Etwa 500 Schüler haben sich auf dem Königsweg aus dem Häfler Westen in die Mitte Friedrichshafens aufgemacht. "Wir wissen natürlich, dass wir hier nicht den Weltfrieden herstellen können", sagte Schulleiter Gerhard Schöll, trotzdem müsse man nicht mutlos sein, denn jeder könne etwas bewirken.
Die neunjährige Elena gehörte zu den Rednern auf den Rathausstufen und berichtete, dass sie eine damals im Fallenbrunnen untergebrachte Flüchtlingsfamilie aus Syrien kennen gelernt habe. Eine besondere Erfahrung: "Als uns die Familie über den Krieg und ihre Flucht erzählte, wurde mir zum ersten Mal so richtig klar, wie gut es uns eigentlich geht." Elena hat sich anschließend ihre Gedanken gemacht: "Den Krieg in Syrien kann ich nicht beenden, doch vielleicht können wie alle hier im Kleinen etwas beitragen." Unter anderem gehe es darum, wie man mit anderen umgehe, erklärte sie an einem Beispiel: "Wenn meine Freundinnen und ich uns nicht einig sind, streiten wir uns manchmal schon. Aber meistens versuchen wir, eine Lösung für unsere Meinungsverschiedenheit zu finden. Manchmal dauert das ein bisschen und es ist nicht immer leicht. Aber am Ende sind meistens alle zufrieden."

Elenas Klassenkamerad Benaja sagte, er stelle sich Frieden so vor: "Dass man einander respektiert, jemandem hilft, der Unterstützung braucht und etwas abgibt, wenn jemand nichts hat. Ich stelle es mir schön vor, wenn man füreinander da ist und sich nach einem Streit wieder verträgt." Hannah aus der zwölften Klasse machte einen Vorschlag: "Was wäre, wenn wir das Friedenstiften nicht mehr als schwieriges Problem, sondern als schönes Ziel betrachten würden? Als die Umsetzung von Freiheit und Respekt in unserem Alltag."
Pfarrer Bernd Herbinger erzählte von einem schönen Traum: morgens aufzuwachen und in den Nachrichten zu hören, der Weltfrieden sei endlich hergestellt. Papst Franziskus habe gesagt, kleine Gesten hätten einen großen Wert. Sie könnten Samenkörner der Hoffnung sein. Pfarrer Harald Kuhnle lobte die Schüler: "Der Frieden braucht Menschen, die sich dafür einsetzen – so wie euch". Auch Oberbürgermeister Andreas Brand zeigte sich beeindruckt. "Ihr leistet ein klares Bekenntnis, ihr seid da und engagiert euch. Und zeigt damit: Frieden beginnt vor der Haustür." Mit Bezug auf die anstehende Bundestagswahl rief Brand dazu auf, diese Chance zu nutzen, um etwas für ein friedvolles Deutschland und Europa zu tun.
Schulthema Frieden
Im gesamten vergangenen Schuljahr hätten sich die Schüler der Bodenseeschule St. Martin immer wieder mit dem Thema Frieden beschäftigt, berichtete Schulleiter Gerhard Schöll. Frieden sei auch im Zusammenhang mit dem "International Day of Pink" Thema gewesen. Dieser jährlich im April begangene Tag gegen Mobbing geht auf ein Ereignis in einer kanadischen Highschool zurück. Ein Schüler, der ein pinkfarbenes T-Shirt trug, wurde deshalb von anderen gemobbt. Zwei Schüler überzeugten fast alle anderen davon, am nächsten Tag in pinkfarbenen T-Shirts zur Schule zu kommen, um ihre Solidarität mit dem gemobbten Schüler zu zeigen.