„EssBar“ und „Bedien‘ Dich“ steht auf den Schildern an den Pflanztrögen. Ein Blick in die Tröge zeigt kulinarische Küchenkräutervielfalt. Sie befinden sich an sieben verschiedenen Stellen in der Gemeinde Frickingen und es darf dort geerntet werden. Die Standorte haben die acht AG-Mitglieder bewusst gewählt. Möglichst weg von der Straße und in der Nähe von Schule und Kindergärten sollten die Kräuter wachsen. „Da können die Kräuter spielerisch in die Pädagogik mit einfließen“, meint Christa Balser von der Arbeitsgemeinschaft Biologische Vielfalt.

Zusammen mit Stefan Schwenzig schaut sie bei dem Hochbeet auf dem Rathausplatz nach dem Rechten. Die Beiden freuen sich über Abnehmer. Gerade sei ein Kindergartenkind mit Mama vorbeigekommen und habe eine rote Erdbeere genascht, erzählen sie. Cristina Aguirre, Koordinatorin kommunale Entwicklungspolitik, huscht ebenfalls schnell aus ihrem Büro im Rathaus, um von Ananassalbei, Erdbeerminze und Afrikanischem Strauchbasilikum zu kosten. Genauso hat es die aus der Nachhaltigkeitswerkstatt entstandene Bürger-AG gedacht. „Jeder soll so viel nehmen, wie er braucht, damit auch noch etwas für die anderen übrigbleibt“, erklärt Schwenzig.
In jedem Pflanztrog findet sich etwas anderes
Gekauft wurden die Kräutertöpfe alle in der örtlichen Gärtnerei, um gute Qualität zu haben und lange Fahrtstrecken zu vermeiden. „Jeden Pflanztrog haben wir etwas anders bepflanzt“, sagt Balser. Eine aktuelle Pflanzliste gibt es auf der Gemeinde-Internetseite unter der Rubrik Biodiversität. Entstanden ist das Projekt nach einem Vortrag von Thomas Lehenherr im März 2023. Der Umweltbeauftragte hatte auf AG-Einladung Tipps und Konzepte „aus der Landeshauptstadt der Biodiversität“ unter anderem das Projekt „essbare Stadt“ vorgestellt. Bürgermeister Jürgen Stukle hatte bei einem Treffen im Anschluss dazu angeregt, ähnlich wie in Bad Saulgau Kräuterbeete anzulegen.
Zusammen mit Bauhofleiter Martin Barth plante die Arbeitsgemeinschaft dann und setzte die Idee um. Jetzt, wo alle Jungpflanzen schön angewachsen sind, werden Beet-Paten gesucht. Das sei kein großer Aufwand, meint Balser. “Der oder diejenige können einfach im Vorbeigehen nach dem Rechten schauen und nur bei anhaltender Trockenheit gießen“, so Balser. Wer Interesse hat, eine Patenschaft zu übernehmen oder AG-Mitglied zu werden soll sich bei Cristina Aguirre im Rathaus melden unter: 07554 983031.

Auffrischungskur für Rundwanderweg geplant
Außer dem Kräuterbeet-Projekt haben die AG-Mitglieder schon so Einiges auf die Beine gestellt: In Kooperation mit dem Bauhof haben sie Blühflächen angelegt, zum Beispiel am neuen Radweg, beim Altheimer Friedhof und innerorts. Auch eine Pflanzentauschbörse, Informationsstände, Ferienspielaktionen und Sensekurse gehen auf ihr Konto. Derzeit plant die Gruppe einen Themenpfad mit unterschiedlichen Informationstafeln. Der Apfelrundweg soll neu geleitet werden, so dass vorhandene Streuobstwiesen künftig mit einbezogen werden. Sollte ein Förderantrag bei Leader positiv beschieden werden, wollen die AG-Mitglieder noch Sitzgelegenheiten aufstellen im Streuobstbereich. Ferner planen sie ein Insektenhotel, ein Sandarium und einen Totholzhaufen sowie neue Flyer zu drucken für den Apfelrundwanderweg.
Warum sie ihre Freizeit opfern, um nachhaltige Projekte auf den Weg zu bringen? „Wir wollen zum Nachmachen anregen und Ideengeber sein auch für andere Gemeinden“, unterstreicht Balser. Das Thema Biodiversität soll ins Gespräch gebracht werden. Dass es auch Spaß macht, sich gemeinsam für Biodiversität starkzumachen, verhehlen Balser und Schwenzig nicht. „Der Austausch und das Miteinander innerhalb der AG kommen nicht zu kurz“, finden die Beiden. Nach den Einsätzen kehrten sie gerne noch zusammen ein.