Die Lebensgeschichte des Frickinger Visionärs Josef Maier könnte aus der Feder eines Romanciers entstammen, so facettenreich ist sie. Albert Mayer ging es wie so vielen Menschen, die mit dem 1921 in Bruckfelden geborenen Tüftler in Berührung kamen: Die Geschichte des ehemaligen Kriegsgefangenen, der im Frankreich der 1950er Jahre wegen seiner technischen Fähigkeiten zum Ingenieur und Unternehmer wird, ließ ihn nicht mehr los.
Zeitzeugen kommen zu Wort
Er recherchierte und besuchte Zeitzeugen, um das außergewöhnliche Leben nachzuzeichnen. Herausgekommen ist eine Kombination aus technischen Errungenschaften Maiers und höchst unterhaltsamen Anekdoten. Das eine oder andere davon haben Mayer und die französische Übersetzerin Christine Tück beim Neujahrsempfang erzählt. So zum Beispiel die geschilderte Szene des Kleinkinds Josef, das seinen Kinderwagen durch heftiges Schaukeln immer wieder zum Umfallen brachte, sodass Vater Maier nichts anderes übrig blieb, als den Wagen mit Bleigewichten zu stabilisieren. Zur Sprache kommt der erste Flugversuch des 16-jährigen Josef, der im Sonntagsanzug mit einem selbst gebauten Segelflieger ein paar Meter zwischen Bruckfelden und Ahäusle zurücklegt.
Hubschraubermotor geschmuggelt
Erzählt wird auch über die Freundschaft zu dem Fischbacher Unternehmer Josef Wagner und davon, wie Maier Ende der 60er Jahre einen von ihm entwickelten Hubschraubermotor zerlegt über die Grenze schmuggelt, um mit Wagner gemeinsam an einem Volkshubschrauber zu tüfteln. Wie er sich in die Lüfte erhebt, ist in einem Video im Frickinger Tüftlermuseum zu bestaunen. In der ehemaligen Tüftlerwerkstatt hatte der junge Maier bei Mechanikermeister und Tüftler Karl Widmer seine Lehre absolviert. Zum Gedenken an ihren verstorbenen Ehemann und zum Erhalt des Werkstattmuseums gründete Bernadette 2003 die Josef-Maier-Stiftung.

Zu Ehren des 15. Bestehens des Museums im vergangenen Jahr sollte die Maier-Biografie eigentlich erscheinen, doch aufgrund von Verzögerungen beim Druck kam es nicht dazu. Das in deutscher und französischer Sprache gehaltene Zeitzeugnis kam erst beim Empfang zum neuen Jahr zu Ehren.
Lebhafte Verbindung nach Frankreich
Zum Bedauern des Verfassers konnte die über 80-jährige Erfinderwitwe Bernadette Maier krankheitsbedingt nicht aus Frankreich anreisen. Zu gern hätte er ihr das Erstexemplar überreicht. An ihrer Stelle nahm der stellvertretende Stiftungsratsvorsitzende Olivier Francois sichtlich gerührt das 160-seitige Buch in Empfang und zeigte sich überzeugt, "die Leser werden das außergewöhnliche Leben eines Erfinders kennenlernen".
Der Stiftungsratsvorsitzende Joachim Böttinger bedankte sich wie sein Nachfolger im Bürgermeisteramt, Jürgen Stukle, bei Autor Albert Mayer für die "sehr detaillierte Aufarbeitung des beeindruckenden Lebenswerks Mayers". Maiers Geschichte ist damit aber noch nicht zu Ende. Sie lebt weiter und das nicht nur im Tüftlermuseum in Altheim. Bis heute besteht eine lebhafte Verbindung zwischen Menschen aus dem französischen St. Claude und Frickinger Bürgern. Der gegenseitige Austausch sei Symbol für die guten nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland, meinte Böttinger.
Ein einziges Treffen
Heimatforscher und Buchautor Albert Mayer erlebte Tüftler Josef Maier ein einziges Mal persönlich. Im Jahr 1994 traf er im Zuge des Neujahrsempfangs für wenige Minuten auf ihn. Weitere Zusammenkünfte gab es nicht zwischen den beiden Männern, doch das Interesse für Maier begann im Umfeld des Werkstattmuseums zu wachsen. Mayer sagt über den Frickinger Visionär: "Er hat mich fasziniert." Pfingsten 2017 enstand die Idee zu dem Buch. Im Oktober 2017 begann die Schreibarbeit. Ende 2018 war das zweisprachige Buch fertiggestellt. "Es war ein heftiges Jahr", sagt Mayer, der gleichzeitig am zweiten Band der Reihe Linzgau-Mosaik schrieb. Viel Mühe forderte die Rücksprache mit Frankreich. Mayer spricht kein Französisch und war daher auf die Mitarbeit von Übersetzerin Christine Tück angewiesen. Und auch mit Maiers Ehefrau Bernadette galt es, sich für das Projekt abzustimmen. Beim diesjährigen Neujahrsempfang konnte Mayer das Buch dann vorstellen. Gegen eine Spende ist es zu den üblichen Öffnungszeiten bei der Gemeindeverwaltung Frickingen erhältlich, wie Mayer berichtet. Die Menschen sollen spenden, "was einem das Buch wert ist", sagt der Heimatforscher. Der Erlös fließt in die Josef-Maier-Stiftung. (san)