Kreuzfahrtschiffe oder Containerriesen, die auf unseren Weltmeeren unterwegs sind, haben ein Umweltproblem. Denn die meisten werden mit Schweröl oder Diesel angetrieben und verschmutzen mit immensen Emissionen die Luft. Doch in der Branche zeichnet sich ein neues Umweltbewusstsein ab, das neuen Technologien eine Chance gibt. Die Geschäftseinheit Zeppelin Power Systems des Häfler Unternehmens Zeppelin GmbH stellt in Zusammenarbeit mit Caterpillar leistungsstarke Schiffsmotoren her, die mit Flüssigerdgas (LNG) laufen. Und damit sind die Zeppelin-Ingenieure erfolgreich: Erst vor wenigen Wochen lief das neue Schiff der Aida-Cruises, die Aida Nova vom Stapel und ist das weltweit erste Kreuzfahrtschiff, das sowohl im Hafen als auch auf See mit umweltfreundlichem LNG betrieben werden kann. Die wichtigsten Fakten auf einen Blick:
- Welche Motoren kommen zum Einsatz? In der neuen Aidanova der Aida Cruises aus Rostock sind erstmals so genannte Dual-Fuel-Motoren verbaut, die LNG verbrennen und dieses somit als Treibstoff nutzen können. Zeppelin Power Systems lieferte vier "MaK Dual-Fuel-Motoren" mit einer Gesamtleistung von knapp 62 Megawatt pro Schiff. Sie wiegen pro Stück über 200 Tonnen. Ein Motor leistet 15440 Kilowatt bei 514 Umdrehungen pro Minute. Zum Vergleich ein VW-Golf-Motor leistet zwischen 63 bis 228 Kilowatt, je nach Modell. Zeppelin lieferte aber auch die Notdiesel-Aggregate sowie die gesamte LNG-Aufbereitungsanlage.

- Worin besteht der Vorteil für die Umwelt? Die meisten Kreuzfahrtschiffe fahren mit Schweröl oder Diesel, Umweltverbände bezeichnen Schiffe mit diesen Antrieben als regelrechte "Dreckschleudern", weil Feinstaub, Ruß, Stickoxide und Schwefeloxide ausgestoßen werden. Durch die Verbrennung von Flüssiggas verringert sich dadurch der Ausstoß von Stickoxiden um bis zu 80 Prozent, die CO2-Emissionen verringern sich um 20 Prozent, so die Angaben der Reederei. "Mit LNG entstehen keine Partikel im Abgas, Emissionen von Feinstaub und Schwefeloxiden werden nahezu vollständig vermieden", erklärt Volker Poßögel, Geschäftsführer der Zeppelin Power Systems. Er hofft, dass auch die Handelsflotte in Zukunft auf Flüssiggas-Antriebe setzt, die derzeit noch mit Schweröl unterwegs ist.
- Was sagen die Umweltverbände dazu? Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) bringt jedes Jahr ein Umwelt-Ranking der Kreuzfahrtschiffe heraus. In diesem Jahr ergab die Studie, das 75 von 76 Kreuzfahrtschiffen mit Schweröl unterwegs sind. Die Aidanova mit ihrem LNG-Antrieb schaffte es beim Ranking auf Platz 1. Einzig die deutschen Anbieter Hapag-Lloyd Cruises und TUI Cruises könnten bei der Luftreinhaltung einigermaßen mithalten, so der Nabu, weil sie auf ihren jüngsten Flottenzugängen Stickoxid-Katalysatoren einsetzten oder für die Versorgung mit Landstrom während des Hafenbetriebs gerüstet seien. "Es ist ein Skandal, dass 2018 noch Schiffe auf den Markt kommen, die auf Schweröl ausgelegt sind", so Nabu-Chef Leif Miller. Die Aidanova sei dagegen das umweltfreundlichste Kreuzfahrtschiff aller Zeiten, so Nabu-Verkehrsexperte Daniel Rieger.
- Ist es nicht gefährlich, Flüssiggas an Bord eines Kreuzfahrtdampfers zu haben? "Nein", antwortet Volker Poßögel, Geschäftsführer der Zeppelin Power Systems klar auf diese Frage. Denn das Gas werde, um es lagern zu können, auf etwa minus 160 Grad heruntergekühlt, so werde es flüssig. "Die Vorstellung, dass im Bauch des Schiffes zahllose Propangasflaschen lagern ist völlig falsch", erklärt Poßögel. Erst wenn das Gas benötigt werde, werde es verdunstet. Zudem wird der Einsatz von LNG in der Schifffahrt durch den „International Code of Safety for Ships using Gases or other low-flashpoint Fuels“ (IGF-Code) reguliert. Dieser enthält genaue Vorschriften für Schiffe, die mit Gas oder Flüssigkeiten mit einem niedrigen Flammpunkt betrieben werden.
- Ist Flüssiggas der Antriebsart der Zukunft? Im Moment ist die Verwendung von LNG die umweltschonendste Variante, allerdings ist das Gas auch ein fossiler Brennstoff. "Wenn wir alle Schiffe mit dieser Technik ausrüsten könnten, wären wir schon einen Schritt weiter", erklärt Volker Poßögel. Trotzdem sei LNG nur eine Zwischenlösung zum CO2-neutralen Schiffsbetrieb. Zeppelin Power Systems wird bis zum Jahr 2023 insgesamt sechs weitere Schiffe der AIDA-Flotte mit den LNG-Motoren ausstatten. Grundsätzlich ist es laut Poßögel auch möglich, Schiffe umzurüsten.
- Was machen andere Motorenbauer? Auch der Friedrichshafener Motorenbauer MTU will seine Antriebe noch sauberer machen. Dabei setzt das Unternehmen auf einen neuen Schiffsmotor, der mit Erdgas aber auch mit regenerativ erzeugtem, synthetischem Erdgas läuft (Power-to-Gas-Technik).Am Bodensee wird von 2019 an eine neue Fähre der Stadtwerke Konstanz mit einem solchen MTU-Gasmotor betrieben.
Die Zeppelin GmbH
Der Zeppelin Konzern ist weltweit an 190 Standorten aktiv und hat 8000 Mitarbeiter. Organisiert ist das Unternehmen in einer Managementholding und sechs Strategischen Geschäftseinheiten: Baumaschinen EU, Baumaschinen CIS, Rental, Power Systems, Anlagenbau und Z Lab. Die Zeppelin GmbH ist die Holding des Konzerns mit juristischem Sitz in Friedrichshafen.
Zeppelin Power Systems mit Sitz in Hamburg ist Partner von Caterpillar für Motoren der Marken Cat und MaK und ein Anbieter von Antriebs- und Energiesystemen. Das Unternehmen bietet Systemlösungen in den Bereichen Industrie- und Marineanwendungen, Öl- und Gasindustrie, Schienenfahrzeuge, Strom- und Wärmeerzeugung. (mom)