Wenn am 22. Juni Alice Merton mit ihrer Band auf der "Southside“-Bühne in Neuhausen ob Eck steht, ist E-Bassist Alex Broschek mit dabei. Es ist eins der Konzerte, die der Häfler Musiker in diesem Jahr mit dem Star absolviert, der 2016 mit "No Roots“ durchgestartet ist und mit dem neuen Album "Mint“ gerade um die Welt tourt. Zuletzt spielte er beim Silvesterkonzert in Berlin vor Millionen Menschen am Brandenburger Tor mit Alice Merton, neben anderen Musikern wie Glasperlenspiel, Namika oder DJ Bobo. "Das war wie ein kleines Klassentreffen, ich hab’ da viele Studienkollegen wiedergetroffen“, erzählt er.

Studium in Mannheim im zweiten Anlauf
Mit 18 war für den Schüler am Karl-Maybach-Gymnasium eigentlich schon klar, dass er Musiker werden will. Obwohl er mehr Zeit in die Gitarre als ins Abi investiert, blitzt er im ersten Anlauf an der Musikhochschule in Mannheim ab. "Andere waren besser“, konstatiert er rückblickend. Aufgeben galt aber nicht. Weiter üben und Essen auf Rädern für die Bruderhaus Diakonie ausfahren, war seine Devise. Im Jahr darauf gab’s dann sogar zwei Zusagen – bei der Jazz-Hochschule in Freiburg und fast zeitgleich in Mannheim. Die Wahl fiel auf acht Semester E-Bass an der Staatlichen Musikhochschule, die maximal zwei Bassisten pro Jahrgang aufnimmt.
Viele Musikprojekte gleichzeitig
"Ich wollte alles mitnehmen, was geht“, erklärt Alex Broschek, warum er sich 2013 im dritten Studienjahr parallel an der Popakademie in Mannheim eingeschrieben hat, wo er immer noch bei Dozenten Privatstunden nimmt und sein Netzwerk pflegt. Es folgten noch während des Studiums die ersten Engagements von Bands, Konzerte, Tour-Erfahrungen. "Zeitweise liefen zehn bis zwölf Projekte zeitgleich. Das war kaum zu schaffen“, stellte er schnell fest und zog die Notbremse. Mit zwei Bands ging er weiter auf Tour: mit Pralla Soundsystem und Eternal Quest, die in Richtung Hiphop unterwegs sind.
Alice Mertons Band gründet sich an der Popakademie
2013 lernt Alex Broschek an der Popakademie Alice Merton kennen, die im selben Jahrgang wie er studiert. Die Chemie stimmt. Um die Deutsch-Kanadierin bildet sich aus einigen Kommilitonen eine Band, die zusammen begeistert Musik macht, vieles ausprobiert. "Alice weiß genau, was sie haben will“, erzählt Alex Broschek, der zum Ende des Studiums nur noch mit ihrer Band unterwegs und seither mit ihr befreundet ist.
Bis er beim berühmten Nachtwandel-Festival in der Mannheimer "Mucki-Bude“ auf Jonathan Zelter trifft. Musikalisch haben beide unterschiedliche Vorlieben, "aber bei seiner Musik sind wir uns einig“, sagt Alex Broschek, der die Stimme des Singer-Songwriters klasse findet. Beide haben einen engen Draht zueinander gefunden.
Enger Draht zu Jonathan Zelter
Heute ist Jonathan Zelter sein Hauptprojekt, wobei Alex Broschek, der eine Vorliebe für Jazz und improvisierte Töne hat, immer wieder Abstecher in andere Genre macht wie derzeit in einem Samba-Projekt. "Ich will viel und möglichst unterschiedlich gute Musik machen, breit aufgestellt sein. Mit einer Band jeden Abend auf der Bühne die selben Songs spielen ist nicht so meins“, sagt er. Es ist ein Grund, warum er nicht mit Alice Merton um die Welt von Konzert zu Konzert jettet, obwohl auch das für ihn mit Sicherheit ein "Riesen-Ding“ wäre, weil man sich untereinander einfach super verstehe.
Musikschullehrer-Job "wie ein Sechser im Lotto"
Der andere Grund ist ein sehr bodenständiger. 2017 bekommt er den Job als Lehrer an der Musikschule in Friedrichshafen, "für mich wie ein Sechser im Lotto“, sagt Alex Broschek. Obwohl er anfangs nur einen Tag in der Woche Schüler am E-Bass oder der E-Gitarre unterrichtet – heute sind es zwei Tage -, kann der Musiker mit dem Geld fest rechnen, ist die Krankenkasse jeden Monat sicher bezahlt. "Ich unterrichte von Herzen gern“, sagt der junge Mann, "und genau dort, wo ich zuhause bin“. Denn diese "konservative Alex-Variante“ ermöglicht ihm weiter ein Privatleben mit Familie und Freunden, was ihm sehr wichtig ist.
Zeit für musikalische Experimente
So bleibt außerdem viel Zeit für musikalische Experimente und tolle Erlebnisse. Alex Broschek verfolgt die gleiche Devise wie im Studium: so viel wie möglich mitnehmen. Mit Jonathan Zelter und Band war er schon mehrfach im "ZDF-Fernsehgarten“ oder für die TV-Serie "Verrückt nach Meer“ von Mexiko bis nach New York als Stargast an Bord des Kreuzfahrtschiffs Grand Lady. "Das war bezahlter Urlaub“, erinnert sich der 28-Jährige gern an die Pazifik-Rundreise im musikalischen Auftrag. In den nächsten Monaten stehen einige Konzerte mit Zelter auf dem Programm, mit dem er auch Songs zusammen schreibt.
Neues Projekt mit dem Pianisten Luca Sestak
Sein neuestes Projekt ist Musik mit dem Pianisten Luca Sestak, den er ebenfalls von der Popakademie kennt und der musikalisch genauso breit aufgestellt ist wie der E-Bassist. Die gemeinsam eingespielte Platte erscheint nächstes Jahr. Nicht nur mit Zelter, auch mit dem Sestak-Trio geht er auf Tour, wird viele Wochenenden unterwegs sein. "Ich hab’ viel Glück gehabt bisher“, sagt Alex Broschek, der die Ruhe in Person ist und auf sich zukommen lässt, was musikalisch noch so alles auf ihn wartet.
Legendärer E-Bass
Wer im Internet Videos von Jens Ritter Instruments anschaut, sieht meistens Alex Broschek beim Spiel. Der berühmte Pfälzer Instrumentenbauer engagiert den Häfler E-Bassisten immer wieder, um seine neuesten Entwicklungen vorzustellen und deren musikalisches Potenzial und Klangbild zu präsentieren. Jens Ritter baut seit 1996 sehr spezielle, kunstvolle E-Gitarren und E-Basse für die Größen der Musikszene, darunter Lady Gaga oder den Bassisten Phil Lesh von "Grateful Dead“. Der weiße E-Bass von Ritter ist Alex Broscheks Hauptinstrument.