Die Firmen Liebherr-Aerospace und das Unternehmen Aerospace Transmission Technologies (ATT) wollen gemeinsam ihre Standorte erweitern – dafür sollen nun 3,4 Hektar Wald weichen, das sind 34 000 Quadratmeter – eine Fläche etwa so groß wie drei Fußballfelder. 5050 Unterzeichner, davon knapp 2900 aus Friedrichshafen, hatten sich an einer Unterschriftenaktion gegen diese Planungen ausgesprochen.
Das sagen die Parteien und Wählervereinigungen:
CDU: Beim Liebherr-Projekt müssen wir ganz genau hinschauen. Die CDU beurteilt die Erweiterungspläne der Firma Liebherr in den Seewald hinein sehr kritisch. Der Seewald hat eine hohe stadtklimatische Bedeutung, die Häfler schätzen dieses Stück Natur sehr. Ein Eingriff in den Seewald, auch wenn es weniger als ein Prozent der Waldfläche beträfe, kommt für uns als CDU nur bei einer Gefährdung der Zukunft des örtlichen Liebherr-Betriebes in Betracht und nur dann, wenn zumutbare Alternativen zur Erweiterung fehlen.
Freie Wähler: Wir wünschen zunächst die Klärung aller möglichen Alternativen (anderer Standort, Aufstockung, usw.), erst dann können wir im Rahmen einer Güterabwägung eine Entscheidung treffen. Selbstverständlich sind wir strikt gegen weitere Maßnahmen jeglicher Art in diesem Bereich. Der Seewald ist eine wichtige und schützenswerte Grünschneise und daher ist der Interessenkonflikt zwischen Arbeitsplätzen und Erhalt sehr groß. Es müssen alle alternativen Möglichkeiten der Erweiterung von Liebherr kritisch überprüft werden.
SPD: Umwelt- und Naturschutz haben höchste Priorität. Wir haben dem Planungsverfahren zugestimmt, damit alles auf den Prüfstand kommt, von den klimatischen Auswirkungen über den Arten- und Pflanzenschutz bis hin zu angemessenen Ausgleichsmaßnahmen. Erst wenn die naturschutzrechtlichen Beurteilungen vorliegen, sind seriöse Grundlagen für eine Entscheidung gegeben. Realisierbare Alternativen haben für uns zwingend Priorität. Falls sich die Befürchtungen bestätigen, wird die SPD-Fraktion einer Rodung nicht zustimmen.
Bündnis 90/Die Grünen: Sie setzen sich für die vollständige Erhaltung des Seewalds ein. Eine Rodung wäre aufgrund der vielen dort lebenden geschützten Tierarten und vor dem Hintergrund des positiven Effekts von Wäldern und Grünflächen auf das Stadtklima durch nichts zu rechtfertigen und verantwortungslos. Ohnehin gibt es für das Bauvorhaben der beiden Unternehmen Alternativen, die einen deutlich geringeren Eingriff in die Umwelt darstellen würden. Daher halten wir es nicht für sinnvoll, Arbeitsplätze gegen die Umwelt auszuspielen.
FDP: Der Seewald ist ökologisch und für die Naherholung als große zusammenhängende Waldfläche sehr bedeutsam. Der Gemeinderat hat die Stadtverwaltung aufgefordert, die naturschutzrechtlichen Gutachten einzuholen, die notwendig sind, um beurteilen zu können, ob Liebherr eine Erweiterung ermöglicht werden kann. Es geht um gut drei Hektar, also knapp ein Prozent des Seewaldes. Die FDP möchte anhand von Fakten die Vor- und Nachteile abwägen. Wir sind bereit über dieses eine Prozent nachzudenken.
Netzwerk für Friedrichshafen: Nach Aussage der Firma Liebherr sind bei fehlender Erweiterung weder die bestehenden Arbeitsplätze noch der Standort selbst in Gefahr. Wir lehnen daher den offensichtlich einfachen Weg einer Teilrodung des Seewaldes ab und fordern Liebherr auf, die Erweiterung durch eine zukunftsfähige Überplanung der bestehenden Fläche und unter Einbeziehung der von der Stadt angebotenen Erweiterungsfläche vorzunehmen. Mehrgeschossige Gebäude und kein Parken in der Fläche sind hier der richtige Weg.
ÖDP: Wir sind gegen die Abholzung eines Teiles vom Seewald für die Erweiterungspläne von Liebherr Aerospace und ATT. Das Arbeitsplatzargument überzeugt uns nicht. Wir müssen damit aufhören, immer wieder Umwelt- und Naturschutz einerseits und Wirtschaft/Arbeitsplätze andererseits gegeneinander auszuspielen und stattdessen lernen, wirtschaftliche Notwendigkeiten im Einklang mit Natur und Umwelt zu lösen. Im konkreten Fall liegen dazu ja bereits mehrere Alternativen auf dem Tisch. Was allein fehlt, ist der gute Wille!
Die Linke: Wir sind gegen die Rodung des Seewalds. Zwar ist eine Firmenerweiterung oft für die Beschäftigungssituation positiv, jedoch wird ein Teil Umwelt zerstört. Eine grundsätzlich investitionsfreundliche Haltung heißt nicht, alle Wünsche der Industrie als alternativlos anzusehen. Unsere Abwägung ergibt, dass gerade dieser Bereich den Menschen als Erholung, der Stadt als Frischluftlieferant und wichtiger CO²-Speicher dienen soll. Wir müssen vorsichtiger mit unserem Flächenverbrauch umgehen, zumal es Alternativen gibt.
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