„Wir bauen für 5,9 Millionen Euro eine neue Schule“, sagt Bürgermeister Jürgen Stukle im Jahresinterview. Das sei ein sehr bedeutendes Projekt für den Schulstandort. Er spricht von einem „nie da gewesenen finanziellen Kraftakt“ für eine Gemeinde mit rund 3000 Einwohnern. Dass der Baustart sich entgegen anfänglicher Planungen um ein Jahr verzögert hat, erklärt er wie im Vorjahr mit finanztaktischen Gründen. Die Verwaltung habe gezögert, weil sie die Bedingungen der neuen Förderrichtlinie des Landes bezüglich des Rechtsanspruchs auf Ganztagsschule ab Mitte 2026 abgewartet habe.
Baustart voraussichtlich im Frühjahr
Mittlerweile sind die Zuschüsse beantragt und wie der Bauantrag positiv beschieden. Die ersten Gewerke werden gemäß Stukle ausgeschrieben. Der Baustart ist für das kommende Frühjahr anvisiert. „Wir investieren dann in Bildung und Zukunft. Da ist das Geld gut angelegt“, betont Stukle mit Blick auf eine „zukunftsorientierte Raumplanung“. Die soll ihm zufolge beste Bedingungen für einen qualifizierten Unterricht und für möglichst flexible, umfassende Betreuungsangebote für die verpflichtende Ganztagsbetreuung bieten.

Als weitere größere Aufgabe aus dem Maßnahmenpaket für 2025 steht die Fertigstellung des zu sanierenden Kindergartens Sankt Elisabeth an. Das Projekt wird in Kooperation mit dem kirchlichen Einrichtungsträger gestemmt. Die Betreuungseinrichtung an der Kirchstraße 16 wird für gesamt 2,38 Millionen Euro saniert. 950.000 Euro davon muss die Gemeinde Frickingen leisten, verteilt auf die Haushaltsjahre 2024/25. Große Investitionen erfordern entsprechende Finanzkraft. Für 2024 hatte die Gemeinde im Hinblick auf den Schulneubau mit einem Defizit gerechnet. Das wird nach Aussage des Bürgermeisters vermieden. Es werde ein positiver Saldo erreicht.
Verhaltene Prognose für Haushalt 2025
„Aufgrund gestiegener Personal-, Energie- und Unterhaltungskosten werden wir planerisch den Haushalt nicht ausgleichen können und müssen im laufenden Haushalt ein Defizit ausweisen“, lässt Stukle seine Prognose für das kommende Haushaltsjahr verhaltener ausfallen. Dabei verweist er auf eine gemeinsame Pressemitteilung der Kommunalen Landesverbände, die auf die schwere Schieflage der Kommunalfinanzen in Baden-Württemberg hinweist. Auf die den Kommunen übertragenen Pflichtaufgaben reißen gemäß der Mitteilung große Lücken in kommunale Haushaltskassen. „Trotz aller negativer Prognosen will ich optimistisch nach vorn schauen“, so Stukles Statement im Interview. Das gelinge nur im Miteinander und wenn jeder an seinem Platz die Verantwortung übernimmt.
Das Wir-Gefühl der Gemeinde sieht er ungebrochen. Voll des Lobes ist er für das bürgerschaftliche Engagement, insbesondere in den aus der Nachhaltigkeitswerkstatt hervorgegangenen aktiven Arbeitsgruppen (AG). Als Beispiel hebt er die AG für biologische Vielfalt hervor, die aktuell einen Biodiversitätslehrpfad auf die Beine stelle. Das Geld dafür stammt aus dem EU-Förderprogramm Leader. Der Pfad soll im Frühjahr eingeweiht werden. Um das ehrenamtliche Tun in Vereinen und Gruppierungen noch weiter zu unterstützen, kündigt der Bürgermeister ein neues Präsentationsformat für April anstelle eines Bürgerneujahrsempfangs an. Dem Wunsch nach weiteren Ortsrundgängen, wie Stukle sie während seines Bürgermeisterwahlkampfs angeboten hatte, will er ebenfalls nachkommen.
Stukles Rückschau auf das zu Ende gehende Jahr fällt positiv aus. Die Gemeinde habe anstehende Themen wie vorgesehen bearbeitet. Im Jahr 2024 ging es schwerpunktmäßig darum, die beiden Großprojekte in der Bildung und Betreuung zu planen und finanziell sicherzustellen. Die Liste der abgearbeiteten Projekte war ähnlich lang wie die des anstehenden Aufgabenpakets 2025 und reichte von einem barrierefreien Umbau von Haltestellen in Altheim und Frickingen über neue Fahrzeuge für Feuerwehr und Bauhof bis zur Sanierung der gemeindlichen Wasserversorgung.
Fokus auf Nachhaltigkeitsprojekte
Ein großer Teil des Rückblicks fällt unter die Rubrik „Frickingen – nachhaltig Zukunft sichern“. Dazu gehören neben den AG-Projekten wie die Aktion „EssBar“ auch Photovoltaik auf Gemeindedächern, das Anschaffen eines Balkenmähers oder die Umsetzung eines E-Car-Sharing-Modells. Die zweite Nachhaltigkeitswerkstatt im November war laut Stukle ein voller Erfolg. Ein Dutzend interessierte Bürger habe sich den bestehenden AGs angeschlossen.

“Die Gesamtgemeinde will sich als ‚Fair Trade Town‘ qualifizieren“, stellte Stukle in Aussicht. Bevor er im neuen Jahr wieder durchstartet, will er mit seiner Familie über die Feiertage zunächst ausspannen. Sogar ein paar Tage Erholungsurlaub sind für ihn, seine mittlerweile wieder Vollzeit als Architektin arbeitende Frau Claudia und den studierenden Sohn Lorenz gebucht.