Die Seniorengenossenschaft Frickingen hat ein Grundstück mitten im Ortskern erworben. Hier sollen unter dem Motto „Mittendrin in Frickingen“ Projekte umgesetzt werden, die im Rahmen der Kommunalen Pflegekonferenz entstehen. Ziel der Pflegekonferenz ist es, Ideen zu erarbeiten, wie älteren Menschen ein gutes Leben und Wohnen in der Gemeinde bis ins hohe Alter ermöglicht werden kann. Die Nachricht vom Grundstückskauf, die Charles Nestelhut als Vorstandsvorsitzender der Seniorengenossenschaft beim jüngsten Treffen des Runden Tischs zur Pflegekonferenz verkündete, war eine große Überraschung. Das Grundstück befindet sich zwischen Austraße und dem Gelände hinter der Kirche.
Vor einem Jahr war der erste Runde Tisch des Pilotprojekts Kommunale Pflegekonferenz in Frickingen zusammengekommen. Ziel war es, gemeinsam mit den Bürgern Ideen für Leben und Wohnen im Alter in Frickingen zu erarbeiten. Erste Schritte waren eine Fragebogenaktion und die Bildung von Arbeitsgruppen. Beim jüngsten Treffen stellten die drei Arbeitsgruppen ihre Ergebnisse vor.

Gruppe Wohnen: Seniorenzentrum für Wohnen, Tagespflege und Begegnung
Charles Nestelhut sprach als Koordinator der Projektgruppe Wohnen. Für das jetzt erworbene Grundstück in der neuen Ortsmitte sieht die Gruppe ein weiteres Seniorenzentrum mit barrierefreien Wohnungen vor. Ambulant betreute Wohngemeinschaften könnten hier ebenso einen Platz finden wie Mehrgenerationen-Wohnen, Tagespflege und eine Begegnungsstätte mit Café. Über ein Koordinationsbüro rund um das Thema Alter sollten alle Angebote miteinander vernetzt werden. „Das Projekt ‚Wohnen in der Ortsmitte‘ ist eine einzigartige Chance für Menschen, die bezahlbaren Wohnraum suchen“, sagte Nestelhut. Sozial verträgliche Wohnungen zu schaffen, sei das oberste Ziel. Den Bedarf vor Ort hatten Nestelhut und seine Mitstreiter ebenfalls eruiert. Demnach leben aktuell 721 Senioren über 65 Jahre in der Gemeinde, 23 davon in dem genossenschaftlich organisierten Seniorenzentrum. Die Warteliste sei mit 36 Interessenten gut gefüllt. Die aus dem Schwarzwald angereiste Moderatorin, Sozialpädagogin Luzia Eitenbichler, die bereist 2021 über ein ähnliches, eigenes Projekt berichtet hatte, sprach von einem großen Schritt.

Gruppe Mobilität: Zusammenarbeit mit dem Salemer Bürgerbus-Verein
Auch die Projekt-Arbeitsgemeinschaft Mobilität um Sprecher Michael Beer stellte umsetzbare Ideen vor. Nach Abwägen von Für und Wider verschiedener Mobilitätskonzepte lehnte die Gruppe den Einsatz eines Rufbusses für Frickingen als zu teuer ab. Ihre Empfehlung ging aus Klimaschutzgründen hin zur Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs, wo immer dies möglich sei. Ein Car-Sharing-Projekt soll weitergeführt und mit Expertenrat umgesetzt werden. Zusätzlich möchte die Gruppe das Angebot des Salemer Linzgau-Shuttles „von Haustür zu Haustür“ auf die Frickinger Gemarkung ausweiten. Der Fahrdienst des Bürgervereins Miteinander könnte hier integriert werden.
Ingo Kitzmann als Vorsitzender des bislang Salem vorbehaltenen Bürgerbusses hatte die Mobilitätsgruppe aus Frickingen schon eingeladen. In der Mitgliederversammlung des Bürgerbus-Vereins am 19. März werde der Verein über die Anfrage aus Frickingen entscheiden. Dann steht laut Michael Beer noch ein Gemeinderatsbeschluss aus, um über einen notwendige Zuschuss der Gemeinde Frickingen abzustimmen. Wenn es zur Zusammenarbeit mit dem Bürgerbus-Verein kommt, werden Fahrer und Disponenten gesucht, die gegen Aufwandsentschädigung im Projekt mitarbeiten. Auf Nachfrage von Susanne Zwerwes (FWV) erklärte Ingo Kitzmann, der Fahrradius betrage rund 25 Kilometer über die Gemeindegrenze hinweg.

Gruppe Pflege und Betreuung: Angebote in Broschüre zusammenfassen
Die Ergebnisse des Projektteams rund um Pflege und Betreuung stellte Koordinatorin Astrid Hermann vor. Sie berichtete, dass die zwölf Teilnehmer einen eigenen Fragebogen zu gewünschten Angeboten im Ort verteilt und 75 Rückmeldungen ausgewertet hätten. Der Austausch bei Kaffee und Kuchen in kleinen Gruppen habe bei 68 Prozent der Antwortenden hoch im Kurs gestanden, 15 Prozent könnten sich Ganztagsangebote vorstellen. 11,3 Prozent haben angegeben, dass sie Unterstützung brauchen beim Gehen oder beim Toilettengang.
Hermann sagte, ihr Team habe festgestellt, dass es schon viele Angebote in der Gemeinde gebe, dass man diese aber mehr publik machen müsse. Sie schlug vor, eine Broschüre zu gestalten und herauszugeben. Die Gruppenmitglieder möchten sich selbst gern einbringen, beispielsweise mit 14-tägigen Kaffeenachmittagen mit wechselndem Kreativprogramm. Dazu brauche es weitere Helfer. Den überraschenden Vorstoß von Seiten der Seniorengenossenschaft, Angebote zu Wohnen, Pflege und Koordination in einer neuen Ortsmitte zu bündeln, nahm Hermann positiv auf. Bürgermeister Jürgen Stukle meinte zusammenfassend: „Jetzt müssen wir uns zusammensetzen und das Ortsmitte-Grundstück mit Leben füllen.“