Herr Meschenmoser, Anfang Juni wurde im Tal ein neuer Gemeinderat gewählt. Wie beurteilen Sie das Ergebnis, bei dem lediglich zwei neue Räte in das Gremium gewählt wurden?
Wahlen sind immer eine spannende Angelegenheit – sowohl für die Bewerberinnen und Bewerber als auch für die Wählerinnen und Wähler. Bei der Gemeinderatswahl Anfang Juni gab es auf den drei Listen im Tal eine beachtliche Auswahl an Kandidatinnen und Kandidaten. Ein, wie ich finde, positives Signal. Denn es zeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger Interesse haben an der Entwicklung unserer Gemeinde und bereit sind, sich ehrenamtlich in der Kommunalpolitik zu engagieren. Deshalb gilt zunächst mein Dank allen, die kandidiert haben und sich somit der Öffentlichkeit gestellt haben. Dass es schlussendlich nur zwei neue Gemeinderäte ins Gremium geschafft haben, deutet meines Erachtens auf eine grundsätzliche Zufriedenheit mit der Arbeit des bisherigen Rates hin. Dies kann ich aus Sicht der Verwaltung bestätigen; denn wir empfinden die Zusammenarbeit mit dem Gremium als sehr konstruktiv und zielorientiert. Natürlich hoffe ich und wünsche mir, dass diese Entwicklung auch in den kommenden Jahren Bestand hat. Ich freue mich darauf und bin mir sicher, dass wir gemeinsam gute Entscheidungen für unser Deggenhausertal treffen werden.
Im September sind Sie dann nach acht Jahren als Bürgermeister in Ihrem Amt bestätigt worden. Gewiss waren sie der einzige Bewerber; dennoch, wie bewerten Sie das Ergebnis?
Die Bürgermeisterwahl am 22. September 2024 war für mich natürlich ein besonderes Ereignis und ich denke immer noch gerne an den Tag zurück. Auch wenn ich der einzige Bewerber für das Amt war, habe ich den Wahlkampf ernst genommen, versucht für mich zu werben und meine Vorstellungen für die kommenden acht Jahre der Bürgerschaft zu präsentieren. Dass ich dann solch ein phänomenales Wahlergebnis erreichen konnte und auch die Wahlbeteiligung für diese Konstellation sehr zufriedenstellend war, hat mich natürlich riesig gefreut. Ich fasse das Ergebnis als wertschätzende Bestätigung meiner Arbeit auf und sehe es als Motivation sowie Ansporn für meine zweite (und hoffentlich weitere) Amtsperiode. Gerne wiederhole ich mich an diesem Punkt und sage nochmals vielen Dank für das mir ausgesprochene Vertrauen. Für mich ist es ein großartiges Geschenk, dass ich diesen wunderbaren, spannenden und für mich erfüllenden Job im Tal der Liebe ausüben darf.
Was waren für Sie die wichtigsten Themen, die im Jahr 2024 im Gemeinderat diskutiert und entschieden wurden?
Wie bereits angesprochen, war das Jahr 2024 geprägt durch die Kommunal-, Europa- und Bürgermeisterwahl. Nach der Kommunalwahl galt es natürlich, zunächst die Mitglieder zu verpflichten sowie Vertreter in die jeweiligen Verbände zu entsenden. Darüber hinaus gab es aber auch weitere Themen, die auf der Agenda standen. Neben der Ernennung der neuen Feuerwehrführung, der ausgiebigen Diskussion und Beschlussfassung zum Thema Grundsteuerreform, diversen Beschaffungen für die technischen Bereiche sowie Bauplatzvergaben fällt mir natürlich auch spontan eines der größeren Projekte, die Sanierung der Wasserleitung sowie Erneuerung des Fahrbahnbelags in der Ortsdurchfahrt Untersiggingen, ein. Erfreulicherweise konnte die Maßnahme schneller abgewickelt werden als gedacht, was nicht bei jedem Projekt der Fall ist. Darüber hinaus sind die Arbeiten zum Breitbandausbau gestartet, was man in der Gemeinde gut sehen kann. Insgesamt versuchen wir, bei Baumaßnahmen die Einschränkungen so gering wie möglich zu halten. Aber manche Behinderungen oder Sperrungen sind eben nicht vermeidbar. Deshalb danke ich allen für die Geduld und das Verständnis. Denn jede Baumaßnahme bedeutet schließlich auch, dass wir unsere Gemeinde fit für die Zukunft machen.
Welche Themen haben sich durch viele Sitzungen entwickelt und müssen noch abgearbeitet werden?
Im Deggenhausertal standen auch dieses Jahr einige Punkte auf der Tagesordnung, die noch nicht abschließend beschlossen beziehungsweise umgesetzt werden konnten. Dabei muss erwähnt werden, dass es naturgemäß etwas Zeit benötigt, bis ein Gremium Projekte diskutiert, abgewägt beziehungsweise geplant hat und schlussendlich eine Entscheidung treffen kann. Nehmen wir beispielsweise das Projekt Starkregenrisikomanagement. Ein sehr wichtiges und umfangreiches Thema, welches bereits über anderthalb Jahre im Prozess ist und sicherlich auch 2025 noch nicht abgeschlossen sein wird. Auch die kommunale Wärmeplanung ist aufgegleist. Allerdings konnten wir erst vor Kurzem starten, da wir ein Jahr auf den Förderbescheid, der vor Maßnahmenbeginn zwingend vorliegen muss, warten mussten. Weiterhin haben wir auch die Themen Heizungskonzept und Photovoltaik-Studie für das Schulareal, die Beteiligung der Umlandgemeinden an den Sanierungskosten der Schule Wilhelmsdorf, den Ausbau der PV-Freiflächenanlagen sowie die städtebauliche Entwicklung in den Ortsteilen angestoßen und befinden uns hierbei Schritt für Schritt in der Abarbeitung. Wichtig ist mir zu betonen, dass die Projekte für alle nachvollziehbar und mit größtmöglicher Zustimmung getragen werden. Denn nur so werden die getroffenen Entscheidungen dann auch akzeptiert.
