Kaum wird die Keplerstraße wieder frei sein, da wird auch schon die Eckenerstraße zur Sackgasse. Die Vollsperrung der Hauptstraße in Ailingen wird gerade so wieder Vergangenheit sein, wenn die Bauarbeiten für den neuen Kreisverkehr in Ittenhausen beginnen. Und das sind nur vier der Baustellen, die Pendler und Häfler in Friedrichshafen in diesem Jahr Nerven kosten.
"Wir hangeln uns seit drei, vier Jahren von Rekordjahr zu Rekordjahr", kommentiert Hans-Jörg Schraitle, Leiter des Amtes für Bürgerservice, Sicherheit und Ordnung, die Gesamtzahl der Baustellen im Straßenraum, die für die kommenden Monate absehbar ist. Die Stadtverwaltung geht jedenfalls davon aus, dass es insgesamt mehr Baustellen gibt als 2018. Und da waren es rund 650.
"Oft geht es um Dinge, die von den Bürgern erwünscht sind"
Bürgermeister Dieter Stauber wirbt um Verständnis – auch wenn er weiß, dass Straßensperrungen bei Autofahrern eher das Gegenteil auslösen. "Oft geht es um Dinge, die von den Bürgern gewünscht und vom Gemeinderat beschlossen worden sind", sagt Stauber. Beispiele seien neue Querungshilfen und Kreisverkehre sowie nicht zuletzt der neuen Abschnitt der Bundesstraße 31. Für Stauber wie Schraitle zeugen die geplanten Maßnahmen letztlich auch von der Dynamik in Friedrichshafen.
"Für eine Baumaßnahme dieser Größenordnung waren die Beeinträchtigungen bislang überschaubar", sagt Hans-Jörg Schraitle über die Entstehung der B 31-neu zwischen Friedrichshafen und Immenstaad. Ein Blick auf die Übersicht der Baustellen, die in absehbarer Zeit in der Zeppelinstadt geplant sind, zeigt: Das wird sich ändern.
Auszug aus der Baustellenplanung für 2019
- B 31-neu: Der Eichenmühleweg ist voraussichtlich bis 1. Oktober gesperrt, in der Klufterner Straße sind noch bis Ende Juni Sperrungen unterschiedlichen Ausmaßes vorgesehen. Eine weitere Beeinträchtigung im Zusammenhang mit dem Mammutprojekt B 31-neu ist in diesem Jahr ab Juli in der Raderacher Straße in Form einer einwöchigen Vollsperrung in Sicht. Zeitlich noch nicht näher eingegrenzt sind Arbeiten im Bereich der Tunnels Waggershausen, wo unter anderem Versorgungsleitungen gelegt werden sollen. Die Einschätzung von Franziska Bosch, Leiterin der Verkehrsbehörde im Amt für Bürgerservice, Sicherheit und Umwelt: "Das wird relativ umfangreich sein." Teilweise wird die Waggershauser Straße nach derzeitigem Planungsstand voll gesperrt sein. Ab September sind außerdem Arbeiten im Bereich des Colsman-Knotens geplant, derweil dürften sich Bosch zufolge unter anderem Zu- und Abfahrtsregelungen ändern.
- Zeppelinstraße, Fischbach: Auf der derzeitigen Bundesstraße 31 stehen von 22. bis 28. Juli Sanierungsarbeiten an. Während das Landratsamt Straßenschäden beheben lässt, sollen Autos vor Ort mit Hilfe einer Ampel an der halbseitigen Sperrung vorbeikommen. In größerem Bogen führt eine Strecke über Kluftern um das Nadelöhr, Laster werden über Markdorf umgeleitet.
- Keplerstraße: Die Umgestaltung einer der Hauptverkehrsachsen durch Friedrichshafen ist auf der Zielgeraden. Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass die Vollsperrung der Keplerstraße noch bis zum 12. Mai aufrechterhalten werden muss.
