Eigentlich zeigt sich Erhard Karrer zufrieden mit der Apfelernte: „Dieses Jahr haben wir alternanzbedingt eine gute Ernte.“ Alternanz bezeichnet die Schwankungen des Obstertrags im zweijährigen Rhythmus, im vergangenen Jahr hätten die Apfelbäume auf seinem Biolandhof in Ahausen schwach geblüht, jetzt dafür eben umso stärker, sagt Karrer.

Viel Regen sorgt für Schorfproblem

Die extremen Witterungsverhältnisse dieses Jahr – warme Phase bis Mitte April, danach sehr unbeständig – hätten jedoch bei anfälligeren Sorten zu einem massiven Schorfproblem geführt. „Viel Regen und Nässe ist das optimale Wetter für Pilze“, so Karrer, besonders die beliebten Elstar-Äpfel hätten darunter gelitten, viele habe er aussortieren müssen.

Die Elstar-Äpfel von Erhard Karrer leiden in diesem Jahr aufgrund der extremen Witterungen in großen Mengen unter Schorfbefall.
Die Elstar-Äpfel von Erhard Karrer leiden in diesem Jahr aufgrund der extremen Witterungen in großen Mengen unter Schorfbefall. | Bild: Marvin Nagel

Dass er trotzdem von einer guten Ernte sprechen kann, habe er den robusteren Sorten zu verdanken, diese hätten dem Pilzbefall mehr entgegenzusetzen und stellen den Großteil seiner Ernte. Bei diesen Sorten hat Karrer kein Problem mit Schorfbefall, dafür seien sie, auch bedingt durch den Regen, dieses Jahr häufiger von Rußflecken befallen. Zwar seien diese nur äußerlich und machen keinen Schaden, bedeuten aber Mehraufwand. Denn sie müssen gereinigt werden, – „sonst nimmt die kein Markt an“, sagt der Landwirt.

Für Karrer sind diese Sorten auch deshalb besonders wichtig, da die eingesetzten Biomittel eine schwächere Wirkung aufweisen, als herkömmliche Pflanzenschutzmittel. Trotzdem bereiten Karrer die Ausfälle seiner anfälligeren Sorten besonders Kopfzerbrechen. Ein Grund für diese Ausfälle ist die Marssonina-Blattkrankheit.

Erhard Karrer zeigt zwei seiner Natyra-Äpfel mit Rußflecken: Zwar ist der Apfel dadurch nicht im Inneren beschädigt, muss aber trotzdem ...
Erhard Karrer zeigt zwei seiner Natyra-Äpfel mit Rußflecken: Zwar ist der Apfel dadurch nicht im Inneren beschädigt, muss aber trotzdem für den Verkauf gereinigt werden. | Bild: Marvin Nagel

Marssonina sei eigentlich ein Pilz aus den Subtropen, durch den Klimawandel aber nach Mitteleuropa gekommen, erklärt Karrer, deswegen seien die heimischen Pflanzen nicht darauf eingestellt. Die Krankheit befällt die Blätter, sorgt auf diesen erst für eine gelbliche Färbung, bis sie dann ganz abfallen. Für Apfelbauern wie Karrer ein großes Problem, denn: „Im Grunde lebe ich davon, was die Blätter produzieren. Über die Blätter bekommt der Apfel Zucker, Inhaltsstoffe und seine Farbe – all die Dinge, weswegen er gekauft wird.“ Verliere der Baum also die Blätter zu früh, könne das die Qualität der Äpfel mindern.

Höhere Nachfrage nach süddeutschen Äpfeln wegen Ernteausfällen in Osteuropa

Die Marssonina-Krankheit ist aber nur eine Folge des Klimawandels, mit der Karrer bei der Apfelernte zu kämpfen hat. Die milderen Winter würden dafür sorgen, dass Blattsauger und Läuse höhere Populationen aufbauen können, da sie den Winter besser überstehen. Durch ihre Saugtätigkeit übertragen sie gefährliche Virosen, wie zum Beispiel das Besenvirus, welche das Reifen und Auswachsen der Äpfel verhindert.

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Ironischerweise sorge der Klimawandel in diesem Jahr auch dafür, dass der Auszahlungspreis für Äpfel deutlich höher liege als im Jahr davor. Grund dafür seien die Ernteausfälle durch Blütenfrost in Osteuropa und auch in Teilen Deutschlands. Darum sind Äpfel aus dem süddeutschen Raum jetzt noch nachgefragter.

Gute Ernte liegt an Alternanz

Davon kann auch Philipp Kopp von der Mosterei Kopp in Obersiggingen berichten: „Als Obsterzeuger ist es dieses Jahr optimal, wir haben eine sehr gute Ernte und einen überdurchschnittlich hohen Auszahlungspreis, das ist in der Kombination schon sehr selten.“ Auch er sagt, dass die gute Ernte an der Alternanz liege, dieses Jahr sei ein Ertragsjahr, nachdem die Ernte vergangenes Jahr eher schwach war. Außerdem sei das Wetter zur Blütezeit, also im April und Mai, gut gewesen, was immer die Grundlage für eine gute Ernte sei.

Philipp Kopp von der Mosterei Kopp im Deggenhausertal zeigt sich hochzufrieden mit der Ernte in diesem Jahr, über 100 verschiedene ...
Philipp Kopp von der Mosterei Kopp im Deggenhausertal zeigt sich hochzufrieden mit der Ernte in diesem Jahr, über 100 verschiedene Sorten lagern bei ihm auf dem Hof. | Bild: Marvin Nagel

Beeinträchtigt wird der positive Gesamteindruck von den großen Regenmengen: „Ausreichende Wasserversorgung ist prinzipiell gut, in diesem Fall war es aber zu gut. Die Feuchtigkeit hat für hohen Pilzbefall gesorgt, worunter die Blätter und damit auch die Äpfel gelitten haben“, merkt Philipp Kopp an. Im Vergleich zum vergangenen Jahr sei das aber Meckern auf hohem Niveau, deswegen freut sich Kopp über die reichhaltige und lange Ernte dieses Jahr: „Zwei, drei Wochen geht es jetzt richtig ab.“

Manfred Büchele, KOB-Geschäftsführer
Manfred Büchele, KOB-Geschäftsführer | Bild: Fabiane Wieland

Die Berichte von einer Ernte mit vielen Äpfeln, die zu einem guten Preis für den Erzeuger weiterverkauft werden können, kann auch Manfred Büchele vom Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee bestätigen: „Von den Landwirten in der Region höre ich sehr viel Zufriedenheit, die Ernte ist reichlich und die Äpfel sind qualitativ hochwertig“, so der Geschäftsführer.

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Die höheren Preise in diesem Jahr würde die Arbeit der Landwirte entspannter machen, schließlich seien in den vergangenen Jahren die Kosten für die Ernte durch höhere Mitarbeiterkosten gestiegen, während die Veräußerungspreise für die Äpfel gleich blieben. Nun seien die Preise wieder auf einem Niveau, auf dem die Arbeit entsprechend wertgeschätzt werde. Sein positives Fazit schließt Büchele mit einem Tipp an die Konsumenten ab: „Jetzt ist die beste Zeit Äpfel zu kaufen, während der Ernte sind sie besonders schmackhaft.“