Allerorten wird in Kommunen über die Unsicherheit der Haushaltssituation aufgrund externer Einflüsse geklagt. Wie ist die Situation im Deggenhausertal?
Ich glaube, es ist deutlich spür- und erkennbar, dass alle Kommunen sowie Land und Bund derzeit unter sehr starken finanziellen Verknappungen leiden. Teilweise hausgemacht, teilweise konjunkturbedingt und teilweise aber auch, weil Anspruch und Wirklichkeit nicht mehr zusammenpassen. Nicht umsonst haben die kommunalen Spitzenverbände die Pressemitteilung mit der Überschrift „Kommunalfinanzen in freiem Fall“ veröffentlicht. Darin beschreiben die Präsidenten die prekäre Haushaltslage und die alarmierende Entwicklung der Kommunalfinanzen innerhalb kürzester Zeit. Viele auf Landes- und Bundesebene beschlossene Aufgaben und Leistungsversprechen müssen wir Kommunen umsetzen und finanzieren. Dieses System funktioniert jedoch einfach nicht auf Dauer. Denn somit bleiben uns Gemeinden keine gestalterischen, sondern lediglich noch verwalterische Möglichkeiten. Dies kann und darf nicht so weitergehen! Selbstredend müssen auch wir die Gürtel enger schnallen und können nicht mehr alles umsetzen, was wir eigentlich in der Pipeline haben. Wir müssen Prioritäten setzen, Standards überdenken und auch mal Nein sagen können. Was nach so vielen guten und aufstrebenden Jahren durchaus eine enorme Herausforderung darstellt. Dennoch konnten wir für 2025 einen passablen Haushalt auf die Beine stellen. Schlussendlich bleibt allerdings abzuwarten, wie das Jahr verläuft. Ich hoffe, dass wir gut durchkommen und von außen keine negativen Einflüsse auf uns einprasseln.
Was ist Ihnen außerhalb der Politik an besonderen Ereignissen im Tal in Erinnerung geblieben?
Es gibt besondere Ereignisse, die positiv und welche, die negativ in Erinnerung bleiben. Eine nicht so gute Erinnerung ist natürlich das Starkregenereignis Ende Juni, welches rund um den Gehrenberg sowohl bei Privatpersonen als auch der Kommune zu enormen Schäden und Problemen geführt hat. Unsere Wasserversorgung war ebenfalls betroffen und wir mussten aus Sicherheitsgründen das Trinkwasser einige Wochen chloren. Leider war das Zusammenspiel mit den Behörden in dieser Angelegenheit nicht immer erbauend. Positiv in Erinnerung habe ich unter anderem den Besuch in unserer Partnergemeinde Tschasartet sowie die diversen Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen des Musikvereins Homberg-Limpach.
Worauf freuen Sie sich besonders im neuen Jahr?
Ich freue mich auf jeden Fall auf viele Begegnungen mit der Bürgerschaft bei Veranstaltungen, Festen oder sonstigen Anlässen. Darüber hinaus wünsche ich mir, dass wir deutlich mehr positive Nachrichten vernehmen können, welche für uns Hoffnung und Zuversicht ausstrahlen. Und zu guter Letzt freue ich mich unbändig, dass ich auch im Jahr 2025 weiterhin die Entwicklung unserer tollen Gemeinde und Gemeinschaft aktiv mitgestalten darf.
Wie wird sich das Tal im neuen Jahr entwickeln und welches sind die bedeutenden Themen, die Sie heute schon absehen können?
Selbstbewusst würde ich sagen, dass sich das Tal natürlich positiv entwickeln wird. Das ist auch das erklärte Ziel und der gewählte Ansatz seitens der Verwaltung. Natürlich gibt es, wie bereits vorhin erwähnt, eine gewisse Unsicherheit in der Planung. Wir erleben eine vorgezogene Bundestagswahl, deren Auswirkungen wir bisher nicht kennen und wir erleben weltpolitisch neue Kräfte, von denen wir bis jetzt nicht genau wissen, wie sie agieren werden. Alles in allem also eine herausfordernde Zeit und Zukunft. So wird auch für uns das Jahr 2025 einiges bereithalten. Wir werden unter anderem Weichenstellungen für Kläranlage und Wasserversorgung vornehmen, werden das Thema Ganztagesgrundschule diskutieren und hoffentlich auch viele erfreuliche, kleine Dinge auf den Weg bringen. Gemeinsam mit der engagierten Bürgerschaft, dem kooperativen Gemeinderat sowie meinem hervorragenden Team in Verwaltung, den technischen und Betreuungseinrichtungen sind wir aus meiner Sicht bestens für das neue Jahr gewappnet.
FRAGEN: WOLF-DIETER GUIP