„Es roch nach Pommes und Bratwurst und überall spielte laute Musik“, erinnert sich Josef Büchelmeier. Den Geruch, sagt er, habe er noch heute in der Nase. Als freier Mitarbeiter des SÜDKURIER schrieb er einst Berichte über die IBO, interviewte Besucher, besuchte Stände. Besonderen Spaß habe er mit dem Marktschreier am Gemüsehobelstand gehabt, der damals ungeheure Menschenmassen anzog, schildert der spätere Häfler Oberbürgermeister.

Gemüsehobel bis heute im Einsatz

An diesen Stand erinnert sich auch Büchelmeiers Frau, Irmgard Sollinger. Schon als Kind sei sie mit ihrer Mutter in den frühen 60er-Jahren zur IBO gegangen. Der Wechsel zwischen Raspelshow und Geld kassieren mit wechselndem Publikum ist ihr in Erinnerung geblieben. Und natürlich hat ihre Mutter einen Gemüsehobel gekauft. Der konnte Scheibchen, Stiftchen und Gewelltes. Nach ihrem Tod ging der Hobel in den Besitz der Tochter über und wird bis heute regelmäßig benutzt. Er sei noch fast so scharf wie am ersten Tag, sagt Sollinger.

Irmgard Sollinger hat den Gemüsehobel, den ihre Mutter einst bei der IBO erstanden hat, übernommen und benutzt ihn bis heute.
Irmgard Sollinger hat den Gemüsehobel, den ihre Mutter einst bei der IBO erstanden hat, übernommen und benutzt ihn bis heute. | Bild: Josef Büchelmeier

Die IBO war damals ein Fenster zur Welt. Josef Büchelmeier lernte an einem Stand mit Spezialitäten aus Südtirol das harte, aber würzige Schüttelbrot kennen. Und wer erstmals Weine vom anderen Ende der Welt verkosten und bestellen wollte, konnte dies hemmungslos an einem der vielen Messestände tun. Bei der IBO wurden Waren angeboten, die es nirgendwo sonst zu kaufen gab.

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Irmgard Sollinger bekommt einen verklärten Blick, als sie über die Mäntel aus Alpaka-Wolle spricht, die es an einem einzigen Stand und sonst gar nicht gab. Kuschelweich seien sie gewesen, in grau, beige oder allem dazwischen. Und wer sich nicht entscheiden konnte, kaufte ihn gestreift. So wie ihre Mutter, die sich von ihrer Freundin zu diesem Modell überreden ließ. Bis zu ihrem Tod, erinnert sich Sollinger, blieb das auffällige Stück ungetragen im Schrank hängen. Im Gegensatz zum Gemüsehobel konnten die Streifen auch ihr Herz nicht erobern.

Josef Büchelmeier mochte die Volksfestatmosphäre auf dem alten Messegelände. Seine Zucchini hobelt er auf dem alten IBO-Hobel seiner Frau.
Josef Büchelmeier mochte die Volksfestatmosphäre auf dem alten Messegelände. Seine Zucchini hobelt er auf dem alten IBO-Hobel seiner Frau. | Bild: Anette Bengelsdorf I SK-Archiv

Mit Gedränge, Musik, Zelten, Gewächshäusern und Gokart-Bahn habe damals auf der IBO Volksfeststimmung geherrscht, erinnern sich Büchelmeier und Sollinger. Diese ist ihrer Wahrnehmung nach mit dem Umzug in die großen neuen Hallen auf einen Schlag verloren gegangen. Als Büchelmeier, heute Vorsitzender des Vereins Amici di Imperia, im vergangenen Jahr mit Bürgern der Partnerstadt die Messe besuchte, seien diese ein wenig enttäuscht gewesen. Das Gefühl, die Atmosphäre, sagt er, sei einfach nicht mehr wie früher.

