Brigitte Geiselhart

Die Augen der jungen Frau strahlen. Ihr Lachen ist ansteckend, sie verbreitet Optimismus und sprüht nur vor Energie. Stefanie Helms geht es gut, das sieht man ihr an. Sie hat eine eigene Wohnung in Friedrichshafen, steht weitgehend auf eigenen Füßen. Sie liebt Herausforderungen, vor allem auch im Berufsleben. Als Zimmerfrau im Ringhotel Krone in Schnetzenhausen darf sie Tag für Tag beweisen, was sie kann – und ist mit sich und ihrer Welt zufrieden. "Dass ich den Sprung in den ersten Arbeitsmarkt geschafft habe, darauf bin ich schon stolz", sagt die 27-Jährige.

Stefanie Helms ist mit dem Down-Syndrom zur Welt gekommen. Trisomie 21, wie es in der Fachsprache heißt, bedeutet, dass das Chromosom 21 nicht doppelt, sondern dreifach vorhanden ist. "Das Schönste für mich ist, dass meine Eltern immer das Beste für mich wollten. Ich bin so froh, dass ich sie und meine beiden Geschwister habe", sagt sie heute. Stefanie Helms weiß, wie wichtig die familiäre Geborgenheit und Unterstützung all die Jahre war – und auch weiterhin sein wird.

"Was man heute Inklusion nennt, war damals nicht üblich", blickt ihre Mutter Edeltraud zurück. Nach dem Regelkindergarten habe die kleine Steffi zunächst die wohnortnahe Irisschule in Eriskirch besucht. Drei Jahre später sei die Wahl aus organisatorischen Gründen dann leider doch auf die sonderpädagogische Tannenhagschule in Fischbach gefallen. "Der Übergang war für mich ziemlich schwierig, weil ich doch in meiner eigenen Gemeinde viele Kontakte hatte", erinnert sich auch Stefanie Helms noch genau.

"Betten beziehen macht richtig Spaß, wenn man es gut kann." Stefanie Helms (links) hat als Zimmerfrau im Ringhotel Krone seit acht ...
"Betten beziehen macht richtig Spaß, wenn man es gut kann." Stefanie Helms (links) hat als Zimmerfrau im Ringhotel Krone seit acht Jahren auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß gefasst. Auch Hausdame Priska Salomon ist mit ihr sehr zufrieden. | Bild: Brigitte Geiselhart

Noch vor Abschluss der Schulzeit absolvierte sie immer wieder Praktika. Arbeitete unter anderem im Heim Pfingstweid oder in der Liebenau in der Wäscherei, auch als Servicekraft im Gästehaus Kloster Moos. "Steffi fühlte sich oft unterfordert. Sie sah ihre berufliche Zukunft definitiv nicht in einer betreuten Werkstatt", sagt ihr Vater Jürgen. Dann war die vermeintliche Chance da. Neben der Schule war Stefanie Helms in einem Häfler Hotel-Restaurant eineinhalb Jahre in verschiedenen Bereichen tätig. Schenkte Kaffee aus, putzte die Theke, führte auch mal den Hund des Hauses aus und war total glücklich – bis dann aus heiterem Himmel eines Abends per E-Mail die Absage kam, man könne sie jetzt doch nicht langfristig beschäftigen. "Ich war total traurig. Diesen Rückschlag musste ich erst mal verkraften", erzählt die junge Frau. Als "eine Art letzter Strohhalm mit Blick auf den ersten Arbeitsmarkt", wie Jürgen Helms sagt, blieb eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme im Häfler Berufsschulzentrum.

Und heute? Alles hat sich für Stefanie Helms zum Guten gewendet. "Betten beziehen macht richtig Spaß, wenn man es gut kann", sagt sie lachend an einem für sie normalen Arbeitstag im Ringhotel Krone. Ihre Eltern hatten den Kontakt zu Hotelchef Guido Ruess und zur stellvertretenden Geschäftsführerin Diana Möller hergestellt – und ein paar Tage später kam die Einladung zum Gespräch. Die Chemie stimmte. Die Hotelleitung konnte sich Steffi gut im Housekeeping-Bereich vorstellen.

Stefanie Helms (Mitte) – hier mit Hausdame Priska Salomon (links) und der stellvertretenden Geschäftsführerin Diana Möller, fühlt sich ...
Stefanie Helms (Mitte) – hier mit Hausdame Priska Salomon (links) und der stellvertretenden Geschäftsführerin Diana Möller, fühlt sich bei ihrer beruflichen Tätigkeit im Ringhotel Krone wohl und akzeptiert. | Bild: Brigitte Geiselhart

Das war vor acht Jahren. Aus einem Praktikum ist ein festes, unbefristetes Arbeitsverhältnis mit 22,5 Wochenstunden geworden. "Es war einfach super, dass ich hier anfangen konnte", kommt Stefanie Helms ein wenig ins Schwärmen. "Langweilig wird's mir garantiert nicht. Ich behalte mir zwei bis drei Aufgaben jeweils im Kopf, dann geht alles ratzfatz." Bäder reinigen, Betten machen, staubsaugen, auch in der Wäscherei mal helfen – je nachdem, wie viel los ist, kann man da schon mal ins Schwitzen kommen. "Na und? Papa hockt nur im Büro am PC rum oder telefoniert", vergleicht sie und muss herzhaft lachen. Keine Frage, sie fühlt sich wohl und vor allem auch akzeptiert. "Ja, wir sind mit Steffi sehr zufrieden. Sie ist ehrgeizig und sehr motiviert", bestätigt Hausdame Priska Salomon – auch mit ihr stehen die Eltern in gutem, regelmäßigem Austausch.

Seit diesem Sommer hat Stefanie Helms eine eigene Wohnung in der Stadt bezogen. "Das gehört zur Selbstständigkeit und zum Erwachsenwerden dazu." Um schmunzelnd hinzuzufügen: "Außerdem kann ich jetzt selbst übers Fernsehprogramm entscheiden." Im Sommer fährt sie schon mal mit dem Fahrrad zur Arbeit, ansonsten mit dem Bus. Ein Faible für schöne Fingernägel hat sie, geht auch gerne mit Mama shoppen. Und sie ist Mitglied der Eriskircher Narrenzunft Streibemahder. "Nach der schönen betrieblichen Weihnachtsfeier freue ich mich jetzt aufs Weihnachtsfest in meiner Familie – und auf ein tolles Arbeitsjahr 2018."

Down-Syndrom

Das Down-Syndrom ist ein bei Menschen vorkommendes Syndrom, bei dem aufgrund einer Genommutation (Chromosomenaberration/Polyploidie) das gesamte 21. Chromosom oder Teile davon dreifach vorhanden sind (Trisomie). Eine weitere übliche Bezeichnung dafür lautet dementsprechend Trisomie 21. Statistisch gesehen ist weltweit etwa eines von 700 Neugeborenen betroffen. (ght)