Auch wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel nur für eine Stunde an den Bodensee geflogen kam, so stand sie doch zum Auftakt der 11. Nationalen Maritimen Konferenz im Mittelpunkt.

Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand musste sogar seine Begrüßungsrede unterbrechen, weil Merkels Ankunft vor dem Graf-Zeppelin-Haus in Friedrichshafen wichtiger war. Der OB musste sich beeilen, um rechtzeitig beim Fototermin vor Bodenseekulisse dabei zu sein.

Nach einer herzlichen Begrüßung hielt die Kanzlerin eine kurze, aber klare Rede zur Zukunft der maritimen Wirtschaft in Deutschland. „Diese Industrie sieht spannenden Zeiten entgegen. Die Herausforderungen sind groß, aber die Chancen sind größer“, sagte sie. Die 800 Teilnehmer der Konferenz freute es zu hören, dass Merkel die maritime Wirtschaft als wichtigen Wachstumsfaktor in der deutschen Volkswirtschaft bezeichnete. Sie erwirtschafte jährliche Umsätze von mehr als 50 Milliarden Euro und beschäftige alles in allem beinahe eine halbe Million Menschen.
Doch die Branche ist einem zunehmenden Wandel unterzogen – nicht umsonst lautet das Motto der Veranstaltung, die bis Donnerstag in Friedrichshafen stattfindet, „Global, smart, green“. Denn es geht unter anderem darum, nachhaltige Antriebe auch für die Schifffahrt zu entwickeln. „Ob E-Mobilität auf dem Wasser, synthetische Kraftstoffe, Brennstoffzellen oder der Ausbau von LNG-Antrieben, also Motoren, die mit verflüssigtem Erdgas betrieben werden: Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, dass auch der Seeverkehr seinen Beitrag zum Klimaschutz leistet“, so Angela Merkel.
Während im Graf-Zeppelin-Haus der Rummel um die Kanzlerin groß war, demonstrierten draußen eine handvoll Schüler der Fridays-For-Future-Bewegung, streng von zahlreichen Polizisten bewacht. Sie forderten mit Sprechgesängen die Tagungsteilnehmer dazu auf, sie zu unterstützen. Die Schiffahrt müsse nachhaltiger werden. „Redet über die richtigen Sachen“, riefen sie in Richtung der Branchenvertreter.

Klar wurde zum Auftakt der Konferenz, dass die maritime Wirtschaft sich für die Zukunft rüsten muss. Norbert Brackmann, Koordinator der Bundesregierung, (CDU) stellte klar, dass viel in die Forschung und Entwicklung neuer Technologien investiert werden müsse. „Wir müssen Spitzenreiter bleiben und uns stärker für den globalen Wettbewerb wappnen sowie die Digitalisierung der Schifffahrt vorantreiben“, sagte Brackmann vor Journalisten. Zudem müsse die Branche Strategien erarbeiten, wie sie mit der steigenden Konkurrenz aus Asien umgehe. Brackmann forderte die Berufung eines EU-Koordinators für die gesamte maritime Wirtschaft in Europa.
Angela Merkel betonte in ihrer Rede auch die Bedeutung des Bodenseekreises für die maritime Wirtschaft. Starke Wirtschaftsunternehmen und viele Zulieferer seien hier vertreten, sagte sie.
Das unterstrich auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann: „Die maritime Ausrüstungsindustrie ist hier in der Region führend.“ Er mahnte die Vertreter der Branche aber auch zu schnellen Innovationen in Sachen Klimaschutz. „Das Artensterben und der Klimawandel, das sind die beiden großen Lebensfragen der Menschheit geworden. Wenn wir den Kurs nicht ändern, werden wir in bald schon in stürmische Zeiten kommen“, sagte Kretschmann. Auch er betonte, dass es wichtig sei, an der Weiterentwicklung synthetischer Kraftstoffe für die Schifffahrt zu arbeiten.
Dass Friedrichshafen zum Tagungsort erwählt worden war, wurde gleich mehrfach thematisiert. Umso mehr freuten sich Friedrichshafens OB Andreas Brand und der Landrat des Bodenseekreises, Lothar Wölfle, Gastgeber der Konferenz zu sein. „Mit Firmen wie MTU, ZF, Zeppelin GmbH oder Airbus Defence and Space haben wir hier wichtige Unternehmen für die Branche“, stellte Brand klar. Er betonte, dass Graf Zeppelin mit der Entwicklung der Zeppeline für zahlreiche Firmen den Grundstein legte, die heute zukunftsweisende Technologien auch für die Schiffahrtsbranche entwickeln. Und Landrat Wölfle ergänzte, dass zahlreiche Firmen aus dem Bodenseekreis der maritimen Industrie zulieferten.

Nach ihrer Rede verließ Merkel die Konferenz gleich wieder, um zurück nach Berlin zu fliegen. Zuvor ließ sie noch EU-Kommissar Günther Oettinger grüßen, der sich für Donnerstag angekündigt hat. Zudem lobte sie die Entscheidung, die Konferenz in Friedrichshafen auszurichten. Denn sowohl der Wein als auch die Küche seien am Bodensee hervorragend. Das sei eben „maritim einmal ganz anders.“