Reinhard Friedel, Leiter des Amts für Bildung, Familie und Sport, stellte bei der Vorberatung zur Kindergartenbedarfsplanung 2017/2018 im Finanz- und Verwaltungsausschuss (FVA) am Montag zwei Dinge fest. Zum einen steigt der Bedarf an Krippenplätzen weiter an, zum anderen werden sowohl im Krippen- als auch im Kindergartenbereich längere Betreuungszeiten (ganztags oder verlängerte Öffnungszeiten) nachgefragt. Die Folge: Der Ausbau muss weitergehen. Insgesamt gibt die Stadt jährlich 24,75 Millionen Euro für die Betreuung ihrer Kinder aus. Den Löwenanteil (23,64 Millionen Euro) davon übernimmt die Zeppelin-Stiftung. Für 2017/2018 geht die Verwaltung von Mehrkosten von rund 1,17 Millionen Euro aus. Der FVA gab einstimmig grünes Licht. Nun geht das Papier am Mittwoch in den Kultur-und Sozialausschuss, dann in die Ortschaftsräte. Am Montag, 22. Mai, stimmt der Gemeinderat darüber ab.

 
  Die Entwicklung: Während die Anzahl der Krippenplätze seit 2008 von 281 auf 524 nahezu verdoppelt wurde (siehe Grafik), wurden die Kindergartenplätze (2008: 1737, 2017/2018: 1806) in weitaus geringerem Maß ausgebaut. Besonders im vergangenen Jahr wurden kaum Plätze geschaffen. "Besser geht immer, aber wir bewegen uns im Rahmen der gesetzlichen Zumutbarkeit", kommentierte Sozialbürgermeister Andreas Köster im FVA die aktuelle Situation. Für das Kindergartenjahr 2017/2018 stehen 524 Krippenplätze und 1806 Kindergartenplätze zur Verfügung. "Wir belegen immer noch mit Höchstgruppenstärke", erläuterte Friedel den Gemeinderäten.
Das heißt: Die Gruppen werden bis zur gesetzlich maximal erlaubten Höchstgrenze (25 im Regelkindergarten, 22 im VÖ-Bereich) aufgefüllt. "Wir können jedem Kind einen Betreuungsplatz zur Verfügung stellen", erklärte Friedel, "allerdings ist es nicht immer der Wunschplatz."

Die Engpässe und Maßnahmen: Besonders eng wird es in Kluftern, Efrizweiler, Fischbach, Wiggenhausen, Ettenkirch und in der Stadtmitte. In Kluftern und Efrizweiler sollen nun kurzfristig als Zwischenlösung Container angebaut werden, bis die städtischen Kindergärten 2018/2019 erweitert werden. "Wir hatten bereits Besprechungen im Stadtbauamt, wollen 2018 starten, aber einen genauen Zeitpunkt zu nennen, wäre Kaffeesatzleserei", erklärte Klufterns Ortsvorsteher Michael Nachbaur. Erster Bürgermeister Stefan Köhler, der die Sitzung leitete, betonte, dass es erst einen Gemeinderatsbeschluss geben müsse, bevor die Planungen vorangetrieben werden können. Ähnlich in Ettenkirch. Hier will die Verwaltung mit der Katholischen Gesamtkirchengemeinde als Trägerin des Kindergartens St. Maria eine zweite Gruppe einrichten – vorausgesetzt der Gemeinderat stimmt der Erweiterung und den damit verbundenden Betriebskosten am Montag, 22. Mai, zu. Neben diesen beiden kurzfristigen Erweiterungen steht die Einrichtung eines Waldkindergartens nach dem Modell Lottenweiler in der Diskussion. "Eine Elternumfrage im Westen ergab einen Bedarf", sagte Friedel. Nun prüfe die Verwaltung, wann und wo eine solch vergleichsweise schnell eingerichtete Betreuung möglich wäre.
"Die Johanniter stehen bereit, die Mittel sind überschaubar", so Friedel. Doch auch hier gilt: Der Plan muss erst vom Gemeinderat durchgewunken werden. Ebenso die längerfristigen Maßnahmen (siehe Erklärtext), für die es bisher weder Empfehlungen noch Beschlüsse gibt. Allerdings – so zeigt es der Kindergartenbedarfsplan – will die Verwaltung bis 2020 95 neue Krippen- und 200 Kindergartenplätze schaffen.

