Das Schicksal des 55 Jahre alten Akkordeonorchesters ist besiegelt. Die verbliebenen Mitglieder haben sich einstimmig für eine Auflösung ausgesprochen. Bei einem informellen Treffen im Uhldinger Gasthaus „Sternen“ erklären Heidi Rimmele und ihre am Ende übrig gebliebenen sieben Vereinskollegen, warum es nicht mehr weitergeht.

“Wie viele andere Akkordeonvereine haben wir Nachwuchsschwierigkeiten“, nennt Rimmele den Hauptgrund. Wegen der Ganztagsbetreuung in den Schulen könne kaum Nachwuchs generiert werden. Im Gegensatz zu den 1980er und 1990er Jahren sei nach dem plötzlichen Tod des damaligen Dirigenten Axel Niedermann kaum mehr Ausbildungsarbeit betrieben worden.

Das könnte Sie auch interessieren

Früher wurde noch in Jugendarbeit investiert

„Niedermann hat für den Verein gelebt“, erinnert sich Marion Vallster an ihren langjährigen musikalischen Leiter. Der studierte Musiklehrer habe daraufgesetzt, Jungmusiker auszubilden und Anfang 1990 ein Jugendorchester Uhldingen-Meersburg gegründet.

Loris Preti, seinerzeit Mitglied im Jugendorchester Niedermanns lobt insbesondere das hohe Spielniveau – sowohl bei den Jugendlichen als auch bei den erwachsenen Akkordeonspielern. „Wir haben keine Bierzeltmusik gemacht“, sagt der Ehemalige und die anderen Vereinsmitglieder nicken zustimmend.

„Wir haben keine Bierzeltmusik gemacht.“
Loris Preti, ehemaliges Vereinsmitglied

Vor 35 Jahren, als sie noch als Akkordeonorchester Meersburg auftraten, richteten sie den Meersburger Musikpreis aus. 16 Orchester aus ganz Deutschland nahmen daran teil. Die Sache mit der Musikausbildung ist lange her, die Mitglieder sind alle älter geworden. Teilweise sind die Musiker über 80 Jahre alt und hätten Mühe die schweren Handzuginstrumente zu tragen. Immerhin ist ein Akkordeon nicht gerade leicht – es wiegt rund 14 Kilo.

Das könnte Sie auch interessieren

Zum 50. Geburtstag Konzert im Welterbesaal

Gerne erinnern sich die früheren Ensemblemitglieder an die Höhepunkte ihrer Orchestergeschichte. Das Festkonzert zu ihrem 20. Geburtstag fand zusammen mit dem Akkordeonorchester der Musikschule Bremerhavener statt. Den 50. Vereinsgeburtstag feierten die Akkordeonisten mit einem Jubiläumskonzert im Unteruhldinger Welterbesaal. Es sei erhebend gewesen, in dem besonderen Saal aufzutreten, erinnert sich Heidi Rimmele.

Mit ihnen zusammen habe die renommierte Harfenistin Ekaterina Afanasieva auf der Bühne gestanden. Auch sonst bleiben gemäß Rimmele und ihren Musikerkollegen viele schöne und manch‘ lustige Erinnerungen an Konzerte von Meersburg bis Nonnenhorn oder Auftritte bei Hochzeiten. Einmal spielte das Orchester sogar in Stuttgart auf.

Ihr letztes Konzert gab das Orchester im Jahr 2022 im Uhldinger Welterbesaal (von links): Leonard Seitz, Heidi Rimmele, Angela Dùmicz, ...
Ihr letztes Konzert gab das Orchester im Jahr 2022 im Uhldinger Welterbesaal (von links): Leonard Seitz, Heidi Rimmele, Angela Dùmicz, Renate Paul, Bernadette Moder, Marion Vallaster, Simone Müller, Heinz Kraus, Sabine Hörmann und Dirigent Eric Dann. | Bild: Akkordeonorchester Uhldingen Mühlhofen

Lachend erinnert sich die Musikergruppe daran, wie streng es zu früheren Zeiten zugegangen sei. Einmal habe Loris Preti rote statt der vorgeschriebenen weißen Socken angehabt und sei zum Sockenwechsel heimgeschickt worden. Auch wenn die Uhldinger Akkordeonmannschaft nicht mehr zusammenspielt: die Liebe zu ihren Instrumenten bleibt.

„Es ist autark und vielseitig spielbar und braucht keine Technik“, bringt es die langjährige Musikerin Angela Dùmic auf den Punkt. Akkordeonistin Sabine Hörmann, die regelmäßig als Gast in Uhldingen ausgeholfen hat, freut sich, dass die übrigbleibenden Spieler des aufgelösten Vereins alle einen Platz in einem anderen, wohnortnahen Orchester gefunden haben.