Corinna Raupach

Man habe dieses Jahr ein besonders spannendes Motto, nämlich "Theater von wem? Für wen?", sagt Organisator Jürgen Mack. "Spannend auch, weil sich in unserer Gesellschaft durch die Zuwanderer so viel verändert hat. Der Kulturbegriff hat eine ungeheure Erweiterung erfahren, es geht auch um Kommunikation und Selbstverständnis", sagt Mack.

Migration, Integration und Inklusion sind von je her Schwerpunkte des Theatertreffens. Das spiegelt sich in mehreren Produktionen: Die "Theatergäng" der Lebenshilfe Ravensburg beschäftigt sich mit dem alten Onkel Max, der Fremden in seiner Villa Unterschlupf bieten soll. Beim interkulturellen Theater Freiburg geben Geflüchtete, Migranten und Einheimische die selbst entwickelte Satire "Sicher in Finistan". Als Tanz gestaltet die italienische Compagnia Teatrale Costellazione die Geschichte einer Ankommenden in "Chocolat". "touching moves" von "Beyond the eyes" aus Marburg lädt das Publikum ein, den Tanz der Darsteller wahrzunehmen und mit ihnen zu interagieren, ohne sie zu sehen.

"Bei den Theatertagen wollen wir Menschen aktivieren, selbst ins Theater einzusteigen", sagt Gerhard Schöll, der sowohl Leiter der Bodenseeschule als auch Kassier des Vereins Theatertage. Das gilt vor allem für Kinder und Jugendliche, deren Programm "justSee" schon am Mittwoch beginnt. Die weiteste Anreise hat das "Piano Theatre" aus Nishny Novgorod in Russland. Seit über 20 Jahren besteht am dortigen Internat für taubstumme Kinder ein Theaterprojekt, in dem Kinder Szenen und Stücke in freier Improvisation erarbeiten. Sie schlüpfen in die Rollen von Geiger und Geige, Koch und Hühnchen oder von Baum, Wind und Regen. Aus der Partnerstadt Sarajevo kommen Schüler des High School Drama Studios. In "You think I can't see" setzen sie sich aufgrund wahrer Begebenheiten mit dem Thema Gewalt auseinander. Viele von ihnen haben als Kinder den Bürgerkrieg noch erlebt. Aus der Nähe zu Gast sind das "Club 3 Theater Ravensburg", der Jugendclub der Jungen Ulmer Bühne und die Theater AG der Mittelschule Kempten.

Die Aufführungen finden in der Häfler Bodenseeschule statt, an den Projekten beteiligen sich weitere Schulen und das Schulmuseum. Informationen und Programm: www.theatertageamsee.de. Für einige Wochenendkurse sind noch Anmeldungen möglich.