Pläne in den Einrichtungen: Doch abseits der Zukunftsmusik beinhaltet der Kindergartenbedarfsplan weiter Konkretes. So stellte Friedel den Gemeinderäten die vom Gesamtelternbeirat lang geforderten Krankheitsvertretungen vor. "Wir haben ein Mehr an Krankheitstagen", erklärt Köster, "und das muss kompensiert werden." Rein rechnerisch sind das laut Verwaltung 4,3 Stellen mehr, die der Gemeinderat erst noch genehmigen muss. Außerdem auf dem Plan: Die Erzieher sollen weiterhin durch freiwillige Leistungen entlastet werden. Da wären beispielsweise die Hauswirtschaftlichen Kräfte, Stellen für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ), die nun künftig auch in allen Einrichtungen vergütet werden sollen, zusätzliche Fachstellen für Sprachförderung (Projekt Sprachkita), Bildungshausarbeit und die Leitungsfreistellung. Die Verwaltung rechnet laut Friedel für all diese Maßnahmen mit Mehrkosten von 1,17 Millionen Euro. Insgesamt wird es 2017/2018 353,9 Fachkräfte geben, das sind 6,46 mehr als im vorigen Kindergartenjahr.

Fachkräftemangel: Erzieher sind Mangelware – auch in Friedrichshafen.
"Fachkräfte zu bekommen ist extrem schwer, wir können nur an den Stellschrauben für gute Arbeitsbedingungen drehen", so Köster. Dazu gehörten genannte Maßnahmen. "Wir müssen unbedingt vermeiden, das, wie in der Vergangenheit bereits passiert, Einrichtungen aufgrund von Personalmangel früher schließen müssen", sagte der Sozialbürgermeister.

Bedarf und Ausbau: Wo bis 2020 zusätzliche Krippen- und Kindergartenplätze entstehen

  • Bedarf: Wie viele Plätze in den nächsten Jahren tatsächlich benötigt werden, hängt nicht allein von den Kinderzahlen ab, sondern auch von politischen und persönlichen Entscheidungen. Gibt es Neubaugebiete? Ziehen Familien zu? Und wie wollen die ihre Kinder betreuen lassen? Regelkindergartengruppen sind ein Auslaufmodell, Ganztagsgruppen und verlängerte Öffnungszeiten (VÖ) werden stärker gefragt. Damit sinkt bei gleichbleibender Kinderzahl die Platzzahl. Denn während im Regelkindergarten 25 Kinder betreut werden, sind es bei VÖ-Gruppen nur noch 22.
  • Ausbau: Der Fokus liegt Ganztags- und VÖ-Plätzen und Krippenplätzen in Wiggenhausen, Fischbach, Stadtmitte, Allmannsweiler und Kluftern.
    Insgesamt sollen bis 2020 95 neue Krippenplätze entstehen (bis 2017/2018: Kinderhaus am Riedlepark: 5, Kinderhaus Wiki: 20; bis 2019: Grundschule Fischbach: 10, Werftgelände Leutholdtstraße: 20, Sonnenschein: 20; bis 2020: Karl-Olga-Park: 20). Im Kindergarten-Bereich sollen 200 neue Plätze ausgebaut werden (bis 2017/2018: temporäre Kita Stadtmitte: 20, Waldkindergarten Westen: 20, bis 2018: Kluftern/Efrizweiler: 20, Berg: 20; bis 2019: Grundschule Fischbach: 20; bis 2020: Zum Guten Hirten: 20, Karl-Olga-Park: 80). (sab)