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Für Erwin Wicker ist die IBO nach wie vor ein Muss. „Wenn ich Unterhaltung suche, gehe ich an den Bierstand“, sagt der ehemalige Gemeinderat, der sich viele Jahre im Elferrat engagierte. Als alter Häfler Geschäftsmann trifft er sich auf der Messe bis heute mit Jahrgängern und ehemaligen Kollegen.

Erwin Wicker geht auch heute noch zur IBO, wenn er Freunde und ehemalige Kollegen treffen will.
Erwin Wicker geht auch heute noch zur IBO, wenn er Freunde und ehemalige Kollegen treffen will. | Bild: Anette Bengelsdorf

20 Jahre lang stellte er auf der IBO Markisen und Sonnenschutz aus. Anfangs, auf dem ersten Messegelände zwischen Riedlewald und Colsmanstraße, noch im Freien. Die Besucher seien aus Leutkirch, Tuttlingen und aus der Schweiz gekommen und wurden seine Kunden. Konkurrenz aus dem Internet gab es damals nicht und die IBO war eine wichtige Anlaufstelle, um sich zu informieren.

Zum Einkaufen, sagt Wicker, blieb ihm kaum Zeit, aber am Bierstand von Dortmunder Union hätte er sich regelmäßig mit Besuchern und Ausstellern getroffen. Und wenn man dort erst mal saß, dann saß man. Niemand jagte die fröhliche Gesellschaft nach Messeschluss vom Gelände, erzählt er. Um acht, halb neun sei man oft immer noch beim Bier gewesen.

Am Bierstand traf sich alles, was Rang und Namen hatte

Das mit dem Bier, das ist auch Manfred Sauter im Gedächtnis geblieben. Die Brauerei Leibinger habe mit einem Pferdefuhrwerk Einzug gehalten wie beim Oktoberfest und einen riesigen Stand betrieben, an dem sich alles getroffen hat, was Rang und Namen hatte. 1961 hätten vier Halbe 3,80 DM gekostet, wird berichtet. Vor allem die Eröffnung der Messe sei ein gesellschaftliches Ereignis im Großformat gewesen, zu dem Geschäftsführer Otto Hüni im Stresemann – einem eleganten Anzug mit gestreifter Hose und dunklem Jackett – und passendem Hut erschien. Wer dazu eingeladen wurde, der galt etwas in Friedrichshafen, sagt Sauter.

Manfred Sauter kann sich noch an die erste IBO auf dem Schulhof der Pestalozzi-Schule erinnern.
Manfred Sauter kann sich noch an die erste IBO auf dem Schulhof der Pestalozzi-Schule erinnern. | Bild: Anette Bengelsdorf

Schon 1950, als Lehrbub beim Eisenbahnausbesserungswerk, hat der Mann, der später leitender Angestellter bei der heutigen Zeppelin GmbH wurde und den Freundeskreis des Zeppelin-Museums gründete, die erste IBO auf dem Schulhof der heutigen Pestalozzi-Schule besucht. Damals war die Messe mehr eine Leistungsschau der ansässigen Industrie und Handwerksbetriebe und vor allem der Landwirtschaft. Baumaschinen, Betonmischer und Porsche-Schlepper waren die Höhepunkte, die sein Bubenherz höherschlagen ließen. Zu einem der Ausstellungsstücke trug Sauter selbst bei: ein elektrischer Triebwagen, den sein Betrieb auf einem Gleis am Zaun entlangfahren ließ.

Die IBO blieb eine Pflichtveranstaltung für ihn. Auch später, als sie sich zu einer Kauf- und Erlebnismesse entwickelte, auf der es jetzt mehr für Hausfrauen gab, wie Sauter mit einem Lächeln sagt. Da erstand er auch einen Lodenmantel zusammen mit seiner Frau. Und wenn sich beim Bummel über die Messe gar nichts fand, konnte man immer noch Rauchfleisch vom Stand der Südtiroler oder Käse von der Omira mit nach Hause bringen.