Wie sicher ist es in der Häfler Kernstadt? Mancher Anwohner fühlt sich offenbar zumindest zeitweise unsicher. Wie Alfred Eger, Sprecher des Bürgerforums Altstadt, zu Beginn des jüngsten Treffens sagte, häufen sich nach Schilderungen von Anwohnern die Fälle von Belästigungen der Bürger in den Uferanlagen, an der östlichen Uferstraße, unterhalb des Stadtbahnhofes und im Stadtkern. Das Thema bewegt offenbar etliche Häfler, wer am Dienstagabend nicht rechtzeitig im "Schwanen" war, hatte fast ein Platzproblem. Autorennen im Bereich des Hinteren Hafens, das Alkohol- und Glasflaschenverbot und die bloße Anwesenheit einiger Gruppen, die sich an verschiedenen Orten zwischen Uferpark und östlicher Uferstraße versammeln, wurden dort angesprochen. Gast des Abends: Uwe Janitschek, seit rund einem halben Jahr Leiter des Häfler Polizeireviers – gut sechs Monate, nach denen er vor den Teilnehmern des Forums von „keinen wirklich großen Auffälligkeiten, womit Sie negativ belastet wären“ berichtete.
Zwei Sachverhalte müssten auseinandergehalten werden, schickte Janitschek seinem Vortrag voraus: die subjektive Wahrnehmung auf der einen Seite, die objektiven Zahlen auf der anderen. „Das passt nicht immer zusammen.“ Natürlich gebe es auch in einer Stadt wie Friedrichshafen mit ihren knapp 60 000 Einwohnern "Phänomene, die bekommen Sie nicht weg". Konkrete Zahlen für das vergangene Jahr nannte er nicht, die Zahlen für die Kriminalitätsstatistik seien noch nicht vollständig. Mit der Zahl an Straftaten in Friedrichshafen, die sich in den vergangenen Jahren stets um die 4000 bewegt habe, liege die Stadt aber im Normbereich.
Der frühere Revierleiter Jörg Frey hatte im Finanz- und Verwaltungsausschuss im vergangenen Juni die Zahlen für 2015 vorgestellt: Friedrichshafen lag mit 4067 Straftaten im Vergleich mit anderen Städten in der Region im Mittelfeld. Die Zahl der Diebstahlsdelikte gehe zurück und auch die Einbruchszahlen seien an anderen Orten deutlich höher, schilderte Janitschek. Die sonst viel beklagte Verkehrssituation sei bei diesem Punkt von Vorteil. Einbruchsschwerpunkte fänden sich in der Regel an Orten, von denen aus Täter schnell wegkommen, etwa in Autobahnnähe. "Und hier kommen Sie im Sommer nicht weg", so Janitschek. Dafür, dass ein gewisses Unsicherheitsempfinden dennoch vorhanden ist, äußerte der Referent mehrfach Verständnis, betonte aber auch: „Ereignisse kommen nicht in der Häufigkeit vorkommen, wie man sich unsicher fühlt.“
Mehrfach wurde in der anschließenden Diskussion der Wunsch nach mehr Präsenz durch die Polizei laut. "Was ist genug?", entgegnete Janitschek auf die Frage nach der personellen Ausstattung der Häfler Polizei. Vom Grundsatz her sei genug Personal da. Es gebe allerdings Situationen, in denen sich die Einsätze häufen. „Und wenn mehrere Aufträge vorliegen, müssen wir priorisieren“, bat der Revierleiter um Verständnis. Dann werde etwa eine Ruhestörung weiter hinten eingeordnet als eine Situation, in der eine Person in Gefahr ist. "Polizeiliche Präsenz im Rahmen unserer Möglichkeiten", versprach er im Gespräch zum Hinteren Hafen sowie zur östlichen Uferstraße als Treffpunkt fragwürdiger Gruppierungen. Ein Teilnehmer sprach von Verfolgungen im Hafenbereich und schilderte, dass sich mancher Gast überhaupt nicht mehr dorthin traue.
Ignorieren? Vorbeidrücken? Wie verhalten, wenn der eigene Weg an dubios wirkenden Gruppen vorbeiführt. "Ansprechen kann als Eisbrecher funktionieren", schlug Janitschek vor. Bevor er sich Zeit für Gespräche im diskreteren Rahmen an den einzelnen Tischen nahm, ermunterte er die Runde aber auch, sich mit ihren Anliegen an die Polizei zu wenden. „7010 – rufen Sie uns an!“
Nächstes Treffen
Das Bürgerforum Altstadt ist eine lose Verbindung von Häflern, die sich jeden Dienstag im „Schwanen“ in der Friedrichstraße zum Stammtisch treffen. Jeweils für den ersten Dienstag eines Monats werden Gäste eingeladen, die vornehmlich zu Themen aus der Kernstadt zu referieren. Sprecher des Forums ist Alfred Eger, selbst Altstadt-Bewohner. Eingeladen zu den Stammtischen wie auch zu den Vorträgen ist jeder.
Als nächsten Gast kündigte Alfred Eger für das Treffen am Dienstag, 7. März, 19 Uhr, Hans-Jörg Schraitle, Leiter des Amtes für für Bürgerservice, Sicherheit und Umwelt an. An diesem Abend soll es im Schwanen unter anderem um das Thema Verkehrsberuhigung in der Innenstadt gehen.