnürt. Anfang nächsten Jahres soll der Antrag für ein entsprechendes Interreg-Projekt gestellt werden. Neben dem gezielten Schutz verschiedener Fischarten ist als zentraler Baustein des Pakets ein Kormoran-Brutmanagement mit Drohnen geplant. Die Drohne, ausgerüstet mit einem Tank mit Pflanzenöl und einem langen Ausleger, soll auf einzelne Eier im Nest Öl auftragen. Das Öl, dem zur Markierung ein Farbstoff zugesetzt wird, verhindert den Sauerstoffaustausch im Ei, dieses kühlt aus und der Embryo stirbt. Da die Eier im Nest verbleiben, glauben die Vögel an ihren Bruterfolg und haben keinen Grund, neue zu legen. So sollen die Nachkommen auf die Hälfte reduziert werden. Die Theorie: Sind weniger Küken im Nest, müssen auch weniger Küken gefüttert werden und der Fraßdruck auf die Fische nimmt ab.

Maßnahme mit begrenztem Einfluss

Mit dieser Maßnahme lasse sich aber nur die Sommerpopulation, also nur die Anzahl der Kormorane, die am Bodensee ansässig sind und hier brüten, kontrollieren, gab Behrmann-Godel zu bedenken. Die Vögel, die zunehmend aus dem Norden an den See fliegen, um den Winter hier zu verbringen, ließen sich nicht reduzieren, solange es nur ein regionales Management gibt. Und der Versuch, den Schutzstatus des Kormorans auf europäischer Ebene herunterzustufen, sei bisher erfolglos geblieben, berichtete sie.

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Drohnen-Testlauf Anfang 2025

Eine Drohne wird derzeit bereits gebaut und im Januar soll ein Praxistest durchgeführt werden. Dazu wird sie in vergleichbarem Baumbestand mit künstlichen Nestern und Eiern eingesetzt. Es soll herausgefunden werden, ob die Drohne in die Bäume fliegen und einzelne Eier in der gesamten Kolonie und nicht nur an deren Rand einölen kann. Da ihr Einsatz in Schutzgebieten erfolgen soll, für die es eine Ausnahmegenehmigung braucht, muss sichergestellt werden, dass andere Vögel nicht gestört werden und keine Kollateralschäden entstehen. Läuft alles wie geplant, könnte der Antrag bis im Sommer 2025 genehmigt sein und im Herbst könnte mit der Durchführung begonnen werden, hofft Jasminca Behrmann-Godel.