Eine der ersten Erinnerungen des langjährigen Messe-Geschäftsführers Ernst Haller an die IBO hat mit Kirchenglocken zu tun: Im April 1950 war er ein zwölfjähriger Junge und drängte sich mit seinen Klassenkameraden am Fenster eines Klassenzimmers in der Pestalozzi-Volksschule. Wieder einmal hatte ohrenbetäubendes Glockengeläut den Unterricht unmöglich gemacht. Die Kinder suchten nach der Quelle des Geläutes, das direkt vom Pausenhof kam. Dort fand gerade die erste IBO statt.

Das Plakat zur ersten IBO spiegelt die Hoffnung auf viele ausländische Aussteller.

Das Plakat zur ersten IBO spiegelt die Hoffnung auf viele ausländische Aussteller.

| Bild: Messe/Archiv Haller

Möglich war das, weil es zwischen Pestalozzi-Schule und Realschule (heute Altbau des Graf-Zeppelin-Gymnasiums) 1950 noch weit mehr freie Flächen gab als heute. Außer den beiden Schulgebäuden stand dort nur eine kleine Baracke, die bis Kriegsende der Wehrmacht gehörte. Darin hatte der Messeveranstalter sein Büro eingerichtet. Bei der dritten IBO arbeitete der inzwischen vierzehnjährige Ernst Haller zwischen Schule und Ausbildungsbeginn als Laufjunge und erhielt in diesem Büro seine Aufträge für Botengänge. "Die Arbeit hat mir wahnsinnig gut gefallen und bei mir das Verlangen angelegt, irgendwann zur Messe zurückzukehren", sagt Haller heute. 1964 war es soweit. Er nahm das Angebot an, technischer Leiter bei der Messe zu werden. Von 1988 bis 2002 war er Geschäftsführer.
Reges Treiben herrschte auf der IBO 1950. Kein Wunder bei 100 000 Besuchern.

Reges Treiben herrschte auf der IBO 1950. Kein Wunder bei 100 000 Besuchern.

| Bild: Messe/Archiv Haller

"Man nannte die IBO in den 1950ern noch nicht Messe, sondern Ausstellung", erklärt Haller. Er berichtet, dass die IBO auf eine Initiative von zwölf Friedrichshafener Bürgern zurückgeht, Geschäftsleuten und Unternehmern: "Sie wollten dem darnieder liegenden Wirtschaftsleben und ihrer zerstörten Stadt neues Leben verschaffen". Zum ersten Vorsitzenden wählte die frisch gegründete Messegesellschaft 1949 den Kaufmann Max Sedlmeier. "Die Messegesellschaft hegte den Wunsch, möglichst viele Aussteller aus möglichst vielen Ländern nach Friedrichshafen zu bringen", erklärt Haller, warum auf dem Plakat zur ersten IBO an einem von Friedrichshafen bis hinter den Säntis über den See rechenden Zirkel sehr viele Landesflaggen wehen. Dieser Wunsch ging nicht ganz in Erfüllung, denn unter 464 Ausstellern kamen nur 17 aus dem Ausland.

Die IBO sei zunächst nach dem Vorbild der Hannover-Messe als Mustermesse geplant worden, hat Haller von Gründungsmitgliedern der Messe erfahren. Den Besuchern sollten Muster gezeigt worden, die sie dann bei den Firmen hätten bestellen können. "Dieses Konzept hat nie richtig funktioniert und wurde schnell aufgegeben", berichtet Haller: "Die Leute waren in Kauflaune. Sie wollten die Ware am liebsten gleich mitnehmen." Für die Hersteller habe sich die IBO zu einem Testmarkt entwickelt, bei dem sie erfahren konnten, wie ihre Produkte ankamen. "Erfolgreiche Produkte wurden dann in größeren Stückzahlen für Geschäfte produziert."

Diese Glocken wurden 1950 auf der IBO vorgeführt und unterbrachen den Unterricht in den Schulen.

