Viel Säbelrasseln, aber nichts dahinter: Obwohl die Rathausmitarbeiter um ihren Anführer Fabian Meschenmoser als Piraten verkleidet waren, um sich gegen die Übermacht der Narren zu wehren und die Bastion des Bürgermeisters zu verteidigen, rückten sie relativ schnell den Schlüssel zur Machtzentrale raus.

Zu weichgespült waren die Piraten – und es wurde schon zuvor von Bestechungsversuchen gemunkelt: Der Verdacht bestätigte sich, denn die Narren wurden mit kostenlosen Getränken und Würsten bei Laune gehalten, sodass die Entmachtung friedlich verlief – was das harmonische Zusammenleben in den Dörfern widerspiegelte.

Hürden gab es nur bei der Einfahrt des originellen Piraten-Narrenschiffs mit dem Seeräuber-Hauptmann: Der Narrenbaum-Mast war zu hoch für den Eingang. Nachdem man ihn kurzerhand kappte, wurde er im Saal kurzerhand wieder mit Paketband angeklebt.

Dort musste sich der nun in Zwangsurlaub geschickte Rathauschef einige Vorhaltungen von den Narrenbaumstellern Manuel Karrer, Thomas Gartmann und Jörg Weiffenbach gefallen lassen: Themen waren die gesperrte Brücke, die die Gemeinde zerrissen hatte, sowie die Fragen, ob der Kreisverkehr in Wittenhofen ein ewiges Provisorium bleiben soll und ob die Frauenquote dem Gemeinderat guttue – die weiblichen Besucher reagierten mit Buhrufen.
Mit Daniel Mattes vom Bauhof musste Fabian Meschenmoser einen Baum entrinden und zersägen. Alles prima! Die Tränen des Entmachtenen über den drohenden Verlust zweier wertvoller Mitarbeiter waren ob des Erfolges schnell getrocknet.

Gewinner gab es bei der Narrenbaumverlosung. Christine Ehinger, die alle Lose für den Narrenbaum erfolgreich veräußert hatte, verkündete die Namen: Franz Benz hat den Wittenhofener gewonnen, Eike Winsel aus Markdorf den aus Roggenbeuren. Letzterer ist allerdings schon beschnitten: Weil die Narren die stürmische „Sabine“ fürchteten und niemanden gefährden wollten, war er vor dem Toben verkürzt worden.

Verkürzt wurde auch den Schülern der Unterricht: Die Narren hatten sie bereits vor dem Rathaussturm aus ihrem Klassenzimmer-Gefängnis befreit und waren mit ihnen um den Baum vor der Schule getanzt.

Dass alle Generationen am Schmotzige eingebunden wurden, ist in Deggenhausertal selbstverständlich: Nach Schunkelrunden bei viel guter Laune marschierten die unermüdlich spielenden Musiker ins „Haus der Pflege“ und wurden dort von verkleideten Senioren und den charmanten Mitarbeiterinnen, die sich im Stil der 1920er Jahre zum Motto „Charleston“ verkleidet hatten, willkommen geheißen.

