Leicht hat es Claus-Dieter Wehr, Geschäftsführer des Bodensee-Airports, derzeit nicht gerade. Am Montag musste er erneut vor dem Gemeinderat erklären, warum der Flughafen wieder ein dickes Minus gemacht hat. Insgesamt beläuft sich der Verlust auf 1,7 Millionen Euro – 2016 waren es bereits 1,5 Millionen Euro. Grund für die schlechten Zahlen waren auch die vielen Turbulenzen, in die der Bodensee-Airport in den vergangenen Jahren geraten war. Die Insolvenzen von Intersky und VLM sowie den Rückzug der Air Berlin und People's Viennaline waren herbe Rückschläge, die erst mit der Aufnahme der Düsseldorf-Verbindung durch die Sun Air Anfang Juni etwas gedämpft werden konnten.
Passagierzahlen entwickeln sich gut
Claus-Dieter Wehr betonte aber, dass das operative Geschäft des Flughafens positiv und alle Investitionen aus dem laufenden Geschäft gestemmt worden seien – Grund für die hohen Verluste seien vor allem Zinsen, Tilgungen und Abschreibungen. "Auch die Passagierzahlen entwickeln sich positiv", so Wehr. Dazu trugen eine vierte Frequenz im täglichen Flugverkehr nach Frankfurt dank höherer Nachfrage ebenso bei wie das starke Wachstum auf den Wizz-Air-Strecken nach Osteuropa und mehr Passagiere, die bei Germania und Eurowings buchten.
Wehr betonte, dass das Ergebnis des Bodensee-Airports im Vergleich zu anderen Regionalflughäfen in Deutschland "ganz gut" sei. "Trotzdem verlieren wir natürlich die schwarze Null nicht aus den Augen", so der Flughafen-Chef.
Grundsatzkritik von den Grünen
Der Gemeinderat entlastete schließlich den Geschäftsführer Claus-Dieter Wehr, allerdings stimmten die sechs Mitglieder der Grünen-Fraktion dagegen. Schon in ihrer Fraktionserklärung hatte Mathilde Gombert erklärt, dass eine private Firma bei solchen Zahlen schon längst Konkurs angemeldet hätte. "Aber wir haben ja spendable Gesellschafter, die jederzeit nachschießen", sagte Gombert, um dann eine grundsätzliche Kritik loszuwerden. "Fliegen ist schlecht für das Klima und den Preis für den immer weiter zunehmenden Luftverkehr zahlen die nachfolgenden Generationen – wir sind der Auffassung, dass es keinen Sinn macht, weiter Geld in den Flughafen zu stecken", erläuterte Gombert und kritisierte nebenher noch eine Pensionsrückstellung in Höhe von 309.000 Euro für einen ehemaligen Geschäftsführer.
Alle anderen Fraktionen sprachen sich klar für den Flughafen aus. "Das Ergebnis ist ganz passabel", sagte etwa Norbert Fröhlich (CDU) und fügte hinzu, dass die CDU zu der Verantwortung stehen wolle. "Der Airport ist wichtig für die ganze Region", stellte Fröhlich fest. Es sei nicht erfreulich, dass das Land Baden-Württemberg sich an der Finanzierung nicht beteilige.
Daran knüpfte auch Dieter Stauber für die SPD an. "Wir werden uns dafür einsetzen, dass sich das Land an weiteren nötigen Kapitalerhöhungen sowie an dringenden Investitionen beteiligt", so Stauber, denn das sei eine Verpflichtung eines Gesellschafters. Er wünschte Flughafen-Chef Claus-Dieter Wehr "Glück, einen langen Atem und steigende Passagierzahlen".
Hoffnung auf neue Strecken
Eberhard Ortlieb (Freie Wähler) gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass bald weitere innerdeutsche Strecken etabliert werden können. "Dann sehen wir ein Licht am Ende des Tunnels, wenn auch nur ein schwaches", fügte er blumig hinzu. Gerlinde Ames sprach sich für die FDP klar für den Flughafen aus. "Friedrichshafen ohne Flughafen wäre für mich nicht vorstellbar, schließlich sind wir die Stadt der Mobiliät", so die Stadträtin.
Flughafen bekommt neuen Rollweg für die Flugmesse Aero
Eigens für die Luftfahrtmesse Aero wird eine neue Rollbahn angelegt. Diesem Antrag zur Änderung der luftrechtlichen Genehmigung des Flughafens stimmte der Gemeinderat am Montag zu – auch hier versagten nur die Grünen ihre Zustimmung.
- Änderung für Ultraleicht-Flugzeuge: Bisher durften Luftfahrzeuge der Klasse „Ultraleicht“ (UL) den Flughafen Friedrichshafen nuranfliegen, wenn sie am Flughafen Friedrichshafen stationiert sind oder eine Werft in Friedrichshafen aufsuchen wollten. Nun soll für Ultraleichtflugzeuge zusätzlich ein Passus aufgenommen werden, der den Betrieb dieser Luftfahrzeuge während Messe AERO mit vorheriger Zustimmung des Flughafens erlaubt.
- Was wird gebaut? Um die Sicherheit bei den Rollvorgängen während der Messe zu erhöhen, soll ein zusätzlicher Abrollweg am Ende der Landebahn 24 aufgenommen werden, der dazu dient, Parkpositionen auf der Messeseite des Flughafens ohne ein Kreuzen der aktiven Landebahn zu erreichen, erläuterte Flughafen-Chef Claus-Dieter Wehr. Bei der Aero ist besonders viel Flugverkehr beim Bodensee-Airport, meist von kleinen Flugzeigen. Die Parkflächen für diese Flieger liegen auf der Messeseite, daher mussten sie der Vergangenheit die Landebahn queren. Der neue Rollweg soll also die Sicherheit verbessern, Risiken minimieren und nur während der Messe AERO genutzt werden.
- Wie hoch sind die Kosten? Airport-Geschäftsführer Claus-Dieter Wehr schätzt die Kosten der anstehenden Investition auf maximal 100.000 Euro. "Die Ausführung erfolgt in Schotterrasen vermutlich erst nach der Aero 2019", erläuterte der Flughafen-Chef den Gemeinderäten. (mom)