Diese Glocken wurden 1950 auf der IBO vorgeführt und unterbrachen den Unterricht in den Schulen.

| Bild: Messe/Archiv Haller

Artikel für den Haushalt waren schon bei der ersten IBO ein großes Thema. Etwa neuartige Staubsauger und auch schon die ersten der heute noch begehrten Vielzweckhobel, um deren Vorführer sich schon immer Menschentrauben bildeten. Aber auch Werkzeuge für Handwerker, Fahrzeuge und Gerätschaften für die Landwirtschaft und Baumaschinen seien in den Aufbaujahren sehr gefragt gewesen, berichtet Haller. Ebenfalls heiß begehrt: Kirchenglocken. "Im Krieg mussten viele Kirchen ihre Glocken hergeben. Daraus wurden Geschütze gegossen", erklärt Haller hierzu: "Nach dem Krieg wollten die Kirchengemeinden wieder Glocken anschaffen." Deshalb gehörte zu den Ausstellern der ersten IBO auch eine Glockengießerei, die einen wohlbestückten Glockenstuhl dabei hatte. "Viele Pfarrer und Gemeindevertreter aus ganz Oberschwaben sind deshalb zur ersten IBO gekommen", weiß Haller. Deren Wunsch, die Glocken nicht nur zu sehen, sondern auch zu hören, sei der Aussteller gerne und oft nachgekommen. Weil das den Unterricht in den umliegenden Schulen zum Erliegen brachte – was Haller aus eigener Erfahrung bestätigen kann – hätten sich die Schulleiter bei der Messeleitung beschwert, erfuhr er später. "1951 durfte die Gießerei die Glocken nur noch zeigen, aber nicht läuten. 1952 stellte sie nicht mehr aus."

Hallen gab es nicht auf dem ersten IBO-Gelände – mit Ausnahme der bereits genutzten, aber noch nicht fertiggestellten Festhalle. Die fast 8000 Quadratmeter große, überdachte Ausstellungsfläche kam vor allem durch große Zelte zusammen. Über ein Gerüst aus Holz wurden große Zeltplanen gespannt, der Boden bestand aus Holz. Dazu kamen 12 000 Quadratmeter Freifläche. Die erste IBO war ein großer Erfolg: Rund 100 000 Besucher kamen an den 16 Messetagen. Trotzdem habe es in der Gesellschafterversammlung kontroverse Diskussionen darüber gegeben, ob es eine zweite IBO geben solle, hat Haller in Gesprächen mit Gründungsgesellschafter und Hotelier Alfons Schöllhorn erfahren: "Wegen des großen Erfolgs der ersten IBO hat aber eine Mehrheit beschlossen, weiterzumachen."



Entwicklung der Messe bis heute

Das ursprüngliche IBO-Gelände hatte 8000 Quadratmeter überdachte Ausstellungsfläche und etwa 12 000 Quadratmeter Freigelände. Schon im zweiten Jahr reichte das nicht mehr. 1951 wurde deshalb zusätzlich das Gelände genutzt, auf dem heute die Bodenseesporthalle steht. Trotzdem erwies sich das Gelände bald als zu klein, sodass die Messegesellschaft sich nach einem neuen Gelände umsah.

1954 fand die IBO erstmals am neuen Standort Margaretenstraße statt. Dort war eine ehemalige Kiesgrube mit Trümmern des zerbombten Friedrichshafen gefüllt worden und konnte als Messegelände genutzt werden. 12 Jahre blieb die IBO die einzige Messe in Friedrichshafen. 1962 kam die Interboot als zweite Messe hinzu. Die inzwischen vorhandene überdachte Ausstellungsfläche von 14 000 Quadratmetern reichte bald nicht mehr aus.

1966 begannen die Planungen für ein neues Messegelände an der Meistershofener Straße. 1968 zog die Messe dorthin um und hatte anfangs 18 000 Quadratmeter überdachte Fläche in drei festen Hallen. 1969 wurde eine weitere 5000-Quadratmeter-Halle gebaut, 1970 eine weitere mit 6000 Quadratmetern. Auf dem neuen Gelände kamen zahlreiche neue Messen hinzu. Der Platz ließ schließlich kein weiteres Wachstum zu. 2001 zog die Messe an den heutigen Standort um und auf dem früheren Messegelände entstanden das Bodenseecenter und die Volleyball-Arena. Gerade wird dort auch das neue Sportbad gebaut. Die Neue Messe nördlich des Flughafens verfügte anfangs über 50 000 Quadratmeter überdachte Ausstellungsfläche. Heute sind es etwa 80 000 Quadratmeter und damit etwa das Zehnfache der Fläche von 1950.

Die IBO 2016 zählte an fünf Tagen 74 600 Besucher. Die nächste IBO findet vom 22. bis 26. März 2017 statt.