Auch 2022 scheint eine „normale“ Fasnet wegen der Pandemie undenkbar. Wie bitter das für echte Narren ist und welche Alternativen möglich sind, davon erzählt Vorstandsmitglied Ramona Fruh vom Narrenverein Frickinger Dreckspringer. Extra für den Fototermin hat sie ihr Zunfthäs aus dem Schopf in der Grundschule hervorgeholt und angezogen. „Ich fühl‘ mich jetzt richtig gut“, meint die Festwirtin des Vereins lächelnd. Ihr tut es wohl, in den bemalten Bauernkittel und in die grobleinene Hose der vormals fürstlichen Untertanen zu schlüpfen.

Berliner gekauft, um etwas Fasnetsstimmung aufkommen zu lassen

Es sei bitter gewesen im vergangenen Jahr, das Häs auf dem Dachboden lassen zu müssen. Wie viel ihr der Verzicht auf die Fasnet ausmachte, wurde der 31-jährigen medizinischen Fachangestellten erst bewusst, als ihre Schwester Simone am Schmotzigen von ihrem Arbeitsplatz im Kindergarten verkleidet heimkam. Begeistert war Fruh, als sie auf dem Weg zum Berliner kaufen, um wenigstens etwas Fastnachtsstimmung aufkommen zu lassen, doch noch einen Narrenbaum entdeckte.

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Die Narreneltern Christian Allweier und Michael Baader hatten heimlich, still und leise das Symbol närrischer Herrschaft aufgestellt. Zuhause habe dann ebenfalls ein bisschen Fastnacht stattgefunden, wie Fruh erzählt. Über WhatsApp und Facebook seien alte Bilder geteilt worden. Eine Gruppe Frickinger um Maria Baader habe sogar ein Video gedreht, bei dem Puppen einen Narrenbaum stellten. „Ich fand es schön, dass die Fasnet nicht komplett ausgefallen ist“, erinnert sich Fruh.

Wenigstens die Fasnetsbändel dürfen aufgehängt werden

Wie es diesmal sein wird, kann die Vorstandsfrau noch nicht genau sagen. Ob es ein Narrenbaumstellen gibt, werde spontan entschieden. Froh ist Fruh, dass diese Saison wenigstens Fastnachtsbändel aufgehängt werden dürfen. „Damit die Frickinger auf die Fastnachtszeit aufmerksam werden und Stimmung aufkommt.“ Sonst müsse man ausloten, was spontan möglich ist. Manche Aktion werde auch online geplant. Die fünfte Jahreszeit einfach auf den Sommer zu verschieben, wie manchmal wegen Corona angedacht, davon will die junge Frau nichts wissen. „Fastnacht gehört für mich wie Weihnachten in den Winter“, ist sie fest überzeugt.

Im Dreckspringerhäs mit Bauernkittel, Leinenhose, Stock, Schellengürtel und Holzmaske fühlt sich Ramona Fruh rundum wohl.
Im Dreckspringerhäs mit Bauernkittel, Leinenhose, Stock, Schellengürtel und Holzmaske fühlt sich Ramona Fruh rundum wohl. | Bild: Martina Wolters

Den Narren fehlt schmerzlich der Zusammenhalt

Dass das Kulturgut Fastnacht der Corona-Pandemie zum Opfer fällt und in Vergessenheit gerät, glaubt sie nicht. Wie sie selbst hätten viele Dreckspringer ungebrochen ganz viel Lust, närrisch zu sein. „Der total schöne Zusammenhalt fehlt uns schmerzlich“, erklärt Fruh die Motivation.

Nach der Fasnet-Abstinenz wird das Feiern anstrengend

So hofft sie auf einen Rückgang der pandemischen Situation und dass dann im nächsten Jahr eine weitgehend normale Fasnetssaison möglich sein wird. Anstrengend werde es zunächst sein, nach so viel verordneter Feier-Abstinenz mit lustig hüpfenden Menschenmassen und der Geräuschkulisse zurechtzukommen, glaubt die 31-Jährige. Auch wenn vielleicht künftig ein anderer Umgang mit der Fasnet nötig sein werde, werde diese nicht untergehen, schaut Fruh positiv gestimmt nach vorn.