- Eckenerstraße: Sobald die Keplerstraße frei ist und damit auch wieder als Umleitungsstrecke genutzt werden kann, wird in der Stadtmitte eine weitere vielbefahrene Straße gesperrt. Grund ist die Installation einer neuen Brücke, auf der Fußgänger und Radfahrer die Eckenerstraße künftig im Bereich der Bahnunterführung überqueren können. Ab dem 13. Mai soll die Straße daher für rund sechs Wochen voll gesperrt werden. Der Verkehr, der sonst am See entlang durch Friedrichshafen rollt, soll dann zwischen Landratsamt und Stadtmitte über Albrecht-, Kepler- und Ailinger Straße umgeleitet werden. Bereits ab Ostern sowie im Anschluss an die Vollsperrung sind wechselseitige Einengungen der Fahrbahn vorgesehen. Keine Sperrung also, in einer Mitteilung aus dem Rathaus heißt es allerdings: "Es kann zu den verkehrsintensiven Zeiten zu Behinderungen kommen."
- Teuringer-/Rotachstraße/An der Steige: Aus der Kreuzung wird ein Kreisverkehr. Ab 20. Mai und bis voraussichtlich Dezember wird dessen Bau zu Sperrungen unterschiedlichen Ausmaßes führen. In der Zeit sind nach Angaben der Stadt verschiedene Regelungen für den Verkehr geplant – Teil- und Vollsperrungen inklusive, Details seien derzeit noch in der Abstimmung.
- Zeppelinstraße, Manzell: Auf Höhe des Jägerhauses ("Spicy Grill") soll eine neue Querungshilfe entstehen. Geplant ist diese schon länger, aktuell ist der Bau ab September vorgesehen. Welche Folgen das für den Verkehr auf der derzeitigen Bundesstraße 31 haben wird? Die Abstimmung dazu läuft noch.
- Ausblick: "Auch, um die Planungen für dieses Jahr etwas zu entzerren", sind zwei weitere Baumaßnahmen im Zusammenhang mit der B 31-neu erst 2020 vorgesehen, erklärt Franziska Bosch. Es geht um den Bau der Anschlüsse Fischbach und Immenstaad. Details sind noch offen. Hans-Jörg Schraitle, der von bis zu sechs Wochen Vollsperrung ausgeht, sagt aber: "Da kommt ordentlich etwas auf uns zu." Immerhin: Teilstücke der B 31-neu sollen bis dahin als Umleitungsstrecke genutzt werden können.
Baustellen-Planung
- Auftraggeber: Die Stadtverwaltung betreibt nach eigenen Angaben ein Straßennetz von 300 Kilometern sowie 110 Kilometern asphaltierter Wege, ist allerdings nicht der einzige Auftraggeber von Baumaßnahmen, die Auswirkungen auf den Verkehr haben. Zu den großen Maßnahmenträgern gehören außerdem das Landratsamt sowie das Stadtwerk am See, das in diesem Jahr unter anderem die Nahwärmeversorgung in der Häfler Nordstadt vorantreibt, sowie der Bund für den Bau der B 31-neu. Hinzu kommen Baumaßnahmen von privaten Auftraggebern. Vertreter der öffentlichen Stellen treffen sich jährlich zu einem Gespräch, um die jeweiligen Pläne abzustimmen.
- Planbarkeit: "In der Theorie ist alles durchgetaktet", erklärt Hans-Jörg Schraitle. "Aber wehe, das wahre Leben kommt dazwischen." Von vornherein nun beispielsweise mit einem zweiwöchigen Puffer rund um jede Baustelle zu planen, würde sich das in einem Jahr Machbare Schraitle zufolge zu stark reduzieren. Verzögerungen beispielsweise können zu Überschneidungen zweier Baustellen führen, die so nicht vorgesehen waren. Hinzu kommen unplanbare Arbeiten – etwa nach einem Wasserrohrbruch. Ein Faktor, der sich vermehrt bemerkbar macht: Baumaßnahmen sind geplant, es findet sich aber keine Firma, die die Arbeiten übernehmen kann oder will. Erst jüngst gab es auf die Ausschreibung der Arbeiten für den Kreisverkehr in Ittenhausen gerade mal ein einziges Angebot.